Nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Weltverband des olympischen Boxens AIBA unlängst (zumindest vorübergehend) ausgeschlossen hatte und das Boxturnier der kommenden Sommerspiele 2020 in Tokio nun in eigener Verantwortung organisieren wird, war in den Reihen der AIBA zuletzt Kritik am Weltverband laut geworden.
Russland, Bulgarien und die Ukraine äußerten Kritik an der AIBA
Mit ihrer Kritik (Link öffnet sich in neuem Fenster) hatten sich vor allem drei Mitglieder des Exekutivkomitees der AIBA exponiert, die jeweils auch in ihren Nationalverbänden bzw. auch auf europäischer Ebene hohe Ämter bekleiden:
- Volodymyr Prodyvus (Präsident des ukrainischen Boxverbandes und Vizepräsident der EUBC, des europäischen Kontinentalverbandes des olympischen Boxens)
- Umar Kremlev (Generalsekretär des russischen Boxverbandes,und Vizepräsident der EUBC, des europäischen Kontinentalverbandes des olympischen Boxens)
- Emilia Grueva (Präsident des ungarischen Boxverbandes und Mitglied des Exekutivkomitees der EUBC, des europäischen Kontinentalverbandes des olympischen Boxens)
AIBA setzt Untersuchungen gegen Dissidenten in Gang
Der Interimspräsident der AIBA, der Marokkaner Mohamed Moustahsane, kündigte an, dass das Verhalten der drei mit Zustimmung des Exekutivkomitees der AIBA durch die Disziplinarkommission des Boxverbandes untersucht werden solle. Gegenstand der Untersuchungen seien bei Prodyvus und Kremlev mutmaßliche strafrechtliche Verfehlungen in der Vergangenheit und bei Grueva »unethisches Verhalten«.
Kremlev, dessen Nationalverband Gastgeber der kommenden AIBA-Weltmeisterschaften der Männer und Frauen sein wird, war zuletzt Initiator eines Misstrauensantrags gegen Interimspräsident Mohamed Moustahsane gewesen, mit diesem Antrag aber gescheitert. Grueva hatte öffentlich den Rücktritt von Moustahsane gefordert.
»Der Demokratie völlig entgegengesetzt«
Die angekündigten Untersuchungen stießen auf Kritik. Der Serbe Nenad Borovcanin (Mitglied des Exekutivkomitees der EUBC und Präsident des serbischen Boxverbandes) kommentierte das Vorgehen in einem Brief an den Interimspräsidenten Mohamed Moustahsane mit dem Verweis auf die Suspendierung der AIBA durch das IOC:
»Ich möchte Sie daran erinnern, dass die AIBA vom IOC suspendiert wurde. Aus diesem Grund ist klar, dass die Disziplinar- oder Ethikkommission der AIBA keine Glaubwürdigkeit hat.« Weiter heißt es: »Die einzigen Entscheidungen, die wir respektieren, sind die, die von IOC-Gremien getroffen werden. (…) Die Disqualifikation von Menschen, die nicht dasselbe denken, ist der Demokratie völlig entgegengesetzt.«
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