Neu­see­land wird IBA ver­las­sen und sich World Boxing anschließen

Neuseeland würde damit dritter Mitgliedsverband

Der neu­see­län­di­sche Box­ver­band »Boxing New Zea­land« wird sei­ne Mit­glied­schaft in der IBA been­den und sich statt­des­sen dem neu gegrün­de­ten Welt­ver­band »World Boxing« anschlie­ßen. Dies berich­te­te das Bran­chen­por­tal »Insi­de the Games« heu­te am 12. Juli 2023.

Die Mit­glie­der hät­ten dafür gestimmt, die IBA zu ver­las­sen, erklär­te Ste­ve Hart­ley, Prä­si­dent des neu­see­län­di­schen Ver­ban­des. Man wer­de nun so schnell wie mög­lich die Mit­glied­schaft in »World Boxing« beantragen.

Damit ist Neu­see­land nach den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka und der Schweiz der drit­te natio­na­le Box­ver­band, der dem frü­he­ren Welt­ver­band des olym­pi­schen Boxens IBA den Rücken zuwen­det und sei­ne Zukunft statt­des­sen bei »World Boxing« sieht.

Nach Aus­kunft von »World Boxing« haben aller­dings bereits meh­re­re Dut­zend natio­na­le Box­ver­bän­de Kon­takt zum neu­en Welt­ver­band auf­ge­nom­men, nach­dem die IBA am 22. Juni end­gül­tig die Aner­ken­nung als olym­pi­scher Sport­ver­band ver­lo­ren hatte.

Neu­see­land wur­de durch die IBA abgestraft

Der neu­see­län­di­sche Ver­bands­prä­si­dent Ste­ve Hart­ley zählt zu den ent­schie­dens­ten Kri­ti­kern der seit Dezem­ber 2020 durch den Rus­sen Umar Kreml­ev geführ­ten IBA. Im Mai 2022 unter­sag­te die »Boxing Inte­gri­ty Unit« (BII) der IBA ihm und wei­te­ren Per­so­nen die Kan­di­da­tu­ren für wich­ti­ge Ämter im Ver­band. Die Grün­de für den Aus­schluss von der Wahl waren faden­schei­nig und hiel­ten nicht lan­ge stand. Der ange­ru­fe­ne Inter­na­tio­na­le Sport­ge­richts­hof CAS erklär­te das Vor­ge­hen der BII für unan­ge­mes­sen und rechts­wid­rig.

»Boxing New Zea­land« gehört außer­dem neben Schwe­den, den Nie­der­lan­den und Deutsch­land zu den vier natio­na­len Box­ver­bän­den, die von der IBA wegen Kon­tak­ten zu »World Boxing« bis heu­te sus­pen­diert wur­den und seit­dem Ein­schrän­kun­gen im sport­li­chen Ver­kehr hin­neh­men müssen.

World Boxing strebt nach Aner­ken­nung durch das IOC

»World Boxing« strebt nach dem end­gül­ti­gen Aus­schluss der IBA aus der Fami­lie der olym­pi­schen Sport­ver­bän­de die Aner­ken­nung durch das Inter­na­tio­na­le Olym­pi­sche Komi­tee (IOC) an, um die Zukunft der olym­pi­schen Kern­sport­art Boxen zu retten.

Bei den Olym­pi­schen Som­mer­spie­le in Paris 2024 ist Boxen trotz des Aus­schlus­ses der IBA jedoch Teil des Sport­pro­gramms geblie­ben: Das IOC wird das olym­pi­sche Box­tur­nier (nach Tokyo im Jahr 2021) zum zwei­ten Mal selbst aus­rich­ten. Für Los Ange­les 2028 sah es jedoch lan­ge Zeit düs­ter aus: Im vor­läu­fi­gen Pro­gramm war Boxen nicht mehr ent­hal­ten. Zuletzt gaben aber IOC-Funk­tio­nä­re Zusa­gen, dass auch in Los Ange­les wie­der geboxt werde.

Mit Aus­sa­gen zu einer mög­li­chen Aner­ken­nung von »World Boxing« hält sich das IOC aktu­ell noch zurück. Offen­bar beob­ach­tet man in Lau­sanne die Ent­wick­lung der Din­ge rund um den neu­en Ver­band. Ent­schei­dend wird dabei sein, ob erkenn­bar wird, dass »World Boxing« den Box­sport glo­bal auf hohem Niveau ver­tre­ten wird und die erfor­der­li­che Finanz- und Orga­ni­sa­ti­ons­kraft ent­wi­ckelt, die von einem Welt­ver­band des olym­pi­schen Sports erwar­tet wird.

Das IOC zeigt sich noch abwartend

Die augen­blick­li­che Zurück­hal­tung des IOC ist einer­seits ver­ständ­lich: Der Sport genießt eine hohe Auto­no­mie und muss sich im Kern selbst orga­ni­sie­ren. Ande­rer­seits ist das Schwei­gen des IOC aber auch ein Pro­blem für »World Boxing«. Ein Signal aus Lau­sanne, das wenigs­tens eine Road­map zu einer mög­li­chen Aner­ken­nung erkenn­bar wer­den lie­ße, wür­de dem neu­en Ver­band sicher­lich enor­men Schub gegen. Es wür­de als deut­li­ches Zei­chen wohl auch schon rei­chen, wenn das IOC dem neu­en Ver­band in Paris 2024 einen Beob­ach­ter­sta­tus ein­räu­men würde.

Der asia­ti­sche Kon­ti­nen­tal­ver­band ASBC scheint auf sol­che Zei­chen zu war­ten: Unmit­tel­bar nach dem Aus­schluss der IBA war der Ver­band auf deut­li­che Distanz zum alten Welt­ver­band gegan­gen und beton­te sei­ne uner­schüt­ter­li­che Bin­dung an die olym­pi­sche Per­spek­ti­ve des Box­sports. Aller­dings war auch zu hören, dass man sich erst dann einem neu­en Ver­band anschlie­ßen wol­le, wenn die­ser die Aner­ken­nung des IOC erlange.

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: