Die Box­re­geln des Olym­pi­schen Boxens ein­schließ­lich der Gewichts­klas­sen­ein­tei­lun­gen wer­den vom Welt­ver­band AIBA fest­ge­legt. Die natio­na­len Box­ver­bän­de müs­sen die­se Regeln in natio­na­le Regel­wer­ke umset­zen. So ist gewähr­leis­tet, dass von der Welt­spit­ze (etwa bei Olym­pi­schen Spie­len) bis zu loka­len Ver­an­stal­tun­gen im Prin­zip welt­weit nach iden­ti­schen Regeln geboxt wird.

Regel­än­de­run­gen erge­ben sich oft im Vor­feld oder im Nach­gang zu Welt­meis­ter­schaf­ten oder Olym­pi­schen Spie­len als den Spit­zen­er­eig­nis­sen unse­res Sports. Sie wer­den dann in die natio­na­len Regel­wer­ke aufgenommen.

Auf die­ser Sei­te erfährst du wel­che Vor­aus­set­zung man als Wett­kämp­fer erfül­len muss, wie Wett­kampf­ver­an­stal­tun­gen im olym­pi­schen Boxen zustan­de kom­men und durch­ge­führt wer­den, was alles zu einem Box­ring gehört, wel­che Aus­rüs­tung und Beklei­dung für Wett­kämp­fer vor­ge­schrie­ben ist, wel­che Kampf­zei­ten für die unter­schied­li­chen Alters­klas­sen gel­ten, wel­che Auf­ga­ben das Kampf­ge­richt hat, die Wer­tungs­kri­te­ri­en der Punkt­rich­ter, wel­che Kamp­fur­tei­le es über­haupt gibt und was sie bedeu­ten und was im Ring nicht erlaubt ist und im schlimms­ten Fall zur Dis­qua­li­fi­ka­ti­on füh­ren kann.


Wett­kämp­fer

Wett­kämp­fe darf prin­zi­pi­ell bestrei­ten, wer

  • über 10 Jah­re alt ist, aber das 40. Lebens­jahr noch nicht voll­endet hat
  • Mit­glied in einem Box­ver­ein ist, der über den Lan­des­ver­band dem DBV ange­schlos­sen ist
  • min­des­tens ein hal­bes Jahr im Trai­ning ist
  • einen AIBA-Kampf­pass erhal­ten hat
  • die jähr­li­che Box­taug­lich­keits­un­ter­su­chung bestan­den hat
  • vom Ver­band nicht wegen erlit­te­ner K.O.s oder aus ande­ren Grün­den gesperrt ist
  • am Wett­kampf­tag nach ärzt­li­cher Unter­su­chung wett­kampf­taug­lich ist
Wettkampfpass der AIBA für Boxer im DBV
Der Wett­kampf­pass der AIBA ist Vor­aus­set­zung für Box­kämp­fe. In ihm wer­den die jähr­li­chen ärzt­li­chen Box­taug­lich­keits­un­ter­su­chun­gen ein­ge­tra­gen. Außer­dem gibt er die Kampf­bio­gra­phie des Sport­lers wider: Alle Kämp­fe, die der Sport­ler bestrit­ten hat, wer­den auf den Ergeb­nis­sei­ten mit ihrem Resul­tat eingetragen.

Ein Boxer ver­liert sein Start­recht im Olym­pi­schen Boxen unter dem Dach der AIBA und des DBV, wenn er Kämp­fe unter der Schirm­herr­schaft ande­rer Box­ver­bän­de bestrei­tet. Das Olym­pi­sche Boxen hält damit ganz bewusst Abstand zu dem soge­nann­ten »Pro­fi­bo­xen«, des­sen pri­vat­wirt­schaft­lich und kom­mer­zi­ell orga­ni­sier­te Struk­tu­ren nicht den Ansprü­chen und Richt­li­ni­en des Deut­schen Olym­pi­schen Sport­bun­des (DOSB), des Inter­na­tio­na­len Olym­pi­schen Komi­tees (IOC) und der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land entsprechen.


Die Aus­rich­tung von Box­ver­an­stal­tun­gen und die Anset­zung von Wettkämpfen

Das Olym­pi­sche Boxen in Deutsch­land ist in der Brei­te und Mas­se nicht in Ligen orga­ni­siert. Hier­in unter­schei­det sich der Indi­vi­du­al­sport Boxen von den Mann­schafts- und Spiel­sport­ar­ten wie z.B. Fuß­ball oder Hand­ball. Es gibt zwar eine (mal ein­stu­fi­ge, mal zwei­stu­fi­ge) Box­bun­des­li­ga (in der sicher­lich auch die befä­hig­tes­ten Boxer antre­ten), aber die Teil­nah­me an die­ser Liga ist frei­wil­lig. Und unter­halb der Bun­des­li­ga gibt es i.d.R. kei­ne tie­fe­ren Ligen mehr. Nur eine klei­ne Hand­voll von Ver­ei­nen boxen über­haupt  in der Liga. In der Fol­ge ist die Liga­sai­son im Boxen ver­gleichs­wei­se schnell vor­bei. Im Umkehr­schluss bedeu­tet dies: Die Mas­se der Kämp­fe fin­det im Boxen außer­halb jeg­li­cher Liga­bin­dung statt.

Wie kommt es aber nun zu Kämp­fen? Die Ver­ei­ne set­zen mit Geneh­mi­gung des zustän­di­gen Lan­des­ver­ban­des eine Box­ver­an­stal­tung an, zu der sie in einem mehr oder weni­ger gro­ßen Umkreis (manch­mal bun­des­weit oder gar inter­na­tio­nal) ande­re Ver­ei­ne ein­la­den. Die ein­ge­la­de­nen Ver­ei­ne sen­den dem ver­an­stal­ten­den Ver­ein nun eine Lis­te ihrer Kämp­fer zu. Der Ver­an­stal­ter sam­melt alle Mel­dun­gen und ver­sucht aus den ein­ge­gan­ge­nen Mel­dun­gen Kämp­fe zusam­men­zu­stel­len. Bei einer durch­schnitt­li­chen Box­ver­an­stal­tung kommt es so im Schnitt zu 10 – 20 Kämp­fen unter­schied­li­cher Alters‑, Gewichts- und Erfah­rungs­klas­sen. Kin­der, Jugend­li­che und Erwach­se­ne, Frau­en und Män­ner, abso­lu­te Anfän­ger und sehr kampf­erfah­re­ne Boxer boxen also auf ein- und der­sel­ben Ver­an­stal­tung. Wenn man es mit Fuß­ball­be­grif­fen aus­drü­cken will: Man hat bei Box­ver­an­stal­tun­gen häu­fig Kreis­klas­sen­ni­veau neben Erst­li­ga­ni­veau. Das kann oft eine char­man­te Mischung ergeben.

