Der Internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne hatte am 2. April die Entscheidung der IOC-Session vom 22. Juni 2023 bestätigt, dem ehemaligen Weltverband des olympischen Boxens IBA die Anerkennung zu entziehen. Eine Klage der IBA auf Wiedereinsetzung in ihre alten Rechte wurde damit vom Sportgerichtshof abgewiesen.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC), die IBA und der neue Weltverband »World Boxing« reagierten auf die Entscheidung des Sportgerichtshofes nun mit ersten Stellungnahmen. Wir fassen die Stellungnahmen zusammen (Links zu den Stellungnahmen am Fuß des Beitrags):
IOC: Wertschätzung für das Boxen und Deadline für Etablierung eines neuen Verbandes
Das IOC erklärte in seiner Stellungnahme, dass es zweimal das Boxturnier selbst organisiert habe, um den Boxsport und seine Athletinnen und Athleten zu schützen. Wegen seiner Universalität und hohen sozialen Inklusivität wolle man das Boxen gerne im Programm der Olympischen Spiele behalten. Das IOC könne aber nicht ein weiteres Mal einspringen.
Um Boxen im Programm behalten zu können, benötige man wie bei allen anderen Sportarten einen anerkannten und verlässlichen Weltverband als Partner. Dies liege nun in den Händen der nationalen Boxverbände und der nationalen Olympischen Komitees. Wer möchte, dass Boxerinnen und Boxer ihre olympischen Träume verwirklichen können, müsse nun die erforderlichen Entscheidungen treffen.
Derzeit sei Boxen nicht im Programm der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Um dies noch ändern zu können, benötige das IOC bis Anfang 2025 einen Weltverband als neuen Partner.
WB: Klare Botschaft des IOC, Zeit drängt, Verbände müssen jetzt Entscheidungen treffen
»World Boxing« begrüßte in seiner Stellungnahme die Entscheidung des CAS und die Äußerungen des IOC, mit einem neuen, integren Weltverband des Boxens zusammenarbeiten zu wollen. Dieser Verband sei »World Boxing«.
Die Äußerungen des IOC seien eine klare und unmissverständliche Botschaft an alle nationalen Verbände. Wer Boxen als olympische Sportart erhalten wolle, müsse jetzt »World Boxing« unterstützen und sich um einen Beitritt bemühen. Nationale Boxverbände und nationale Olympische Komitees, die noch glaubten, dass ihre Boxerinnen und Boxer anderswo eine olympische Zukunft haben würden, begingen einen schweren Fehler und schadeten den Boxerinnen und Boxern sowie dem Boxsport. Verlöre das Boxen seinen Platz im Programm der Olympischen Spiele, wäre es für alle Boxerinnen und Boxer in der Welt verheerend. Die Olympischen Spiele böten Inspiration und eine unvergleichliche Plattform für den Sport.
»World Boxing« wies zudem darauf hin, dass die Zeit dränge und ablaufe. Die nationalen Boxverbände müssten jetzt Entscheidungen treffen, um sicherzustellen, dass der Boxsport im Herzen der olympischen Bewegung bleibe.
IBA: Missachtung von Reformerfolgen, Parteilichkeit des CAS, Angriff auf IOC-Präsident
Die IBA zeigte sich in ihrer Stellungnahme enttäuscht über die Entscheidung. Die Bemühungen des Verbandes, durch umfangreiche Reformen dem Boxsport eine neue Heimat zu geben, seien vom IOC und dem CAS übersehen worden.
Die IBA verwies in diesem Zusammenhang auf die Arbeit von Richard McLaren und Ulrich Haas bei der Reform der Organisation und des Kampfrichterwesens. Zudem sei die Satzung geändert worden und neue Personen in dem Verband tätig. Überdies seien die Schulden des Verbandes durch Einnahmen aus Veranstaltungen und durch Sponsoren getilgt worden.
Die Missachtung dieser Maßnahmen lasse auf eine voreingenommene Sichtweise schließen. Zudem sei der Sportgerichtshof weit davon entfernt, vom IOC unabhängig zu sein. Der IOC-Präsident sei von persönlichen und politischen Motiven angetrieben und habe die Charta die olympische Charta missachtet.
Die IBA werde von weiteren Kommentaren erst einmal absehen und durch Experten prüfen lassen, ob man bei dem schweizerischen Bundesgericht Berufung einlegen wolle.
Die Stellungnahmen im Wortlaut (Links öffnen neues Fenster):