Boxen fin­det – natür­lich – in ers­ter Linie in der Box­hal­le statt. Immer mit Schweiß ver­bun­den, nicht sel­ten auch mit Schmer­zen. Die eige­ne Erfah­rung mit sich selbst, mit dem was man ist und was man sein will, ist uner­setz­lich. Auch die Erfah­rung der ande­ren als Part­ner und als Gegen­über wirft Licht auf einen selbst. Gera­de die­ses Erfah­rungs­po­ten­zi­al des Boxens hat vie­le Men­schen ange­regt, sich mit dem Boxen zu befas­sen. Trai­nings­wis­sen­schaft­lich, sozio­lo­gisch, künst­le­risch und his­to­risch. Wer sich über die Trai­nings­stun­den hin­aus mit dem Boxen befas­sen möch­te, fin­det hier eini­ge Anregungen.

Titel / AutorBeschrei­bung
»Leben für den Ring. Boxen im ame­ri­ka­ni­schen Ghet­to«, von Loic WacquantDer fran­zö­si­sche Sozio­lo­ge Loic Wac­quant unter­nahm Anfang der 2000er Jah­re eine Feld­for­schung ande­rer Art: Um die Lebens­be­din­gun­gen in den us-ame­ri­ka­ni­schen Ghet­tos ken­nen­zu­ler­nen, trat er in ein Box­gym in Chi­ca­go ein. Als teil­neh­men­der Beob­ach­ter pass­te er sich dem an, was er vor­fand – und ent­deck­te bald sein Inter­es­se an die­sem Sport, der ihm anfangs doch eigent­lich nur den Weg zu sei­nem For­schungs­ge­gen­stand ebnen soll­te. Wac­quant nahm das Boxen so ernst, dass er am Ende sogar eini­ge Wett­kämp­fe bestritt. Wir wis­sen: Das macht man nicht mal eben so! Sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Kar­rie­re hat die­se Rei­se jeden­falls nicht gescha­det: Heu­te lehrt er Sozio­lo­gie in Ber­ke­ley (Kali­for­ni­en). Sein Buch macht die­sen Trip in die Hin­ter­hö­fe der ame­ri­ka­ni­schen Gesell­schaft gut nachvollziehbar.
»Über das Boxen«, von Joy­ce Carol OatesDie 1938 gebo­re­ne us-ame­ri­ka­ni­sche Schrift­stel­le­rin Joy­ce Carol Oates ver­öf­fent­lich­te ihren Essay »On Boxing« im Jah­re 1987. Aus einer Rezen­si­on in der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tung: »Die mehr­fa­che Pulit­zer-Preis­trä­ge­rin und Autorin von rund vier­zig Roma­nen seziert die für die einen absto­ßen­de, für die ande­ren anzie­hen­de Zwie­spra­che des Kör­pers mit sei­nem Schat­ten mit schar­fem Besteck. Was sie dabei ent­deckt, ist mehr als nur ein Sport: Sie erläu­tert dar­an die Grund­la­gen des Lebens als eines nie enden­den Kamp­fes. Und weil Boxer ihn, im Unter­schied zu Pri­vat­men­schen, in einer geschlos­se­nen Welt vor aller Augen vor­füh­ren, ist der Ring, der Altar, ein wun­der­ba­res Labo­ra­to­ri­um, bei des­sen Betrach­tung sich auch für den box­frei­en All­tag wich­ti­ge Din­ge ler­nen las­sen. Wie wen­dig die Autorin dabei selbst durch den lite­ra­ri­schen Ring tän­zelt, ist beein­dru­ckend. Und so wird die­se erwei­ter­te Neu­aus­ga­be zu einer gro­ßen psy­cho­lo­gi­schen Studie.«
»Ring frei – Ein Lese­buch vom Boxen«, her­aus­ge­ge­ben von Man­fred LuckasDas Lese­buch im gewohnt klei­nen Reclam-For­mat sam­melt in 13 Kapi­teln Pro­sa, Lyrik und Erin­ne­run­gen unter­schied­li­cher Autoren, die sich aus unter­schied­li­chem Anlass und aus unter­schied­li­cher Per­sepek­ti­ve mit dem Box­sport befas­sen. Die Kapi­tel sind nach dem ein­lei­ten­den Auf­wärm­pro­gramm mit Run­de 1 bis 12 über­schrie­ben, aber die klein­tei­li­gen Split­ter laden zum intui­ti­ven Quer­le­sen ein, das sich um die Rei­hen­fol­ge der Kapi­tel nicht sche­ren muss. In der Samm­lung sind u.a. fol­gen­de Autoren ver­tre­ten: Joy­ce Carol Oates, Her­mann Kant, Ber­tolt Brecht, Max Schme­ling, Jan Phil­ipp Reemst­ma, Jack Lon­don, Ernest Heming­way, Kurt Tuchol­sky, Ödön von Hor­vath und Nor­man Mailer. Das 240 Sei­ten unfas­sen­de Buch ist lei­der nur noch anti­qua­risch zu bekommen.
