Nachdem der Weltverband des olympischen Boxens AIBA vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) seit längerer Zeit schon stark kritisiert und zuletzt komplett ausgebootet wurde, droht nun offenbar der finanzielle Kollaps des Boxverbandes. In der Zuspitzung des Konfliktes hatte das IOC nämlich schon vor geraumer Zeit alle Zahlungen an den Verband eingestellt.
Trotz leerer Kassen sah das Exekutivkomitee der AIBA allerdings keine Notwendigkeit, die Insolvenz des Verbandes anzumelden. Stattdessen soll am Sitz der AIBA in Lausanne jetzt jeder Cent dreimal umgedreht werden. Das betrifft auch das Personal des Verbandes: Die Zahl der Mitarbeiter soll auf drei Festangestellte und den Geschäftsführer Tom Virgets reduziert werden.
Defizitäre Word Series of Boxing rasiert?
Opfer der finanziellen Schieflage scheint nun womöglich auch die World Series of Boxing (WSB) zu werden. Seit 2010 verglichen sich in diesem Wettbewerb unter dem Dach der AIBA 12 Nationalteams (von Franchisenehmern getragen) in einer Hin- und Rückrunde miteinander. Am Ende wurde die WSB sogar in 10 Gewichtsklassen ausgetragen.
In der WSB wurde – abweichend vom Regelwerk des olympischen Boxens – oberkörperfrei und über 5 Runden geboxt. Obwohl die WSB allgemein als semiprofessionelles Boxen bezeichnet wurde, behielten die WSB-Athleten ihr Startrecht bei den Olympischen Spielen. Mehr noch: Erfolge in der WSB waren Teil des Qualifikationsweges für die olympischen Turniere und Weltmeisterschaften.
Kuba letzte WSB-Sieger?
Dem Vernehmen nach wird der Wettbewerb nun wahrscheinlich eingestellt. Er soll defizitär gewesen sein und hätte damit den klammen Weltverband zusätzlich belastet. Stattdessen soll die AIBA Ideen einer Weltcup-Serie diskutiert haben, um damit Einnahmen zu generieren.
Mit der Einstellung der WSB wäre die 8. Saison zugleich die letzte Saison dieses globalen Turnierformats gewesen. In der zurückliegenden Saison 2018/2019 verglichen sich in der WSB – aufgeteilt in 3 Gruppen – Kuba, Venezuela, Kolumbien, Usbekistan, Kasachstan, China, Russland, Indien, England, Italien, Kroatien und Frankreich. Den Wettbewerb gewannen die Kubaner.
Auch der DBV war verschiedentlich in unterschiedlichen Formen an der WSB beteiligt. Zuletzt scheiterte 2015 der Versuch, ein Team »German Eagles« in der WSB zu etablieren. Die Zusammenarbeit zwischen dem Franchisenehmer auf der einen und dem DBV und der AIBA auf der anderen Seite schien konfliktbeladen.