Der neue Weltverband des Boxens »World Boxing« gab am 20.10.2023 den Beitritt sechs weiterer nationaler Boxverbände bekannt. Allerdings gibt es zum Beitritt eines Verbandes widersprüchliche Aussagen.
Nun 22 Mitgliedsverbände
In einer Mitteilung hieß es, die Verbände von Finnland, Island, Jamaika, Nigeria, Norwegen und Tschechien hätten einen strengen Bewerbungsprozess erfolgreich durchlaufen und könnten nun an dem ersten Kongress des neuen Weltverbandes vom 24. bis zum 25. November 2023 in Frankfurt am Main teilnehmen.
Mit dem Beitritt der sechs nationalen Boxverbände zählt der neue Verband nun 22 Mitgliedsverbände:
Europa:
- GB Boxing
- England
- Deutschland
- Schweden
- Niederlande
- Dänemark
- Finnland
- Tschechien
- Island
- Norwegen
Amerika:
- USA
- Brasilien
- Kanada
- Argentinien
- Honduras
- Panama
- Jamaika
Ozeanien:
- Australien
- Neuseeland
- Franz.-Polynesien
Asien:
- Mongolei
Afrika:
- Nigeria
Schritt auf dem Weg zur globalen Relevanz
Insbesondere der Beitritt Nigerias war weithin beachtet worden, da sich damit die erste afrikanische Nation dem neuen Verband angeschlossen hat. In zweierlei Hinsicht ein wichtiger Schritt:
- Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte letzthin klargestellt, dass es die Ausrichtung der olympischen Boxwettbewerbe gerne wieder einem Weltverband übertragen wolle. Die IBA sei dabei endgültig aus dem Spiel, doch »World Boxing« könne erst ein Ansprechpartner werden, wenn der junge Verband an globaler Relevanz gewinnt. Im Klartext: »World Boxing« muss mehr Mitglieder aus allen Kontinenten unter seinem Dach vereinen und seinen europäisch-abendländischen Schwerpunkt überwinden. Der erste afrikanische Mitgliedsverband ist vor diesem Hintergrund ein wichtiges Zeichen.
- Afrika galt lange als der IBA und ihrem Präsidenten Umar Kremlev stark verbunden. Allerdings bekam diese Treue zuletzt starke Risse: Im Vorfeld des afrikanischen Kontinentalkongresses griff eine IBA-Kommission (BIU) zur Überprüfung der Integrität und Wählbarkeit von Kandidaten stark in die Liste der Bewerber ein. Ein Affront, den die Mehrheit der afrikanischen Nationalverbände nicht hinnehmen mochte. Wenn in dieser Situation ein großer afrikanischer Verband der IBA den Rücken kehrt, könnte es die Verhältnisse in der afrikanischen Boxwelt ins Rutschen bringen.
Unklarheiten um den Beitritt Nigerias
Allerdings erweist sich ausgerechnet der Beitritt Nigerias nun als ein offenbar etwas unklarer Vorgang mit widersprüchlichen Aussagen: Kurz nach der Bekanntgabe des Beitritts bestritt der Vizepräsident des nigerianischen Verbandes Azania Omo-Agege, dass Nigeria »World Boxing« beigetreten sei. Er versicherte vielmehr, dass Nigeria »World Boxing« der IBA gegenüber loyal sei.
»World Boxing« hielt hingegen an der Darstellung fest: Alle Unterlagen seien eingereicht und von den hierzu befugten Personen unterzeichnet worden. Das nationale Olympische Komitee Nigerias habe die Bewerbung um eine Mitgliedschaft bei »World Boxing« in einem Schreiben unterstützt.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Sache nun entwickelt. Ist der Beitritt rechtswirksam, stellt sich die Frage, in welcher Verfassung der neu aufgenommene Verband ist, der unter solchen Begleittönen seine Mitgliedschaft beginnt. Ist der Beitritt jedoch nicht rechtswirksam, stellt sich die Frage, wie die Bewerbung Nigerias die vorgeschalteten Prüfungen hat bestehen können.