»Boxen – Eine Faust­schrift«, von Micha­el KohtesAus dem Klap­pen­text: »Micha­el Koh­tes hat in sei­ner infor­ma­ti­ven wie unter­halt­sa­men Faust­schrift eine klei­ne Kul­tur­ge­schich­te des Boxens geschrie­ben: Von sei­nen Anfän­gen in der Anti­ke, über das Mit­tel­al­ter und die frü­he Neu­zeit bis heu­te reicht sein Gegen­stand. Im Seil­ge­viert, die­sem magi­schen Qua­drat, wird die Umwer­tung aller abend­län­di­schen Wer­te demons­triert: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füge dei­nem Geg­ner zu. Und so ver­wun­dert es nicht, dass gera­de Intel­lek­tu­el­leund Dich­ter sich für die­sen Sport inter­es­sier­ten. Koh­tes schil­dert in sei­nem Spa­zier­gang durch dei Box­kul­tur­die wech­sel­sei­ti­gen Bezie­hun­gen von Sport und Intel­li­genz, zeigt mit Witz und Iro­nie, dass Lite­ra­ten ger­ne über Lei­chen gehen.« Auch die­ses Buch ist nur noch anti­qua­risch erhältlich.
»Boxen in der DDR – Die Geschich­te des Box­sport­ver­ban­des der DDR«, von Tim NeumannBoxen gehör­te in der DDR zu den beson­ders geför­der­ten Sport­ar­ten. Ergeb­nis die­ser För­de­rung waren zahl­rei­che Medail­len und Titel bei den Olym­pi­schen Spie­len. Par­al­lel dazu hat der Box­ver­band der DDR die Ent­wick­lung des olym­pi­schen Boxens sowohl auf euro­päi­scher als auch auf Welt­ebe­ne sport­po­li­tisch jahr­zente­lang geprägt. Tim Neu­mann legt mit die­sem Buch (sei­ne Dis­ser­ta­ti­on an der Uni­ver­si­tät Leip­zig aus dem Jahr 2015) die ers­te umfang­rei­che wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chung zu 40 Jah­ren Box­sport in der DDR vor. Dabei geht er nicht nur auf die sport­li­che Bilanz, son­dern auch auf die poli­ti­sche Funk­ti­on, die zugrun­de­lie­gen­de Ideo­lo­gie sowie die wis­sen­schaft­li­che Beglei­tung des Boxens ein.
»Hand­buch des Boxens«, von K. W. GradopolowEin Klas­si­ker der Fach­li­te­ra­tur! In der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on erfreu­te sich das »Ama­teur­bo­xen« einer gro­ßen Wert­schät­zung und För­de­rung. Die struk­tu­rier­te und sport­wis­sen­schaft­li­che Beschäf­ti­gung mit die­ser Sport­art war daher bereits sehr früh auf einem sehr hohen Niveau. Der »Pro­fes­sor« des Boxens Gra­da­po­low leg­te mit sei­nem Hand­buch des Boxens eine sys­te­ma­ti­sche Dar­stel­lung des Box­sports vor, die heu­te noch an über­ra­schend vie­len Stel­len Anre­gun­gen geben kann. Natür­lich knarzt es da und dort sprach­lich, und über die breit aus­ge­wälz­ten Gedan­ken zur sozia­lis­ti­schen Erzie­hung der Sport­ler kann man heu­te ein wenig schmun­zeln: Trotz­dem bleibt es eine emp­feh­lens­wer­te Lek­tü­re, die den Wunsch auf­kom­men lässt, es möge sich in den kom­men­den Jah­ren bit­te doch noch ein­mal jemand so aus­führ­lich und auf sol­chem Niveau mit dem Boxen befas­sen. Das Buch wur­de in der DDR ins Deut­sche über­setzt und ist heu­te nur noch anti­qua­risch zu bekommen.
»Knock Out!«, von Rein­hard KleistDer Zeich­ner und Autor Rein­hard Kleist hat sich mit sei­ner Gra­phic-Novel »Knock Out!« ein wei­te­res Mal einem Box­the­ma gewid­met. Er beschreibt das Leben des ame­ri­ka­ni­schen Boxers Emi­le Grif­fith, der wegen sei­ner Haut­far­be und Homo­se­xua­li­tät vie­le Tief­schlä­ge hin­neh­men muss­te. Am 24. März 1962 kommt es im New Yor­ker Madi­son Squa­re Gar­den zu einem fol­gen­rei­chen Kampf gegen Ben­ny Paret. Emi­le Grif­fith bilan­ziert: »Wie selt­sam das ist … Ich töte einen Mann, und die meis­ten Leu­te ver­ste­hen das und ver­zei­hen mir. Hin­ge­gen, ich lie­be einen Mann, und so vie­le hal­ten das für eine unver­zeih­li­che Sün­de, die mich zu einem schlech­ten Men­schen macht. Wenn ich auch nicht im Gefäng­nis gelan­det bin, so war ich trotz­dem fast mein gan­zes Leben lang eingesperrt.«

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