
Am frühen Samstagmorgen ging es mit drei Boxern der Altersklasse Jugend (U19) auf den Weg nach Nordrhein-Westfalen: Basir Fasahi (17), Gregor Zwimpfer (16) und Karim Gomes (17) konnten bei der Veranstaltung des WBC Duisburg mit Gegnern besetzt werden, so dass sich die weite Reise ins Ruhrgebiet lohnen sollte, wenn nicht noch kurzfristige Ausfälle einen Strich durch die Rechnung machen würden.
Nach einer etwa vierstündigen Fahrt von gut 400 Kilometern erreichten die Kiezkämpfer mehr als pünktlich die Stahlstadt an Rhein und Ruhr, so dass Zeit blieb, noch vor dem Beginn der Wettkämpfe das Quartier im Sportlerheim des Schwelgernstadions zu beziehen. Viel Zeit blieb aber nicht, um das industrielle Ambiente des früheren Traditionsstadions zu genießen, denn für 13 Uhr war schon das Wiegen angesetzt.

Das Wiegen in der Wettkampfhalle sollte aber keine bösen Überraschungen bringen: Die Kiezkämpfer brachten ebenso ihr Gewicht wie die Gegner, die erfreulicherweise auch alle erschienen waren. Das Programm war mit 24 Wettkämpfen sehr voll, so dass die Veranstalter in Absprache mit dem Kampfgericht entschieden, die Rundenzeiten von den regulären 3 auf 2 Minuten zu verkürzen, um ein allzu spätes Ende des Wettkampfabends zu vermeiden. In der Ringecke wurde unser Trainer Ralf Elfering von Gerd Oimann vom BC Wesel unterstützt. Beide kennen sich seit der A‑Lizenz-Ausbildung des DBV in der Sportschule Hennef und nutzten die Nähe zu einem Wiedersehen.
Basir Fasahi siegt über Bas Kuppen aus den Niederlanden
Als erster der Kiezkämpfer war Basir unmittelbar nach der Pause in der Mitte der Veranstaltung an der Reihe, der zum ersten Mal das Trikot des FC St. Pauli tragen sollte. Für seine Premiere war ihm mit Bas Kuppen ein Kämpfer aus den Niederlanden zugewiesen worden. Basir überzeugte mit schöner Beinarbeit, gutem Verteidigungsverhalten und hatte meist ein, zwei Hände mehr in seinen Aktionen als sein Gegenüber in der blauen Ecke. Entsprechend größer war der Druck, entsprechend mehr Anteile am Raum konnte sich Basir verschaffen. Auch in der Halbdistanz boxte Basir überzeugend, so dass nach Abschluss der dritten Runde die Punktrichter den Sieg Basir zusprachen, der damit den ersten Sieg für die Kiezkämpfer einfahren konnte und bei seinem Debüt einen sehr ansehnlichen Kampf zeigte.
Karim Gomes unterliegt Altin Murati vom BC Haspe
Drei Kämpfe später traf Karim auf Altin Murati vom BC Haspe. Der nordrhein-westfälische Vizemeister boxt eine Gewichtsklasse höher als Karim – ein Unterschied, den man auch erkennen konnte, aber für einen Vergleichskampf trotzdem noch im erlaubten Rahmen lag. In der ersten Runde fand Karim nicht so ganz in den Kampf und ließ es vor allem noch an Angriffsweiterführungen missen. Das Blatt wendete sich jedoch in der Mitte des zweiten Durchgangs, als Karim nach einer Unterbrechung wegen eines Zahnschutzverlustes des Gegners stark in den Kampf zurück kam und nun zeigte, was in der ersten Runde noch fehlte. Ähnlich gut verlief die letzte Runde für ihn, aber insgesamt boxte er nun einem Rückstand hinterher, den er in den Augen der Punktrichter nicht ganz aufzuholen vermochte. So blieb es dieses Mal bei einer knappen Niederlage nach Punkten.
Gregor Zwimpfer setzt sich gegen Boris Nkwanyi von RF Oberhausen durch
Im vorletzten Kampf des Abends wurde Gregor in den Ring gerufen. Der bevorstehende Kampf sollte sein zweiter Einsatz für den FC St. Pauli sein. Ihm gegenüber stand in der roten Ecke Boris Nkwanyi vom RF Oberhausen. Dass Gregor keine Auseinandersetzung scheut, hatte er bereits bei seinem ersten Kampf und Sieg in schleswig-holsteinischen Elmshorn unter Beweis gestellt. In Duisburg sollte er an diesen Erfolg anschließen können, zeigte aber im Vergleich zum ersten Kampf ein verbessertes Distanzgefühl und konnte die Kräfte auch besser über die Rundenzeiten verteilen. Gegen den gut boxenden Gegner aus Nordrhein-Westfalen sollte dies zum Erfolg führen: Als die Ringglocke den Kampf beendete, hatte Gregor das Kampfgericht überzeugt und den Wettkampftag für die Mannschaft des FC St. Pauli auch zu einem Erfolg für die Statistik gemacht.
Wettkampfsparring am Landesleistungsstützpunkt
Um den sportlichen Ertrag der Reise an den Rhein für die Boxer des FCSP komplett zu machen, war im Vorwege für den Sonntag vor der Heimfahrt nach Hamburg noch ein Wettkampfsparring am Landesleistungsstützpunkt verabredet worden. Da am Samstag während der Wettkampfveranstaltung freundlicherweise durch eine Lautsprecherdurchsage auf dieses offene Sparringstraining hingewiesen wurde, fanden sich am Sonntagvormittag um 11 Uhr doch so einige Sportler an der Trainingshalle des Schwarz/Weiß Westende Hamborn ein, die den Landesleistungsstützpunkt beherbergt.
Ali Eran, Trainer in Westende Hamborn und bundesweit auch als Ringarzt tätig und bekannt, stellte die Sparringspartner zusammen. Nach kurzer Erwärmung ging es dann auch schon in den Ring, der für die folgenden zwei Stunden der Mittelpunkt des Geschehens blieb. Für die Sportler des FC St. Pauli fanden sich allesamt gut passende Sparringspartner, so dass die Sportfreunde am Rhein und von der Elbe wechselseitig von diesem Besuch und dem sportlichen Austausch profitierten.
Die Gunst der Stunde nutzte Karim noch, um mit dem ebenfalls anwesenden mehrfachen deutschen Meister Mert Caliskan vom Box-und Sportverein Dinslaken für ein zweites Sparring in den Ring zu steigen. In den drei Runden bewies sich einmal mehr, dass man im Sparring mit erfahreneren Partnern am meisten lernen kann, wenn – wie hier vorbildlich gezeigt – Sportlichkeit und Handgefühl Grundlage des Sparrings sind und bleiben. So hat Karim jedenfalls an Erfahrung hinzugewinnen können.
Am Ende des Trainings stand die Idee im Raum, einen Gegenbesuch nordrhein-westfälischer Sportler auf St. Pauli ins Auge zu fassen, in diesem Fall dann aber wohl auf ein Wochenende ausgedehnt.

Rückfahrt schon im Dienst der Erholung
Die Rückfahrt nach Hamburg stand dann nach zwei Tagen voller Wettkämpfe und Sparrings schon ganz im Zeichen der Regeneration: Playlists und Fahrstil förderten ebenso sichtbar wie wirksam die Erholung, so dass die Sportler im Halb‑, zuweilen aber auch im Tiefschlaf die Eindrücke von Reise, Wettkampf und Sparring verarbeiten konnten. Allein der chauffierende Trainer musste der um sich greifenden Entspannung tapfer widerstehen, um Mann und Maus wieder sicher in den Heimathafen zu bringen.