Der Ver­an­stal­ter ist also für die Pla­nung des Kampf­abends zustän­dig. Hier­bei hat er die Wett­kampf­be­stim­mun­gen des DBV zu berück­sich­ti­gen. In ers­ter Linie sind bei der Anset­zung der Kämp­fe Alters­klas­sen, Gewichts­klas­sen und die boxe­ri­sche Erfah­rung der Sport­ler zu berück­sich­ti­gen. Die stren­ge Aus­le­gung der Regeln (z.B. bei Meis­ter­schaf­ten) erlaubt Kämp­fe nur dann, wenn bei­de Sport­ler exakt der­sel­ben Alters- und Gewichts­klas­se ange­hö­ren. Die Regeln des DBV erlau­ben aber bei nor­ma­len Ver­gleichs­kämp­fen unter zwei Bedin­gun­gen auch gewichts- und alters­klas­sen­über­schrei­ten­de Kampfansetzungen:

  1. Boxer dür­fen über die Gren­zen von Alters­klas­sen hin­weg gegen­ein­an­der boxen, wenn der Alters­un­ter­schied 24 Mona­te nicht übersteigt.
  2. Boxer dür­fen über die Gren­zen von Gewichts­klas­sen hin­weg gegen­ein­an­der boxen, wenn die Gewichts­dif­fe­renz nicht grö­ßer ist als die Gewichts­span­ne, die der leich­te­re der bei­den aus sei­ner Gewichts­klas­se kennt.

Es ist zwar nicht ganz ein­fach, mit die­sen rela­ti­ven Unter­schie­den zu pla­nen, aber sie ermög­li­chen eine grö­ße­re Fle­xi­bil­tät bei der Anset­zung von Wett­kämp­fen und stel­len trotz­dem sicher, dass ver­gleich­ba­re Sport­ler im Ring auf­ein­an­der­tref­fen. Trotz­dem ist es so, dass bei nor­ma­len Ver­gleichs­kämp­fen die betei­lig­ten Trai­ner den Anset­zun­gen immer erst zustim­men müs­sen. Von Meis­ter­schaf­ten und grö­ße­ren Tur­nie­ren abge­se­hen kann nie­mand zum Kämp­fen ver­pflich­tet wer­den. Der Ver­an­stal­ter muss also mög­lichst so ver­nünf­tig und umsich­tig pla­nen, dass er mit dem Ein­ver­ständ­nis rech­nen darf.

Boxen Wiegen Ärztliche Untersuchung
Zwei (bei gro­ßen Tur­nie­ren drei) Stun­den vor dem Beginn der Ver­an­stal­tung müs­sen alle Sport­ler noch ein­mal gewo­gen wer­den. Oft müs­sen im Anschluss an das Wie­gen Kämp­fe noch ein­mal neu geplant wer­den, weil Gewichts­un­ter­schie­de grö­ßer aus­ge­fal­len sind, als man nach den Kämp­fer­mel­dun­gen erwar­tet hat­te. Außer­dem steht dann noch die ärzt­li­che Unter­su­chung an, bei der geprüft wird, ob die gesund­heit­li­che Tages­ver­fas­sung einen Wett­kampf zulässt.

Am Wett­kampf­tag rei­sen jene Ver­ei­ne mit ihren Sport­lern an, denen im Vor­feld signa­li­siert wur­de, dass sie aller Vor­aus­sicht nach einen Kampf bekom­men wer­den. Kurz­fris­ti­ge Absa­gen wegen Erkran­kun­gen oder Ver­let­zun­gen kom­men natür­lich trotz­dem immer vor. Der nächs­te kri­ti­sche Punkt ist das offi­zi­el­le Wie­gen zwei Stun­den vor dem Ver­an­stal­tungs­be­ginn: Wenn die tat­säch­li­chen Gewich­te zu weit von den zuvor gemel­de­ten Gewich­ten abwei­chen, kön­nen Kämp­fe auch wegen Gewichts­un­ter­schie­den platzen.

Für weit anrei­sen­de Sport­ler ist es natür­lich ärger­lich, wenn sie am Wett­kampf­tag erfah­ren, dass ihr Geg­ner gar nicht kommt oder ein fal­sches Gewicht hat. Denn es besteht wenig Aus­sicht, dass jemand mit pas­sen­dem Gewicht und Alter sowie ver­gleich­ba­rer Kampf­erfah­rung als spon­ta­ner Ersatz zur Ver­fü­gung steht. Eine wich­ti­ge Wett­kampf­ei­gen­schaft der Boxer ist also auch die Frustrationstoleranz.

Die Durch­füh­rung einer Box­ver­an­stal­tung (auch mit dem Auf­bau des Hoch­rings und der Bestuh­lung der Hal­le etc.) ist also so auf­wen­dig, dass die meis­ten Ver­ei­ne nicht mehr als ein­mal im Jahr einen Box­abend aus­rich­ten. Man­che sogar sel­te­ner oder über­haupt nicht.


Der Box­ring

Wett­kämp­fe wer­den immer in einem Box­ring aus­ge­tra­gen. In der Regel han­delt es sich um einem Hoch­ring, damit Zuschau­er die Kämp­fe bes­ser ver­fol­gen kön­nen. Ein für Wett­kämp­fe zuge­las­se­ner Box­ring misst min­des­tens 4,90 Meter, höchs­tens aber 6,10 Meter im Qua­drat (bezeich­net ist damit das Seil­vier­eck, nicht etwa die Gesamt­flä­che des Ring­po­dests). Es sind aber auch Wett­kämp­fe in Flach- oder Boden­rin­gen mög­lich. Der Ring­bo­den besteht aus einem dämp­fen­den Belag, dar­über wird bei Hoch­rin­gen eine sta­bi­le Segel­tuch­pla­ne gespannt.

Ein Box­ring hat drei oder vier Ring­sei­le, die so umwi­ckelt oder gepols­tert wer­den, dass sich die Sport­ler an den Sei­len nicht ver­let­zen kön­nen. An jeder Sei­te des Rings wer­den die Sei­le mit zwei Seil­ver­bin­dungs­gur­ten mit­ein­an­der ver­bun­den, um zu ver­hin­dern, dass die Boxer zwi­schen den Ring­sei­len hin­durch aus dem Ring stür­zen können.

In den vier Rin­ge­cken sind far­bi­ge Pols­ter ange­bracht: Ein rotes und ein blau­es Pols­ter lie­gen sich dia­go­nal gegen­über und kenn­zeich­nen die Ecken der bei­den Kämp­fer. Die bei­den ande­ren Ecken haben wei­ße Pols­ter und wer­den daher auch »neu­tra­le Ecken« genannt. Trep­pen für die Boxer, Trai­ner, den Ring­rich­ter und den Ring­arzt füh­ren an den Rin­ge­cken zum Ring hin­auf. Zur Aus­stat­tung des Rings gehö­ren außer­dem noch Sitz­ge­le­gen­hei­ten für die Boxer in den Run­den­pau­sen sowie Wassereimer.

Boxring
Ein Box­ring für Wett­kämp­fe im Olym­pi­schen Boxen. Hier nicht abge­bil­det: Die Tische für die Dele­gier­ten und Punkt­rich­ter an den Sei­ten des Rings.

Die Wett­kampf­klei­dung und ‑aus­rüs­tung

  • kur­ze Hose mit far­big abge­setz­tem Hosen­bund zur Kenn­zeich­nung der Gürtellinie
  • ärmel­lo­ses Trikot
  • Hose und Tri­kot mög­lichst in der Far­be der Rin­ge­cke (bei Meis­ter­schaf­ten obligatorisch)
  • Zahn­schutz (nicht rot oder mit roten Farbanteilen)
  • Ban­da­gen (maxi­ma­le Län­ge 4,5 Meter)
  • 10-Unzen-Box­hand­schu­he mit AIBA- und DBV-Prüf­mar­ke in der Far­be der Ringecke
  • für Män­ner über 64 kg Gewicht jedoch 12-Unzen-Handschuhe
  • Für alle Sport­ler unter 18 Jah­re und Frau­en ein Kopf­schutz mit AIBA- und DBV-Prüfmarke
  • Kopf­schutz in der Far­be der Ringecke
  • für alle männ­li­chen Sport­ler ist ein Tief­schutz vorgeschrieben
  • absatz­lo­se Schuhe
Weltmeisterschaft im Boxen
Die vor­ge­schrie­be­ne Wett­kampf­be­klei­dung im Olym­pi­schen Boxen: Die Far­ben ent­spre­chen den Far­ben der Rin­ge­cken, eben­so ist es bei den Hand­schu­hen. Den Punkt­rich­tern erleich­tert dies ihre Arbeit. Den Kopf­schutz tra­gen seit 2013 nur noch die Nach­wuchs­al­ters­klas­sen und Frau­en. (Foto: AIBA, WM 2017 in Hamburg)

Wett­kämp­fe in den unter­schied­li­chen Altersklassen

Für die unter­schied­li­chen Alters­klas­sen gibt es im Hin­blick auf die Run­den­zei­ten, die zu ver­wen­den­den Hand­schu­he, die Kopf­schutz­pflicht und die Abbruch­kri­te­ri­en nach Anzäh­len unter­schied­li­che Bestim­mun­gen. Wir haben die aktu­el­len Rege­lun­gen in unten­ste­hen­der Tabel­le zusammengefasst:

max. Anzäh­len
bis Abbruch durch RSC
Alters­klas­se Kampf­zeit je Run­de je Kampf Hand­schu­he Kopf­schutz
Schü­ler U13 m  3 x 1 Min.  2 x Anz.  3 x Anz.  10 Uz  ja
Schü­ler U13 w  3 x 1 Min.  2 x Anz.  3 x Anz.  10 Uz  ja
Kadet­ten U15 m  3 x 1,5 Min.  2 x Anz.  3 x Anz.  10 Uz  ja
Kadet­ten U15 w  3 x 1,5 Min.  2 x Anz.  3 x Anz.  10 Uz  ja
Juni­or U17 m  3 x 2 Min.  2 x Anz.  3 x Anz.  10 Uz  ja
Juni­or U17 w  3 x 2 Min.  2 x Anz.  3 x Anz.  10 Uz  ja
Jugend U19 m  3 x 3 Min.  3 x Anz.  4 x Anz.  10 Uz  ja
Jugend U19 w  3 x 3 Min.  3 x Anz.  4 x Anz.  10 Uz  ja
Erw. (bis 63 kg) m  3 x 3 Min.  3 x Anz.  7 x Anz.  10 Uz  nein
Erw. (über 63 kg) m  3 x 3 Min.  3 x Anz.  7 x Anz.  12 Uz  nein
Erw. w  3 x 3 Min.  3 x Anz.  4 x Anz.  10 Uz  ja

Wenn Kämp­fe über die Gren­zen von Alters­klas­sen hin­weg ange­setzt wer­den, fin­den die Bestim­mun­gen der jün­ge­ren Alters­klas­se Anwen­dung. So darf ein Jugend­li­cher ja auch gegen einen Erwach­se­nen boxen, wenn nicht nur das Gewicht passt, son­dern auch der Alters­un­ter­schied 24 Mona­te nicht über­steigt. Bei­de müs­sen aber dann einen Kopf­schutz tragen.


Das Kampf­ge­richt und die wei­te­ren »Offi­zi­el­len« am Ring

Zu jedem Wett­kampf gehört ein Kampf­ge­richt. Es besteht aus lizen­zier­ten Kampf­rich­tern, die an ihrer Klei­dung schnell erkenn­bar sind: Sie müs­sen eine schwar­ze Hose, ein wei­ßes Hemd und eine schwar­ze Flie­ge tra­gen. Die Kampf­rich­ter sind (inner­halb einer Ver­an­stal­tung oft in wech­seln­den Rol­len) am Box­ring in fol­gen­den Funk­tio­nen tätig:

  • Als Ring­rich­ter lei­ten sie den Kampf im Ring.
  • Als Punkt­rich­ter bewer­ten sie die Leis­tung der bei­den Boxer und sit­zen an den Sei­ten des Rings an den Punktrichtertischen.
  • Als Zeit­neh­mer über­wa­chen sie die Ein­hal­tung der Kampf­zei­ten und bedie­nen die Ringglocke.
  • Als Super­vi­sor über­wa­chen sie den Gesamt­ab­lauf des Wett­kamp­fes und haben das letz­te Wort in allen Zweifelsfällen.

Neben den Kampf­rich­tern gibt es noch wei­te­re »Offi­zi­el­le« am Ring: Ein Pro­to­koll­füh­rer trägt die Ergeb­nis­se der ein­zel­nen Kämp­fe in das Ver­an­stal­tungs­pro­to­koll und in die Wett­kampf­päs­se der betei­lig­ten Sport­ler ein. Der Zeit­neh­mer über­wacht die Ein­hal­tung der Kampf­zei­ten und bedient die Ring­glo­cke. Der Super­vi­sor über­wacht den Gesamt­ab­lauf des Wett­kamp­fes. Der Ring­spre­cher ruft die Kämp­fer in den Ring, stellt die Sport­ler dem Publi­kum vor und ver­kün­det das Ergeb­nis der Kämp­fe. Der Arzt wird bei Ver­let­zun­gen geru­fen und ent­schei­det, ob wei­ter­ge­boxt wer­den darf. Er darf ver­letz­te Sport­ler aber nicht behan­deln, damit sie wei­ter­bo­xen kön­nen. Dies wäre eine unzu­läs­si­ge Hil­fe­stel­lung für den ver­letz­ten Kämp­fer. Eine Behand­lung ist ihm erst nach dem Ende des Kamp­fes erlaubt.

Die hoch­of­fi­zi­el­le Auf­stel­lung des Box­rings. An den drei wei­ßen Tischen ober­halb des Box­rings sit­zen von links nach rechts: Der Ring­arzt, der Pro­to­koll­füh­rer, der Super­vi­sor, der Ring­spre­cher, zwei Zeit­neh­mer. Rund um den Ring sit­zen 5 Punkt­rich­ter an ein­zel­nen Tischen. An der roten und an der blau­en Rin­ge­cke ste­hen Stüh­le für die Trai­ner sowie jeweils ein Was­ser­ei­mer. Drei Trep­pen füh­ren hin­auf in den Ring: Die Trep­pen an der roten und blau­en Ecke sind für die Trai­ner und Sport­ler, die drit­te Trep­pe an der wei­ßen Ecke ist für die Ring­rich­ter und den Ring­arzt. Die sepa­rat auf­ge­stell­ten Stüh­le oben rechts sind für die Kampf­rich­ter, die aktu­ell gera­de kei­nen Ein­satz haben.

Der Ablauf des Kampfes

Zuerst betritt der Ring­rich­ter den Ring und stellt sich in der neu­tra­len (wei­ßen) Ecke gegen­über vom Dele­gier­ten­tisch auf. Erst danach wer­den die Kämp­fer durch den Ring­spre­cher in den Ring geru­fen. Sind die Kämp­fer im Ring, geht der Ring­rich­ter nach­ein­an­der zur roten und blau­en Ecke und kon­trol­liert, ob die Aus­rüs­tung und Wett­kampf­klei­dung den Vor­schrif­ten ent­spricht. Er schaut, ob

  1. der Kopf­schutz (so denn ein Kopf­schutz vor­ge­schrie­ben ist) vom DBV für Wett­kämp­fe zuge­las­sen ist (Prüf­mar­ke),
  2. die Hand­schu­he das rich­ti­ge Gewicht haben ( je nach Gewichts- bzw Alters­klas­se 10 o. 12 Unzen) und vom DBV zuge­las­sen sind (Prüf­mar­ke),
  3. die Klett­ver­schlüs­se der Hand­schu­he mit Tape zusätz­lich ver­schlos­sen sind,
  4. die Boxer einen Zahn­schutz ein­ge­setzt haben,
  5. die Gür­tel­li­nie als Begren­zung der Tref­fer­flä­che klar zu erken­nen ist und
  6. männ­li­che Boxer den vor­ge­schrie­be­nen Tief­schutz tragen.

Nach die­ser Kon­trol­le ruft er bei­de Boxer zur Vor­stel­lung und Begrü­ßung in die Ring­mit­te. Er belehrt sie noch ein­mal, kei­ne Kopf­stö­ße zu ver­ur­sa­chen und nicht mit der Innen­hand zu schla­gen. Nach­dem sich bei­de Sport­ler kurz begrüßt haben, wer­den sie vor der Eröff­nung des Kamp­fes wie­der zurück in ihre Rin­ge­cken geschickt. Die Trai­ner haben jetzt das Ring­po­dest zu ver­las­sen und unten Platz zu neh­men. Der Ring­rich­ter ver­ge­wis­sert sich nun, ob alle Punkt­rich­ter, der Super­vi­sor, der Arzt und der Zeit­neh­mer auf ihren Plät­zen und ein­satz­be­reit sind. Ist das der Fall, spricht  nach kur­zem Blick­kon­takt zum Super­vi­sor und Zeit­neh­mer der Ring­spre­cher die Wor­te »Ring frei Run­de 1« und der Zeit­neh­mer schlägt die Ring­glo­cke. Dar­uf­hin eröff­net der Ring­rich­ter den Kampf mit dem Kom­man­do »Box!«

Gibt es in der lau­fen­den Run­de einen sehr wich­ti­gen Grund für eine Unter­bre­chung, die der Ring­rich­ter noch nicht bemerkt haben soll­te (z.B. der Ver­lust eines Zahn­schut­zes), kann ein Boxer eine Unter­bre­chung ver­an­las­sen, indem er mit einem Knie run­ter auf den Ring­bo­den gehen und dabei den Arm hebt. Der Ring­rich­ter unter­bricht den Kampf dann sofort und lässt die Sache in der Rin­ge­cke in Ord­nung brin­gen. Nach­las­sen­de Aus­dau­er oder Schmer­zen sind aller­dings kein Grund, wes­halb sich ein Boxer die­se Aus­zeit neh­men darf, denn schließ­lich ist es ja erklär­tes und voll­kom­men legi­ti­mes Ziel, durch schmerz­haf­te Tref­fer oder durch bes­se­re Aus­dau­er den Geg­ner in Schwie­rig­kei­ten zu brin­gen. Sieht der Ring­rich­ter, dass ein Boxer ange­schla­gen und ver­tei­di­gungs­un­fä­hig ist, wird er den Kampf unter­bre­chen – aber nur, um ihn dann anzu­zäh­len. Wird ein Boxer ange­zählt, hat sein Geg­ner sofort eine wei­ße Ecke aufzusuchen.

Gering­fü­gi­ge und nicht mas­siv auf­tre­ten­de Regel­ver­stö­ße ermahnt der Ring­rich­ter, ohne dabei den Kampf zu unter­bre­chen. Wie­der­ho­len sich die­se Regel­ver­stö­ße oder sind sie schwer­wie­gen­der, unter­bricht der Ring­rich­ter den Kampf für die Ermah­nung und lässt ihn anschlie­ßend mit dem »Box!«-Kommando wie­der fort­füh­ren. Nach meh­re­ren Ermah­nun­gen droht eine Ver­war­nung. Im Gegen­satz zur Ermah­nung ist eine Ver­war­nung mit einem Punkt­ab­zug ver­bun­den und kann daher even­tu­ell auch einen Kampf ent­schei­den. Bei der drit­ten Ermah­nung im Lau­fe eines Kamp­fes wird der betrof­fe­ne Kämp­fer dis­qua­li­fi­ziert. Bei schwer­wie­gen­den Regel­ver­stö­ßen kann der Ring­rich­ter aber auch sofort disqualifizieren.

Ringrichter im Boxen
Lin­ke Abbil­dung: Der Ring­rich­ter ermahnt die Sport­ler vor dem Kampf, kei­ne Kopf­stö­ße zu ver­ur­sa­chen und kei­ne Innen­hän­de zu schla­gen. Rech­te Abbil­dung: Die Urteils­ver­kün­dung erfolgt nach Über­prü­fung der Ban­da­gen auf ihre Vor­schifts­mä­ßig­keit. Daher sind die Box­hand­schu­he vor Ver­kün­dung der Ent­schei­dung auszuziehen.

Zehn Sekun­den vor dem Run­den­en­de klopft der Zeit­neh­mer mit einem Ham­mer, bevor er dann mit dem Glo­cken­si­gnal den ers­ten Durch­gang been­det. In der Run­den­pau­se über­wacht der Ring­rich­ter von der neu­tra­len Ecke aus die Tätig­kei­ten der Trai­ner und das Ver­hal­ten der Sport­ler. Nur ein Trai­ner darf zur Betreu­ung in den Ring, der ande­re muss von außen assis­tie­ren. Nach 50 Sekun­den ertönt das Ham­mer­si­gnal erneut und zeigt das Ende der Run­den­pau­se an. Die Trai­ner müs­sen nun wie­der den Ring ver­las­sen und der Ring­spre­cher kün­digt die zwei­te Run­de mit den Wor­ten »Ring frei Run­de 2!« an. Das Glo­cken­si­gnal ertönt und der Ring­rich­ter eröff­net die Run­de nun nur noch mit einer Geste.

Die zwei­te und die drit­te Run­de ver­lau­fen wie die ers­te Runde.

Wenn der Kampf nach der drit­ten Run­de been­det wird, gehen die Kämp­fer zurück in ihre Ecken, wo der Trai­ner die Hand­schu­he und ggf. auch den Kopf­schutz ent­fernt. Wäh­rend die Kämp­fer sich noch ein wenig erho­len, fül­len die Punkt­rich­ter die Wer­tungs­zet­tel aus, die vom Ring­rich­ter ein­ge­sam­melt und kon­trol­liert wer­den. Wenn die Zet­tel ord­nungs­ge­mäß aus­ge­füllt sind, reicht sie der Ring­rich­ter an den Super­vi­sor wei­ter, der nun das Gesamt­ergeb­nis ermit­telt. Unter­des­sen ruft der Ring­rich­ter bei­de Kämp­fer zur Mit­te, wo er abschlie­ßend kon­trol­liert, ob die Ban­da­gen vor­schrifts­mä­ßig gewi­ckelt waren. Der Ring­spre­cher ver­kün­det nun das Urteil, das der Super­vi­sor aus den Ein­zel­wer­tun­gen der Punkt­rich­ter ermit­telt hat. Der Ring­rich­ter hebt den Arm des sieg­rei­chen Boxers. Gute Sit­te ist, dass bei­de Sport­ler sich nun noch ein­mal ver­ab­schie­den (meist mit einer Umar­mung) und auch noch ein­mal zur geg­ne­ri­schen Rin­ge­cke gehen, um sich dort von den Trai­nern des Geg­ners zu verabschieden.

Der Ring­rich­ter ver­lässt den Ring erst, wenn auch der letz­te Sport­ler aus dem Ring ist.


Die Kri­te­ri­en der Punktwertung

Die aller­meis­ten Kämp­fe wer­den im Olym­pi­schen Boxen (anders als im soge­nann­ten »Pro­fi­bo­xen«) über die Punkt­wer­tung ent­schie­den. Dabei spie­len fol­gen­de Kri­te­ri­en die ent­schei­den­de Rolle:

  1. Wel­cher der bei­den Boxer hat die meis­ten vor­schrifts­mä­ßi­gen Tref­fer erzielt?
    Tref­fer auf Rücken oder Hin­ter­kopf oder unter­halb der Gür­tel­li­nie zäh­len also nicht. Eben­so­we­nig zäh­len Schlä­ge auf die Deckung oder Schlä­ge, die nicht mit der Vor­der­sei­te der Hand­schu­he tref­fen. Über­haupt zäh­len als Tref­fer nur sol­che Schlä­ge, die ent­we­der mit Kör­per­ein­satz (Schritt, Rota­ti­on) aus­ge­führt wer­den oder beim Geg­ner eine sicht­ba­re Wir­kung erzielen.
  2. Wel­cher der bei­den Boxer war in der Lage, sei­ne indi­vi­du­el­le Kampf­stra­te­gie dem ande­ren aufzuzwingen?
    Oft bedeu­tet dies: Wer hat offen­siv gehan­delt, wer war im Vor­wärts­gang, wer hat viel geschla­gen? Aber wer sich im Boxen aus­kennt, der weiß, dass man allein mit Vor­wärts­stür­men Kämp­fe nicht auto­ma­tisch für sich ent­schei­det. Es gibt beweg­li­che Boxer, die den Angrif­fen gut aus­wei­chen kön­nen und Kon­ter­bo­xer, die im Rück­wärts­gang und an den Ring­sei­len die Ent­schei­dung her­bei­füh­ren können.
  3. Wel­cher der bei­den Boxer hat im Angriff und in der Ver­tei­di­gung die bes­se­re und kom­ple­xe­re Tech­nik gezeigt?
    Wer schö­ne Kom­bi­na­tio­nen und Schlag­se­ri­en zeigt, erweist sich nicht nur als fort­ge­schrit­te­ner Tech­ni­ker, son­dern über­zeugt damit auch die Punkt­rich­ter. Das glei­che gilt für die Ver­tei­di­gung: Wer den Angrif­fen des Geg­ners aus­wei­chen kann oder sie mit Para­den und Blocks unschäd­lich macht, stellt sein Kön­nen unter Beweis.

All die­se Fak­to­ren spie­len eine Rol­le, wenn die Punkt­rich­ter ent­schei­den. Und in den aller­meis­ten Fäl­len sind sie es, die über den Aus­gang des Kamp­fes bestimmen.

Punktzettel im Boxen
Wenn nicht mit dem Com­pu­ter gewer­tet wird, notie­ren die Punkt­rich­ter ihre Wer­tung auf einem For­mu­lar. In die­sem fik­ti­ven Bei­spiel ist der Kampf durch die­sen Punkt­rich­ter mit 29 zu 27 Punk­ten an den Kämp­fer in der roten Ecke gege­ben wor­den. Außer­dem erkennt man, dass der Boxer aus der Roten Ecke in der 2. Run­de nicht nur schlech­ter war als sein Geg­ner, son­dern zudem wegen Innen­hand ver­warnt wur­de. Der Punkt­ab­zug für die­se Ver­war­nung wird der Super­vi­sor vor­neh­men. Der Vor­sprung redu­ziert sich hier­durch unter dem Strich auf 28 Punk­te. Der Boxer aus der roten Ecke kann von Glück sagen, dass er in der drit­ten Run­de noch ein­mal so über­zeu­gen konn­te, dass die­se letz­te Run­de 10:8 für ihn gewer­tet wur­de. Mit einem 10:9 wäre nach dem Punkt­ab­zug für die Ver­war­nung sonst noch ein Unent­schie­den entstanden.

Die Kamp­fur­tei­le im Boxen

Ein Wett­kampf kann im Olym­pi­schen Boxen auf neun ver­schie­de­ne Arten zuen­de gehen:

