IOC Voll­ver­samm­lung bestä­tigt Aus­schluss der AIBA

AIBA-WM in Russland spielen für Tokio 2020 keine Rolle

Die vom 24. bis zum 26. Juni in Lau­sanne (Schweiz) tagen­de Voll­ver­samm­lung des Inter­na­tio­na­len Olym­pi­schen Komi­tees (IOC) hat erwar­tungs­ge­mäß den Beschluss des IOC-Exe­ku­tiv­ko­mi­tees bestä­tigt, den Welt­ver­band des olym­pi­schen Boxens AIBA min­des­tens vor­über­ge­hend aus der Gemein­schaft der olym­pi­schen Sport­ver­bän­de aus­zu­schlie­ßen, aber Boxen im Pro­gramm der kom­men­den Som­mer­spie­le in Tokio zu belassen.

Die Durch­füh­rung des olym­pi­schen Box­tur­niers im kom­men­den Jahr in Tokio obliegt also nun nicht mehr der AIBA. So viel scheint jetzt unum­stöß­lich klar zu sein. Das beinhal­tet auch die erfor­der­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­ons­wett­be­wer­be, mit denen die AIBA eben­falls nichts mehr zu tun haben wird.

AIBA-WM in Russ­land für Olym­pia­de bedeutungslos

Damit lösen sich auch die zuletzt noch von Russ­land for­mu­lier­ten Hoff­nun­gen in Luft auf, die noch in die­sem Jahr noch in Russ­land geplan­ten AIBA-Welt­meis­ter­schaf­ten könn­ten auch nach der Sus­pen­die­rung der AIBA ihren Stel­len­wert als Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nie­re für die Olym­pi­schen Spie­le behalten.

Die­se Ent­schei­dung wer­tet die bevor­ste­hen­den Welt­meis­ter­schaf­ten der Män­ner und Frau­en mas­siv ab. Man darf gespannt sein, wie der rus­si­sche Ver­band dar­auf reagie­ren wird. Denn schließ­lich muss­te er bei der Ver­ga­be der WM durch die AIBA davon aus­ge­hen, ein inter­na­tio­nal bedeu­ten­des Tur­nier im Kon­text eines olym­pi­schen Sport­ver­ban­des aus­rich­ten zu dürfen.

Wer wird noch an der AIBA-WM teilnehmen?

Statt­des­sen wird man abwar­ten müs­sen, wel­che Natio­nen über­haupt noch 2019 an den bei­den Welt­meis­ter­schaf­ten der AIBA teil­neh­men wer­den, wenn dort kei­ne Tickets für die Spie­le in Tokio erboxt wer­den kön­nen. Die natio­na­len Box­ver­bän­de wer­den sich statt­des­sen nun auf den Qua­li­fi­ka­ti­ons­fahr­plan des IOC ein­stel­len, den die Taskforce jetzt vor­ge­stellt hat (s. Abb. unten).

Der sieht im Zeit­raum von Janu­ar bis Mai 2020 vier kon­ti­nen­ta­le Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nie­re vor: Im Janu­ar in Chi­na, im Febru­ar in Afri­ka (Dakar), im Februar/März in Euro­pa (Lon­don) und schließ­lich im März in Argen­ti­ni­en (Bue­nos Aires).

Ist es denk­bar, dass die AIBA-Welt­meis­ter­schaf­ten sogar ausfallen?

Eine Teil­nah­me an den AIBA-Welt­meis­ter­schaf­ten mögen man­che Ver­bän­de nun viel­leicht noch als Test­lauf für die eigent­li­chen Quli­fi­ka­ti­ons­tur­nie­re sehen. Ande­re Ver­bän­de wer­den den finan­zi­el­len Mehr­auf­wand scheu­en oder gar nicht erst stem­men können.

Vor die­sem Hin­ter­grund erscheint sogar denk­bar, dass die Welt­meis­ter­schaf­ten der AIBA am Ende ganz ent­fal­len könn­ten. Die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen gefähr­den schließ­lich die Fort­exis­tenz der AIBA selbst, die – der­ma­ßen abge­wer­tet und finan­zi­ell über­dies vom IOC kalt­ge­stellt – nach Anga­ben des AIBA-Geschäfts­füh­rers Tom Vir­gets dem Kon­kurs ent­ge­gen­se­hen könnte.

Im Qua­li­fi­ka­ti­ons­fahr­plan der vom IOC ein­ge­setz­ten Taskforce spie­len die AIBA-Welt­meis­ter­schaf­ten der Frau­en und Män­ner 2019 in Russ­land kei­ne Rol­le. (Bild: IOC)

Die AIBA schweigt

Unter­des­sen ver­stärkt sich – zumin­dest von Außen betrach­tet – der Ein­druck einer zuneh­men­den Hand­lungs­un­fä­hig­keit der AIBA. Das letz­te offi­zi­el­le State­ment des Ver­ban­des stammt vom 22. Mai und fällt recht dürr aus: Man habe die Ankün­di­gen des IOC zur Kennt­nis genom­men und wer­de sie bewer­ten. Bis zur wei­te­ren Klä­rung der Lage wer­de man kei­ne Kom­men­ta­re abge­ben, schaue aber ansons­ten der wei­te­ren Zusam­men­ar­beit mit dem IOC entgegen.

Das Kri­sen­ma­nage­ment der AIBA – man­che wür­den es viel­leicht auch Rea­li­täts­ver­wei­ge­rung nen­nen – stößt unter­des­sen inner­halb der Natio­nal­ver­bän­de auf immer grö­ße­re Kri­tik. Beson­ders laut war am Ende Russ­land zu hören, wohl in der Hoff­nung, irgend­wie noch die Bedeu­tung der WM ret­ten zu kön­nen. Doch scheint der Zeit­punkt nun end­gül­tig ver­passt, den Box­ver­band von der Basis her noch recht­zei­tig auf einen Kurs zu brin­gen, der vom IOC akzep­tiert wer­den könnte.

AIBA-Kampf­rich­ter sol­len in Tokio ohne AIBA zum Ein­satz kommen

Auch wenn die AIBA kom­plett aus­ge­boo­tet wur­de: Ganz ohne das Know­how des olym­pi­schen Boxens scheint es den­noch nicht zu gehen. So sehen die Plä­ne der vom IOC ein­ge­setz­ten Taskforce zur Zeit offen­bar vor, dass in den unter der Regie des IOC durch­ge­führ­ten Wett­be­wer­ben Kampf­rich­ter der AIBA ein­ge­setzt wer­den – nur sol­len sie eben nicht von der AIBA aus­ge­wählt und geführt werden.


Wei­ter­füh­ren­de Informationen:

Detail­lier­te Infor­ma­tio­nen des IOC zu Qua­li­fi­ka­ti­ons­we­gen für das Olym­pi­sche Box­tur­nier in Tokio (Link öff­net sich in neu­em Fenster)

Pres­se­kon­fe­renz des IOC vom 19.06.2019:

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: