
Die U19-Weltmeisterschaft im olympischen Boxen in Budapest sind beendet. 174 junge Frauen und 244 junge Männer aus 81 Ländern der Welt trafen vom 21. bis zum 31. August in der ungarischen Hauptstadt zu diesem zehntägigen Wettbewerb der AIBA zusammen. Die Nationalverbände dürften die WM für eine Standortbestimmung genutzt haben: Wenn 2020 in Tokio die nächsten Olympischen Spiele ausgetragen werden, wird man sicherlich einige Athletinnen und Athleten aus Budapest wiedersehen – sofern das IOC Boxen wegen der Kritik an dem Weltverband AIBA nicht aus dem olympischen Programm streicht.
Russische Boxerinnen und Boxer kamen am weitesten
Im Wettbewerb der männlichen Jugend waren insbesondere die Russen erfolgreich: In sieben der zehn Gewichtsklassen standen Nachwuchsathleten des russischen Verbandes im Finale. Dem folgte der kasachische Verband, der immerhin noch fünf Sportler in die letzte Turnierrunde bringen konnte. Im Turnier der weiblichen Jugend waren Russland und Indien mit jeweils 4 Finalistinnen die stärksten Mannschaften, gefolgt von Kasachstan mit drei Sportlerinnen in der Endrunde. Indien bestärkt damit den starken Eindruck der letzten Zeit. Die Ergebnisse der Finalkämpfe im einzelnen (Link öffnet PDF in neuem Fenster):
Ergebnisse des 1. Finales (w + m) am 30.08.2018
Ergebnisse des 2. Finales (w + m) am 31.08.2018
Das Team des DBV konnte 3 von 10 Kämpfen gewinnen
Für den Deutschen Boxsport-Verband (DBV) hatten sich bei der vorangegangenen Europameisterschaft in Italien fünf weibliche und zwei männliche Boxer qualifizieren können. Das Team bestritt im Rahmen der U19-WM insgesamt 10 Kämpfe, in denen 3 Siege gelangen und 7 Niederlagen hingenommen werden mussten. Mit Blick auf Medaillenerfolge war Alina Popp die erfolgreichste Teilnehmerin, die mit dem Gewinn der Bronzemedaille die Bilanz des DBV sichern konnte. Im Hinblick auf die kämpferische Leistung wusste die Kölnerin Stefanie von Berge zu überzeugen, die als einzige Teilnehmerin die Mehrheit ihrer Kämpfe gewinnen konnte (2 von 3), jedoch in einem großen Teilnehmerfeld einen weiteren Weg auf das Siegerpodest hätte zurücklegen müssen. Im folgenden ein detaillierter Blick auf die Begegnungen mit deutscher Beteiligung:
Maxi Klötzer erreicht mit einem Sieg das Viertelfinale und scheidet gegen Indien aus
Im Halbfliegengewicht (bis 48 kg) traf Maxi Klötzer (geb. 2000, 40 Kämpfe) vom Landesverband Sachsen in ihrem ersten Kampf am 22. August nachmittags auf die Taiwanesin Peng Chi-Yan (geb. 2000, 22 Kämpfe). Diese Begegnung konnte die Sportlerin vom BC Chemnitz 94 mit 5:0 Punktrichterstimmen deutlich für sich entscheiden (30:26 / 30:24 / 30:25 / 30:27 / 30:27). Mit ihrem Sieg hatte sich die Linksauslegerin aus Sachsen für das Viertelfinale am 26. August qualifiziert. Dort traf sie am Nachmittag auf die Rechtsauslegerin Ghangas Nitu (geb. 2000, 50 Kämpfe) aus Indien, der sie sich durch RSC in der ersten Runde geschlagen geben musste. Damit schied Maxi Klötzer aus dem Turnier aus.
Cathy Jean Sartorius unterlag in ihrem ersten Kampf
Wenig Glück hatte Cathy Jean Sartorius vom Landesverband Nordrhein-Westfalen im Fliegengewicht (bis 52 kg). Die Sportlerin vom ESC Rellinghausen (geb. 2001, 16 Kämpfe) traf am 23. August auf die Kasachin Zhansaya Abdraimova (geb. 2000, 53 Kämpfe). Die Linksauslegerin aus Kasachstan wusste ihre Erfahrungsvorteile einzusetzen und fuhr einen einstimmigen und deutlichen Punktsieg ein (30:25 / 30:25 / 30:25 / 30:25 / 30:26). Damit war auch die zweite Boxerin des DBV aus dem Turnier ausgeschieden.
Sophie Alisch schied ebenfalls im ersten Turnierkampf aus
Sophie Alisch (geb. 2001, 23 Kämpfe) stieg am 25. August in den Turnierverlauf ein. Die Auslosung im Federgewicht (bis 57 kg) führte die Schweriner Boxerin mit der russischen Athletin Valeria Rodionova zusammen (geb. 2000, 74 Kämpfe). Auch hier konnte sich die Erfahrung durchsetzen: Der Kampf ging mit 4:0 Punktrichterstimmen an die russische Sportlerin (29:27 / 28:28 / 29:27 / 30:26 / 30:26), die sich damit für die nächste Turnierrunde qualifizieren konnte, währen Sophie Alisch den weiteren Verlauf der WM leider nur noch von der Tribüne anschauen konnte.