  1. Sieg nach Punk­ten (WP)
    Mit Abstand das häu­figs­te Urteil. Hier ent­schei­den die Punkt­rich­ter, die jede Run­de ein­zeln bewer­ten. Der über­le­ge­ne Boxer bekommt für die­se Run­de 10 Punk­te, der unter­le­ge­ne je nach Grad sei­ner Unter­le­gen­heit 9, 8 oder 7 Punk­te. Es gewinnt den Kampf, wen die Mehr­heit der Punkt­rich­ter nach dem Kampf als den bes­se­ren Boxer gese­hen hat. Oft hört man vom Ring­spre­cher Ergeb­nis­se wie 3:0 oder 2:1. Dies bedeu­tet nicht, dass der Sie­ger alle drei Run­den bzw. zwei der drei Run­den gewon­nen hät­te. Es heißt nur, dass bei 3 Punkt­rich­tern alle drei den­sel­ben Boxer vor­ne gese­hen haben bzw. zwei der drei Punkt­rich­ter das­sel­be Urteil hat­ten. Wer­den 5 Punkt­rich­ter ein­ge­setzt, kön­nen die Urtei­le also 5:0, 4:1 oder 3:2 lauten.
  2. Sieg durch Abbruch (RSC – Refe­ree stops contest)
    Der Ring­rich­ter kann den Kampf abbre­chen, wenn einer der bei­den Boxer heil­los über­for­dert sein soll­te und womög­lich ein ver­meid­ba­res K.O. droht. Kei­nen Spiel­raum hat der Ring­rich­ter hin­ge­gen, wenn die maxi­ma­le Anzahl des Anzäh­lens erreicht wur­de. In einem Kampf männ­li­cher Erwach­se­ner führt das drit­te Anzäh­len in einer Run­de oder das sieb­te Anzäh­len im gesam­ten Kampf­ver­lauf zwin­gend zu einem TKO. Für jün­ge­re Alters­klas­sen sind die Gren­zen noch deut­lich enger gesetzt. Ein TKO dient also dem Schutz des Sportlers.
  3. Sieg durch Ver­let­zung (RSC‑I – Refe­ree stops con­test injury)
    Erlei­det ein Boxer durch einen regel­kon­for­men Tref­fer sei­nes Geg­ners oder durch einen Unfall (etwa ein Umkni­cken des Fußes) eine Ver­let­zung, die nach Auf­fas­sung des Ring­rich­ters oder des Ring­arz­tes die Wei­ter­füh­rung des Kamp­fes nicht erlaubt, wird der Kampf abge­bro­chen. Sie­ger ist der nicht ver­letz­te Sport­ler. Wich­tig dabei: Die Ver­let­zung muss durch einen regel­kom­for­men  Tref­fer erfolgt sein. Ent­steht die Ver­let­zung durch ein Foul, wird hin­ge­gen der Ver­ur­sa­cher disqualifiziert.
  4. Sieg durch Nie­der­schlag (K.O.)
    Ist ein Boxer kampf- oder ver­tei­di­gungs­un­fä­hig, so wird er ange­zählt. Der Ring­rich­ter stoppt dazu den Kampf und zählt im Sekun­den­takt bis 8. Er prüft dann, ob der ange­zähl­te Boxer wie­der hand­lungs­fä­hig und kampf­be­reit ist. Ist der Ring­rich­ter der Auf­fas­sung, dass eines von bei­dem nicht mehr gege­ben ist, zählt er bis 10 wei­ter und damit den Boxer aus. Wenn bis 10 gezählt wird, liegt also immer ein K.O. vor. Wenn ein K.O. die Fol­ge von Kopf­tref­fern war, womög­lich auch mit Bewusst­seins­stö­run­gen oder Bewusst­lo­sig­keit ver­bun­den war, erhält der Boxer eine Schutz­sper­re. Er darf für die Dau­er die­ser Sper­re kei­ne Wett­kämp­fe bestrei­ten und auch kein wett­kampf­na­hes Trai­ning machen (z.B. Spar­ring). Wie­der­holt sich ein K.O. inner­halb kur­zer Zeit, so steigt die Dau­er der Schutz­sper­re. K.O. ist im Olym­pi­schen Boxen jedoch ein äußerst sel­te­nes Urteil. Ring­rich­ter und Trai­ner been­den Kämp­fe in der Regel, wenn sie mer­ken, dass ein Boxer so unter­le­gen ist, dass ein Nie­der­schlag dro­hen könnte.
  5. Sieg durch Dis­qua­li­fi­ka­ti­on des Geg­ners (Disq.)
    Ein Boxer wird bei Regel­ver­stö­ßen zunächst ermahnt. Bei fort­ge­setz­ten Regel­ver­stö­ßen droht irgend­wann jedoch eine Ver­war­nung. Im Unter­schied zu einer Ermah­nung hat eine Ver­war­nung eine Aus­wir­kung auf sei­nen Punk­te­stand: Erkennt der Super­vi­sor die Ermah­nung an (was der Regel­fall ist), wird ihm nach der 3. Run­de im Gesamt­ergeb­nis ein Punkt abge­zo­gen. Bei der drit­ten Ver­war­nung (egal, ob aus dem­sel­ben Grund oder ande­ren Grün­den) wird der betref­fen­de Boxer dis­qua­li­fi­ziert. Sind die Regel­ver­stö­ße gra­vie­rend und absicht­lich, so kann der Ring­rich­ter auch sofort disqualifizieren.
  6. Sieg durch Auf­ga­be des Geg­ners (ABD – Abandon)
    Den Kampf auf­ge­ben kön­nen ent­we­der der Boxer selbst oder sein Trai­ner. Wenn es zur Auf­ga­be kommt, ist es jedoch meist der Trai­ner, der ent­spre­chend ent­schei­det und (ganz sprich­wört­lich) »das Hand­tuch wirft«. Eine Auf­ga­be dient in die­sen Fäl­len dem Schutz des Sport­lers: Wenn sowie­so kei­ne Aus­sicht auf einen Sieg mehr besteht, soll zumin­dest ein ver­meid­ba­rer K.O. oder eine Ver­let­zung ver­hin­dert werden.
  7. Unent­schie­den
    Ein Unent­schie­den ist eine beson­de­re Form der Punkt­ent­schei­dung. Sie tritt ein, wenn die Punkt­rich­ter alle oder mehr­heit­lich ein Unent­schie­den gewer­tet haben bzw. alle unter­schied­li­che Ergeb­nis­se haben. Obwohl sich Punkt­rich­ter in jeder Run­de zwin­gend für einen der bei­den Boxer als Sie­ger ent­schei­den müs­sen (und ihm dafür 10 Punk­te geben), so kann in der Addi­ti­on aller Punk­te eines Punkt­rich­ters und der Wer­tun­gen aller Ring­rich­ter in der Sum­me zu einem Unent­schie­den kom­men (denn schließ­lich kann wech­seln, wer die ein­zel­nen Run­den gewinnt und Run­den kön­nen ja nicht nur 10:9, son­dern auch 10:8, 10:7 oder gar 10:6 gewer­tet wer­den). Aller­dings darf es bei Meis­ter­schaf­ten und Tur­nie­ren kein Unent­schie­den geben. Denn schließ­lich kann ja nur einer der bei­den Sport­ler in die nächs­te Tur­nier­run­de kom­men bzw. den Titel gewin­nen. Soll­te die Aus­wer­tung der Ein­zel­wer­tun­gen in Tur­nie­ren ins­ge­samt ein Unent­schie­den erge­ben, wer­den die Punkt­rich­ter abschlie­ßend noch ein­mal zur Abga­be eines Urteils aufgefordert.
  8. Sieg durch Nicht­an­tre­ten (WO – Walkover)
    Wenn ein Boxer nach dem drit­ten Auf­ruf des Ring­spre­chers nicht zum Kampf erscheint, gewinnt sein Geg­ner durch Wal­ko­ver den Kampf – vor­aus­ge­setzt, er erscheint pünkt­lich und kampf­be­reit (also voll­stän­dig aus­ge­rüs­tet und geklei­det, ein­schließ­lich Zahn­schutz und Box­hand­schu­hen) im Ring. Der Kampf wird pro for­ma eröff­net und gleich wie­der abge­bro­chen, da ja über­haupt gar kein Geg­ner da ist, gegen den geboxt wer­den könn­te. Für boxun­kun­di­ge Zuschau­er oft ein selt­sa­mes Schau­spiel, aber der antre­ten­de Boxer beweist damit zwei­fels­frei, dass er hät­te boxen kön­nen und die Schuld für den aus­fal­len­den Kampf somit unstrit­tig beim nicht anwe­sen­den Geg­ner liegt. Die­se beson­de­re Ent­schei­dung kommt eigent­lich nur bei Meis­ter­schaf­ten und gro­ßen Tur­nie­ren zur Anwen­dung, wenn die Boxer durch Mel­dung und Aus­lo­sung fest im Tur­nier­plan ein­ge­plant sind. Manch­mal ver­pas­sen Kämp­fer und Trai­ner ein­fach ihren Ein­satz, ins­be­son­de­re, wenn sich der Ablauf der Ver­an­stal­tung durch vor­zei­tig been­de­te Kämp­fe beschleu­nigt. Meist sind aber Ver­let­zun­gen aus vor­an­ge­gan­ge­nen Kämp­fen die Ursa­che dafür, dass ein Kämp­fer nicht antritt.
  9. Abbruch ohne Entscheidung
    Gar kei­ne Ent­schei­dung kommt zustan­de, wenn der Kampf inner­halb der ers­ten Run­de durch äuße­re Umstän­de (z.B. Aus­fall der Hal­len­be­leuch­tung) nicht mehr fort­ge­führt wer­den kann. Tritt ein sol­cher Umstand in der zwei­ten oder drit­ten Run­de ein, wer­den die Punkt­rich­ter befragt, wen sie zum Zeit­punkt des Abbruchs in Füh­rung gese­hen haben.

