Usbe­ki­stan wird Aus­rich­ter der AIBA-Welt­meis­ter­schaft im Jahr 2023

Taschkent aus Austragungsort des Turniers festgelegt

Wie der Welt­ver­band des olym­pi­schen Boxens AIBA heu­te am 2. April mit­teil­te, wird Usbe­ki­stan 2023 Aus­rich­ter der 22. Welt­meis­ter­schaft im olym­pi­schen Boxen der Män­ner. Das Tur­nier soll in der usbe­ki­schen Haupt­stadt Tasch­kent aus­ge­tra­gen werden.

»Ich freue mich, Usbe­ki­stan, das Land mit star­ken Boxern und star­kem Sie­ges­wil­len, als Aus­rich­ter der Meis­ter­schaf­ten 2023 bekannt­zu­ge­ben. Ich ver­traue auf die aus­ge­zeich­ne­te Orga­ni­sa­ti­on, die gro­ße Unter­stüt­zung der Fans und erwar­te spek­ta­ku­lä­re Kämp­fe«, kom­men­tier­te der AIBA-Prä­si­dent Umar Kreml­ev die Entscheidung.

Das zen­tral­asia­ti­sche Usbe­ki­stan zählt gut 33 Mil­lio­nen Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner und war von Mit­te der 1920er Jah­re bis 1991 eine Teil­re­pu­blik der Sowjet­uni­on (UdSSR). Es grenzt an Afgha­ni­stan, Kasach­stan, Kir­gi­si­stan, Tadschi­ki­stan und Turkmenistan.

Usbe­ki­stan kein unbe­kann­ter Name im Boxen

Usbe­ki­stan hat im olym­pi­schen Boxen deut­lich wahr­nehm­ba­re Zei­chen gesetzt: Im »ewi­gen Medail­len­spie­gel« der bis­lang 20 AIBA-Welt­meis­ter­schaf­ten belegt der usbe­ki­sche Ver­band nach Kuba, Russ­land, den USA, der UdSSR und Kasach­stan mit 9 Gold‑, 14 Sil­ber- und 18 Bron­ze­me­dail­len aktu­ell den 6. Rang.

An die­ser guten Plat­zie­rung hat­te die zurück­lie­gen­de Welt­meis­ter­schaft 2019 in Russ­land (Link öff­net Bericht in neu­em Brow­ser­fens­ter) einen gro­ßen Anteil. Das usbe­ki­sche Team sicher­te sich in Eka­te­rin­burg drei Gold‑, eine Sil­ber- und eine Bron­ze­me­dail­le und ver­wies die Gast­ge­ber Russ­land auf den zwei­ten und Kasach­stan auf den drit­ten Platz.

Neben den sport­li­chen Erfol­gen ver­bin­det sich jedoch mit Usbe­ki­stan jedoch auch die Erin­ne­rung an Gaf­ur Rak­hi­mov, der die AIBA 2018 nach dem Rück­tritt von Chin-Kuo Wu zunächst als Inte­rims­prä­si­dent, spä­ter als regu­lär gewähl­ter Prä­si­dent leitete. 

Dem umstrit­te­nen Prä­si­den­ten wur­den Ver­bin­dun­gen zur orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­li­tät vor­ge­wor­fen. Er trat nur weni­ge Mona­te nach dem Beginn sei­ner regu­lär gewähl­ten Amts­zeit zurück (Link öff­net Bericht in neu­em Brow­ser­fens­ter) – wohl auch, weil das Inter­na­tio­na­le Olym­pi­sche Komi­tee (IOC) sich von der Per­so­na­lie wenig begeis­tert zeig­te. Die aktu­el­le Sus­pen­die­rung der AIBA durch das IOC wird nach all­ge­mei­ner Auf­fas­sung unter ande­rem auch auf die­se Wahl­ent­schei­dung zurückgeführt.

Tasch­kent: Stadt mit gro­ßer isla­mi­scher Tradition

In Tasch­kent, der Haupt­stadt und dem Aus­rich­tungs­ort der WM, leben etwa 2,5 Mil­lio­nen Men­schen. Die Stadt im Nord­os­ten des Lan­des kann auf eine über zwei­tau­send­jäh­ri­ge Geschich­te zurück­bli­cken: Sie wur­de 3. Jahr­hun­dert v. Chr. in chi­ne­si­schen Quel­len erst­ma­lig erwähnt. Unge­ach­tet der athe­is­ti­schen Prä­gung der Sowjet­uni­on ent­wi­ckel­te sich Tasch­kent in der Zeit des Sozia­lis­mus zu einem Zen­trum des isla­mi­schen Glau­bens und isla­mi­scher Gelehrsamkeit.

Abb. oben: Die Kukel­dasch-Medres­se in Tasch­kent wur­de in den 1570er Jah­ren wäh­rend der Regie­rungs­zeit von Abdul­lah II. unter des­sen Wezir Kukel­dasch, dem sie ihren Namen ver­dankt, erbaut. (Bild: Bobyrr, Wiki­pe­dia, Lizenz CC BY-SA 4.0)

Im Human Deve­lo­p­ment Index (HDI) der Ver­ein­ten Natio­nen beleg­te Usbe­ki­stan 2019 den 106. Platz von 189 Staa­ten ins­ge­samt. Der Index berück­sich­tigt das Brut­to­na­tio­nal­ein­kom­men pro Kopf, die Lebens­er­war­tung und die Aus­bil­dung der Ein­woh­ne­rin­nen und Einwohner.

Die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on »Amnes­ty Inter­na­tio­nal« erkennt in Usbe­ki­stan zwar eine leich­te Ver­bes­se­rung der Lage, fasst die Situa­ti­on im Janu­ar 2020 mit fol­gen­den Wor­ten zusammen:

Es konn­ten mehr unab­hän­gi­ge Medi­en­un­ter­neh­men ihrer Arbeit nach­ge­hen, doch die Rech­te auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung, Ver­ei­ni­gungs- und Ver­samm­lungs­frei­heit blie­ben 2019 wei­ter streng regle­men­tiert. Eine Blog­ge­rin wur­de drei Mona­te lang gegen ihren Wil­len in einer psych­ia­tri­schen Kli­nik fest­ge­hal­ten, weil sie über eine Demons­tra­ti­on berich­tet hat­te. Menschenrechtsverteidiger_innen wur­den dar­an gehin­dert, eine NGO regis­trie­ren zu las­sen, die zu Rechen­schafts­pflicht arbei­te­te. Les­ben, Schwu­le, Bise­xu­el­le, Trans- und Inter­ge­schlecht­li­che (LGBTI) waren mit sys­te­ma­ti­scher Dis­kri­mi­nie­rung sowie Gewalt, Ein­schüch­te­rung und Schi­ka­nen von­sei­ten der Poli­zei und von nicht­staat­li­chen Akteu­ren kon­fron­tiert. Trotz Refor­men des Straf­rechts und der Schlie­ßung berüch­tig­ter Fol­ter­ge­fäng­nis­se herrsch­te nach wie vor Straf­lo­sig­keit für frü­he­re Men­schen­rechts­ver­stö­ße. Es gab kei­ne effi­zi­en­ten und unab­hän­gi­gen Orga­ne zur Über­wa­chung von Beschwer­den und Haft­be­din­gun­gen. (Quel­le: Usbe­ki­stan-Bericht für 2019 [Link öff­net Bericht in neu­em Browserfenster])

Abb. oben: Die zen­tral­asia­ti­sche Repu­blik Usbe­ki­stan (rot) und ihre Nachbarstaaten.

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: