Im Terminkalender der Kiezkämpfer hat das herbstliche Pokalturnier des BC Fortuna Ilmenau inzwischen einen festen Platz erobert. Bereits zum dritten Mal reiste am 18. Oktober nun eine Mannschaft der Boxabteilung in die Universitätsstadt am Rande des Thüringer Waldes: Vier Sportler der Altersklasse U19 und ein Trainer sowie zwei Betreuer. Nach gut sechsstündiger Fahrt, die zum Teil über Landstraßen führte, erreichte die Mannschaft das herbstliche Ilmenau und bezog ihre Unterkunft in einem Wohnheim eines Berufsschulinternats unweit des Unicampus.
Am nächsten Tag stand um 11 Uhr das Wiegen auf dem Programm, um 14 Uhr sollten dann die Kämpfe starten. Eine böse Überraschung erwartete die Mannschaft nach dem Abschluss des Wiegens: Der Gegner, der für unseren Amir Saad (16, Leichtgewicht bis 60 kg) vorgesehen war, war nicht angereist. Einen passenden Ersatz gab es für ihn leider nicht, so dass er leider nicht zum Einsatz kam. Seine Ringpremiere für die Kiezkämpfer muss also nun noch einmal verschoben werden. Aber Amir nahm es mit Fassung und trug mit unverändert guter Laune zum Erfolg der Mannschaft bei.
Gregor Zwimper siegt nach Punkten über Baran Aslan aus Braunschweig
So war es Gregor Zwimpfer (17, Weltergewicht bis 69 kg), der als erster der Kiezkämpfer in den Ring stieg. Ihm gegenüber stand Baran Aslan von der Löwen-Box-Academy Braunschweig. In seinem vierten Kampf zeigte Gregor erneut schöne Beinarbeit und schöne Beweglichkeit, die er mit solider Verteidigungsarbeit zu verbinden wusste. Kaum mal bot er ein festes Ziel, entwischte dem Gegner auch an den Ringseilen sicher und vermochte aber aus dem Kampf heraus immer klare, deutliche Treffer zusetzen. Dabei zeigte er sich sowohl in der Nah- als auch in der Langen Distanz sehr kreativ, so dass sich sein Punktekonto Minute um Minute mehr füllte. Als der Schlussgong den Vergleich beendete, hatte Gregor den Punktrichtern in allen Runden des Gefechts überzeugende Argumente für ihre Entscheidung geliefert, die am Ende nicht schwer gefallen sein dürfte: Sie sprachen ihm den Sieg nach Punkten zu. Gregor kann sich mit diesem verdienten Erfolg über den vierten Sieg in vier Kämpfen freuen.
Basir Fasahi erreicht ein Unentschieden gegen einen erfahreneren Gegner
Zwei Kämpfe später war Basir Fasahi (17, Halbweltergewicht bis 64 kg) an der Reihe, sich mit Suhrab Rahimi vom PSV Erfurt zu vergleichen. Für Basir war es der zweite Kampf, für seinen Gegner bereits das achte Gefecht. Basir nahm die Aufgabe beherzt an, boxte viel im Vorwärtsgang und zeigte häufig schöne Angriffsweiterführungen. Sein Kontrahent musste im ersten Durchgang eine Verwarnung wegen Innenhand hinnehmen. Um diesen Punktabzug wettzumachen, startete er in der zweiten Runde aktiver in den Kampf, aber Basir konnte das Tempo mitgehen und ließ sich den Kampf auch jetzt nicht aus der Hand nehmen. Ein Sieg schien trotz des Erfahrungsunterschiedes in dieser Kampf möglich. Im dritten Durchgang musste Basir jedoch drei Kopftreffer in kurzem Abstand hinnehmen, weswegen ihn der Ringrichter anzählte. Als der Zeitnehmer schließlich kurze Zeit später die Auseinandersetzung beendete, kamen die Punktrichter zu einem Unentschieden. Damit blieb die Bilanz der Kiezkämpfer aber im Positiven und Basir kann stolz auf seine Leistung sein.
Karim Gomes holt im Wettkampfsparring den Pokal als bester Techniker
Abermals zwei Kämpfe darauf wurde Karim Gomes (18, Leichtgewicht bis 60 kg) in den Ring gerufen. Allerdings hatte sich für Karim nur ein Wettkampfsparring ergeben, denn der einzig mögliche Gegner (Leon Zimmermann vom PSV Erfurt) war vier Jahre älter und boxte bereits in der Altersklasse der Erwachsenen, während hingegen Karim bis zum Ende des Jahres noch in der Altersklasse U19 kämpft. Ein regulärer Wettkampf schied damit aus. Dennoch zeigte sich Karim ebenso motiviert wie konzentriert, diese Trainingsmöglichkeit unter Wettkampfbedingungen für sich zu nutzen. Mit gewohnt flinken Beinen, Händen und Reflexen dominierte Karim diesen Vergleich routiniert und zeigte in allen Distanzen überzeugende Arbeit. Doch der Vergleich sollte am Ende gar nicht über drei Runden gehen, denn schon im zweiten Durchgang setzte ein gut platzierter Schlaghandseitwärtshaken zum Kinn dem Vergleich ein Ende, das so nicht geplant war, sich aber natürlich auch bei einem Wettkampfsparring mal ergeben kann. Ein Urteil wurde hier natürlich nicht gesprochen, weil es sich nur um ein Sparring handelte. Gleichwohl bekam er für seine überzeugende Leistung den Pokal als bester Techniker der U19 zu gesprochen – eine Auszeichnung, die er in Ilmenau schon einmal erhalten hatte.
Der Wettkampftag klang abends mit einem Essen im indischen Restaurant aus, das aus dem letzten Besuch in Ilmenau noch in guter Erinnerung war. Beim Frühstück am nächsten Morgen in einer Bäckerei am Marktplatz zeigte sich die Stadt noch einmal mehr von ihrer sympathischen Seite: eine örtliche Initiative für Demokratie bereitete eine Gegenveranstaltung zu einem am selben Tag geplanten Wahlkampfauftritt von Bernd Höcke (AfD) vor. Leider waren unsere geplanten Aufkleber mit dem Slogan »LOVE BOXING – HATE RACISM« noch nicht fertig. Sie hätten hier eine gute Verwendung gefunden.
Die Meinung des Trainers Ralf Elfering:
Nach Ilmenau kommen wir immer gerne. Die ganze Veranstaltung ist klasse. Gut organisiert, sehr sympathische Veranstalter, eine entspannte Atmosphäre – so soll das sein. Das einmal vorweg. – Unsere Jungs haben es toll gemacht. Angefangen mit Amir, der leider gar nicht zum Einsatz kam, aber trotzdem zum Erfolg der anderen beitrug, weil er seine gute Stimmung nicht verlor und die anderen Jungs gut supportet hat. Dann hat Gregor abermals einen Schritt nach vorne gemacht. Schon in seinem vierten Kampf spürt man eine beginnende Routine und bereits viel Sicherheit. Basir hatte mit seinem Gegner relativ gesehen bestimmt die schwierigste Aufgabe von allen, weil sein Gegner schon sieben Kämpfe bestritten hatte. Die Aufgabe hat er angenommen und sehr gut gelöst! Karim hat mit großer Souveränität und Übersicht geboxt. Der Kampf gegen einen Erwachsenen war genau das Training, das er vor dem Wechsel in die Erwachsenen-Altersklasse brauchte. Ein KO soll es in einem Wettkampfsparring zwar möglichst nicht geben, aber es hat sich aus einem technisch blitzsauberen Gefecht ergeben. Das kann passieren, zeigt uns aber die Qualitäten von Karim.