10-Point-Must-Wer­tung

Die aller­meis­ten Kämp­fe im Olym­pi­schen Boxen wer­den nach Punk­ten ent­schie­den. Daher lohnt ein genaue­rer Blick auf die­se Wertung.

In der Ver­gan­gen­heit gab es im Olym­pi­schen Boxen ver­schie­de­ne Arten der Punkt­wer­tung. Ziel war stets die mög­lichst objek­ti­ve Wer­tung eines Kamp­fes. Im Ergeb­nis führ­te dies zu teil­wei­se sehr kom­pli­zier­ten Ver­fah­ren. Eine Zeit­lang war z.B. der Box­poin­ter (Soft­ware, wel­che die Ein­zel­wer­tun­gen der Punkt­rich­ter zu dem Gesamt­ergeb­nis zusam­men­rech­net) so pro­gram­miert, dass die 5 Punkt­rich­ter bei­den Boxern im lau­fen­den Kampf jeden ein­zel­nen vor­schrifts­mä­ßi­gen Tref­fer durch Tas­ten­druck zuschrei­ben muss­ten. Die Soft­ware rech­ne­te im lau­fen­den Kampf dabei fort­lau­fend jene bei­den Punkt­rich­ter her­aus, die aktu­ell gera­de am wei­tes­ten von der Duch­schnitts­wer­tung aller Kol­le­gen abwi­chen und nahm jene Punkt­rich­ter wie­der her­ein, die nun wie­der näher am Schnitt der ande­ren Punkt­rich­ter lagen. Dies ver­än­der­te die aktu­el­le Wer­tung sehr sprung­haft: Wer gera­de noch einen beque­men Vor­sprung hat­te, lag plötz­lich und unver­mu­tet wie­der hin­ten. Für die tak­ti­sche Ein­stel­lung der Sport­ler war das problematisch.

Seit 2013 gilt aber auch bei uns die 10-Point-Must-Wer­tung, wie man sie vor­her auch schon aus dem »Pro­fi­bo­xen« kann­te: Jede Run­de wird ein­zeln durch die Punkt­rich­ter gewer­tet. Der über­le­ge­ne Boxer bekommt für die­se Run­de 10 Punk­te, der unter­le­ge­ne je nach Grad sei­ner Unter­le­gen­heit 9, 8 oder 7 Punk­te (bis 2017 waren auch 6 Punk­te als schlech­tes­tes Ergeb­nis mög­lich). Die Wett­kampf­be­stim­mun­gen des DBV defi­nie­ren die Kri­te­ri­en der Punkt­ver­ga­be wie folgt:

10:9, wenn es einen knap­pen Sie­ger gibt
10:8, wenn der Gewin­ner der Run­de deut­lich gewann
10:7, wenn der Gewin­ner die Run­de deut­lich dominierte


Ver­bo­te­ne Handlungen

Die Wett­kampf­be­stim­mun­gen ken­nen vie­le ver­bo­te­ne Hand­lun­gen, die zu Ermah­nun­gen oder im Wie­der­ho­lungs­fall zu Ver­war­nun­gen oder gar zur Dis­qua­li­fi­ka­ti­on füh­ren kön­nen. Hier sei­en nur die häu­figst vor­kom­men­den Ver­stö­ße aufgeführt:

  1. Kopf­stoß bzw. Kopf zu tief
    Es ist nicht erlaubt, den Kopf unter­halb der Gür­tel­li­nie zu nei­gen oder mit vor­ge­neig­tem Kopf in den Geg­ner zu lau­fen. Hier besteht (vor allem nach der Abschaf­fung des Kopf­schut­zes) ein hohes Verletzungsrisiko.
  2. Innen­hand
    Die Schlä­ge müs­sen mit der Vor­der­sei­te des Hand­schuhs tref­fen. Nicht erlaubt sind Rück­hand­schlä­ge, Schlä­ge mit der offe­nen Faust (sofern mit dem Box­hand­schuh über­haupt mög­lich) oder Handkantenschläge.
  3. Hal­ten und Klammern
    Man darf die Aktio­nen des Geg­ners nicht dadurch unter­bin­den, indem man ihn fest­hält oder ihn von Außen mit den Armen umklammert.
  4. Spre­chen im Ring
    Wäh­rend des Kamp­fes dür­fen die Boxer nicht sprechen.
  5. Abdre­hen
    Man darf sei­nem Geg­ner nicht den Rücken zukeh­ren. Auch nicht dann, wenn man Schlä­gen aus­wei­chen will. Der Grund liegt auf der Hand: Der Rücken darf nicht ange­grif­fen wer­den. Das Zukeh­ren des Rückens bedeu­tet also, dem Geg­ner die Hand­lungs­mög­lich­kei­ten zu nehmen.
  6. Sto­ßen, Schubsen
    Mit den Hän­den darf nur geschla­gen wer­den, aber nicht gesto­ßen, geschubst oder gedrückt.
  7. Auf den Rücken schla­gen oder Hin­ter­kopf schla­gen, Tiefschlag
    Es darf nur die erlaub­te Tref­fer­flä­che ange­grif­fen wer­den: Die Vor­der­sei­te des Ober­kör­pers (ober­halb der Gür­tel­li­nie) ein­schließ­lich des Gesichtes.

Die Box­re­geln der IBA (eng­lisch) und des DBV (deutsch) fin­dest du auf den Web­sites der Ver­bän­de (Link wird in neu­em Brow­ser­fens­ter geöffnet):