Der neue Weltverband »World Boxing« darf sich offenbar doch über die erste afrikanische Mitgliedsnation freuen. Nachdem der Vizepräsident des nigerianischen Verbandes Azania Omo-Agege sich kürzlich mit der Behauptung zu Wort gemeldet hatte, der nigerianische Verband sei »World Boxing« keineswegs beigetreten, sondern stehe vielmehr treu zur IBA, hat sich nun der Präsident des Verbandes Kenneth Minimah geäußert.
Vizepräsident handelte wohl im Alleingang
Nach einem Bericht des Branchenportals insidethegames.biz bestätigte er, dass sein Verband am 20. Oktober »World Boxing« beigetreten sei. Diese Entscheidung sei zuvor in einer Sitzung des Vorstands getroffen worden. Der Vizepräsident habe unautorisiert und ohne Absprachen im Alleingang gehandelt und dem Sportministerium, dem Nationalen Olympischen Komitee Nigerias und dem nigerianischen Boxverband große Peinlichkeit bereitet. Der Verband werde wegen dieser Vorgänge entsprechende Sanktionen verhängen.
IOC fordert mehr Mitgliedsverbände
Für den noch jungen, neuen Weltverband »World Boxing« kann der Beitritt eines ersten afrikanischen Verbandes ein wichtiger Schritt auf dem Weg sein, den olympischen Boxsport in Zukunft global zu vertreten. Mehr Mitgliedsverbände weltweit hatte zuletzt auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) zur Voraussetzung gemacht, um mit »World Boxing« Gespräche aufzunehmen.
Es bleibt nun abzuwarten, ob weitere afrikanische Verbände folgen. Die frühere starke Verbundenheit afrikanischer Verbände mit der IBA und ihrem Präsidenten Umar Kremlev hatte nach Streitigkeiten rund um den den Kongress des afrikanischen Kontinentalverbandes zuletzt starke Risse bekommen: 30 von 52 nationalen Boxverbänden hatten gegen die IBA protestiert und waren vom Weltverband dafür mit Strafen bedroht worden.
Kurz vor dem ersten regulären Weltkongress von »World Boxing« (24. bis 25.11. in Frankfurt am Main) kann der neue Verband nunmehr auf 22 Mitgliedsverbände zählen:
Europa (10):
- GB Boxing
- England
- Deutschland
- Schweden
- Niederlande
- Dänemark
- Finnland
- Tschechien
- Island
- Norwegen
Amerika (7):
- USA
- Brasilien
- Kanada
- Argentinien
- Honduras
- Panama
- Jamaika
Ozeanien (3):
- Australien
- Neuseeland
- Franz.-Polynesien
Asien (1):
- Mongolei
Afrika (1):
- Nigeria
Die Mehrzahl der Mitgliedsverbände stammt bislang aus entwickelten Industrienationen des globalen Nordens und Westens. Asien und Afrika sind aktuell allerdings noch deutlich unterrepräsentiert, doch immerhin seit kurzem überhaupt vertreten. Beitritte von weiteren wichtigen boxerischen und politischen bedeutenden Nationen Asiens, Afrikas und des früheren »Ostens« wie etwa Kuba, Ägypten, Algerien, Indien, China, Kasachstan, Usbekistan oder die Ukraine hätten wahrscheinlich eine starke Signalwirkung auf den Rest der Welt.
Nigeria ist ein wichtiger Player in Afrika
Auch wenn es bis jetzt nur die erste afrikanische Nation ist: Der Beitritt Nigerias darf nicht unterschätzt werden. Das westafrikanische Land ist mit rund 200 Millionen Einwohner*innen das bevölkerungsreichste Land des Kontinents. Die ehemailige britische Kolonie erhielt 1960 die vollständige Unabhängigkeit. Innerhalb der Grenzen des Landes werden über 500 Sprachen und Idiome gesprochen sowie viele unterschiedliche Religionen praktiziert.
Die Volkswirtschaft des Landes behauptet noch vor Südafrika und Ägypten den ersten Platz auf dem Kontinent und ist durch ein starkes Wachstum geprägt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt jedoch niedriger als in Südafrika, Ägypten oder Marokko, aber etwas höher als in Ghana oder der Elfenbeinküste. Die Weltbank zählt Nigeria zu den so genannten »Schwellenländern«.
Nigeria mit bislang drei Startplätzen in Paris 2024
An dem afrikanischen Qualifikationsturnier für Paris 2024 im September in Dakar nahm Nigeria mit drei Boxern und sechs Boxerinnen teil. Im Medaillenspiegel dieses Wettbewerbs belegte das Land nach Algerien mit 6 Medaillen (bei den Männern: 2 x Gold / bei den Frauen: 1 x Gold und 3 x Bronze) den zweiten Platz. Der Turniererfolg in Dakar sicherte Nigeria bislang drei Tickets für die kommenden olympischen Spiele (bei den Männern in den Gewichtsklassen bis 57 kg und bis 92 kg, bei den Frauen in der Gewichtsklasse bis 60 kg).