Am 22. Mai wird sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) zur Zukunft der AIBA, dem Weltverband des Olympischen Boxens, äußern. Aus verschiedenen Gründen war die AIBA zuletzt so stark in die Kritik geraten, dass ihr Ausschluss von den Olympischen Spielen in Tokio 2020 droht.
Neben der umstrittenen Person des inzwischen zurückgetretenen Präsidenten Rakhimov (ihm werden Verbindungen zur organisierten Kriminalität nachgesagt) war unter anderem auch die finanzielle Lage des Boxverbandes beanstandet worden.
AIBA drücken Schulden in Höhe von 14 Millionen EUR
Vor allem durch den kostspieligen und inzwischen gescheiterten Versuch, unter dem Dach der AIBA eine Profisparte des Boxens einzuführen, hatten sich bei der AIBA Verbindlichkeiten angehäuft. Sie führten 2017 zum Rücktritt des langjährigen Präsidenten Wu. Der gegenwärtige Schuldenstand des Verbandes wird mit etwa 14 Millionen beziffert.
Ihm war (zunächst interimistisch) der stark kritisierte Usbeke Rakhimov im Amt gefolgt, der allerdings schon kurz nach seiner Wahl zum regulären Präsidenten im Dezember 2018 in Moskau drei Monate später (Ende März) zurückgetreten war. Seitdem leitet der Marokkaner Mohamed Moustahsane den Verband als Interimspräsident.
Russland wollte die Schulden des Weltverbandes bezahlen
In dieser Lage brachte sich der Generalsekretär des russischen Boxverbandes Umar Kremlev ins Gespräch. Er bot an, die Schulden der AIBA mit russischen Geldmitteln zu tilgen, wenn damit sicherzustellen sei, dass die AIBA beim IOC und damit auch bei den kommenden Sommerspielen in Tokio im Boot bleibe. Das Geld, so versichert Kremlev, stamme nicht vom russischen Staat, sondern aus privaten Quellen.
AIBA-Präsident sieht Verband ohne russisches Geld auf besserem Weg
Der Interimspräsident Mohamed Moustahsane wies dieses Angebot nun zurück. Man habe sich für dieses Angebot bedankt, werde es aber nicht annehmen. Man sei der Meinung, dass die AIBA sich auf dem üblichen Wege finanzieren solle.
Russland wird in diesem Jahr die Weltmeisterschaften der AIBA in Ekaterinburg ausrichten. Vor diesem Hintergrund wird das russische Angebot der Schuldentilgung von einigen als Versuch eingeschätzt, die Bedeutung der WM zu sichern. Denn das Turnier eines nicht-olympischen Verbandes hätte schließlich eine geringere Relevanz als der Wettbewerb einer AIBA, die den Boxsport noch in der olympischen Familie vertritt.
Darüber hinaus befürchten einige, eine Erneuerung der AIBA werde – auch und gerade in den Augen des IOC – unglaubwürdig, wenn sich der Verband durch die Annahme der angebotenen Geldmittel erneut in undurchsichtige Abhängigkeiten begebe.
Eine Auffassung, die auch Mohamed Moustahsane zu vertreten scheint, wenn er sagt, dass er die AIBA ohne die russischen Gelder in einer besseren finanziellen Lage sehe. Er scheint darauf zu hoffen, dass das IOC die Zurückweisung des Angebots als Indiz einer verbesserten und ernst gemeinten »Good-Governance-Policy« honorieren wird.