Stefanie von Berge erreicht mit zwei Siegen das Viertelfinale und scheidet gegen England aus
Erfolgreicher war Stefanie von Berge (geb. 2001, 47 Kämpfe) im Leichtgewicht (bis 60 kg). Die Kölnerin vom Traditionsverein SC Colonia Köln traf am 23. August auf die Puerto Ricanerin Tatiana Nicole Ortiz Rivera (geb. 2000, 49 Kämpfe). Diesen Kampf gewann sie deutlich mit 5:0 Punktrichterstimmen (30:25 / 30:24 / 30:26 / 30:25 / 30:25). In der nächsten Turnierrunde am 25. August traf die Kölnerin dann auf Victoria Oriana Saputo (geb. 2000, 36 Kämpfe) aus Argentinien. Auch diesen Kampf konnte von Berge nach Punkten 4:0 für sich entscheiden (30:27 / 30:27 / 39:28 / 30:27 / 28:28). Mit dem zweiten Turniererfolg hatte sich das Leichtgewicht des DBV für das Viertelfinale am 27. August qualifiziert, wo sie auf die Engländerin Caroline Saga Dubois traf (geb. 2001). Die Sportlerin aus London konnte sich im Viertelfinale knapp mit 4:1 Punktrichterstimmen nach Punkten durchsetzen (29:28 / 28:29 / 39:28 / 30:27 / 29:28) und beendete damit die Medaillenhoffnung in dieser Gewichtsklasse bis 60 kg.
Alina Popp holt mit zweitem Kampf die Bronzemedaille
Alina Popp (geb. 2000, 23 Kämpfe, Weltergewicht bis 69 kg) hatte durch Freilos gleich im Viertelfinale der WM ihren ersten Einsatz. Dort traf die Sportlerin vom BC Piccolo Fürstenfeldbruck auf die Inderin Lalita (geb. 2000, 42 Kämpfe). Der Auftakt gelang nach Maß: Gegen Ende der dritten Runde brach der Ringrichter durch RSC ab und sicherte der Athletin aus Bayern damit einen Platz im Halbfinale am 28. August und dem DBV mindestens eine Bronzemedaille. Ihre Gegnerin in der vorletzten Turnierstufe war die Russin Angelina Kabakova (geb. 2000) aus Ulan-Ude. Das Halbfinale verlor Alina Popp knapp mit 4:1 Punktrichterstimmen (28:19 / 29:28 / 27:30 / 28:29 / 27:30). Für sich und den DBV erboxt die Verteterin des Landesverbandes Bayern damit als einzige Sportlerin der DBV-Mannschaft Edelmetall.
Noah Fischer unterliegt im ersten Turnierkampf
Noah Fischer (geb. 2000, 112 Kämpfe) traf am 22. August in der ersten Turnierrunde des Leichtgewichts (bis 60 kg) durch Losentscheid auf den Schotten Reese Lynch (geb. 2001). Der Sportler des Landesverbandes Baden-Württemberg musste sich in dieser Begegnung dem Boxer des Clubs Springhill ABC mit 5:0 Punktrichterstimmen geschlagen geben (27:30 / 27:30 / 26:30 / 27:30 / 27:30). Mit der Niederlage endete das Turnier für den Sportler vom Boxing Villingen-Schwenningen.
Oronzo Birardi unterliegt ebenfalls im ersten Kampf
Im Schwergewicht (bis 81 kg) vertrat der Oronzo Birardi (geb. 2000, 87 Kämpfe) das Team des Deutschen Boxsport-Verbandes. Die Auslosung führte den Mainzer vom Heimatverein TUS Aschaffenburg-Leider am 22. August mit dem Uzbeken Timur Merzhanov (geb. 2000) zusammen. In dem Kampf entschieden sich die Punktrichter zunächst für ein Unentschieden (29:27 / 27:29 / 28:28 / 28:28 / 28:28). Da ein Unentschieden bei Meisterschaften nicht möglich ist, werden die Punktrichter in diesem Fall noch einmal aufgefordert, ihre Wertung abzugeben. In dieser zweiten Wertung sprachen die Punktrichter den Sieg schließlich dem Uzbeken zu. Damit war – denkbar knapp – auch der letzte männliche Jugendliche des DBV aus dem Turnier ausgeschieden.
Unten der Kampf von Oronzo Birardi gegen Timur Merzhanov, der zunächst Unentschieden gewertet wurde. Weil bei einem Unentschieden in einem Turnier nicht entscheidbar wäre, wer in die nächste Turnierrunde vorrücken darf, müssen die Punktrichter sich noch einmal entscheiden. Beurteilt den Kampf selbst: