Die Weltmeisterschaften der Frauen im olympischen Boxen sollen 2023 in der Hauptstadt Indiens Neu-Dehli ausgetragen werden. Dies gab der Präsident des Weltverbandes des olympischen Boxens Umar Kremlev gestern am 9. November auf einer Pressekonferenz in der indischen Kapitale bekannt.
Dort hatten Kremlev und der Präsident des indischen Box-Verbandes (BFI) Ajay Singh zuvor eine entsprechende Absichtserklärung (»Memorandum of Understanding«) unterzeichnet. Genaue Termine wurden dabei noch nicht bekannt.
Indien engagierte sich in den zurückliegenden Jahren stark im Boxen, namentlich auch im Frauenboxen. So war das Land bereits 2006 und 2018 Ausrichter der Frauen-WM und 2017 Gastgeber der WM der weiblichen Jugend (U19).
Die Beziehungen zwischen Indien und dem Weltverband des olympischen Boxens waren in jüngerer Vergangenheit nicht immer ganz konfliktfrei gewesen. 2021 sollte das Land schon die Weltmeisterschaften der Männer ausrichten. Doch wegen ausbleibender Zahlungen der Ausrichtergebühren entzog die AIBA (heute IBA, damals noch unter Leitung von Kremlevs Vorgänger) dem indischen Verband das Turnier und vergab es stattdessen nach Serbien. Der indische Verband erklärte damals, dass das Konto der AIBA eingefroren gewesen sei und Zahlungen deswegen nicht eingetroffen seien.
Für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 wird diese Weltmeisterschaft (entgegen früherer Weltmeisterschaften) keine Bedeutung haben. Nach der Suspendierung der IBA (vormals AIBA) durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Jahr 2019 liegen die Qualifikationswege für Paris erneut vollstäbdig in der Hand des IOC. Ergebnisse aus IBA-Wettbewerben zählen hier nicht ein.
Preisgelder
Auch bei diesem Turnier winken Preisgelder – jedoch nicht so üppig wie bei der WM der Männer, die im gleichen Jahr in Usbekistan ausgetragen wird. 2,4 Mio. US-Dollar sollen in den 12 Gewichtsklassen der Frauen an die Medaillengeewinnerinnen ausgeschüttet werden. Damit dürfte das Preisgeld wie folgt gestaffelt sein:
- Für eine Goldmedaille 100.000 US-Dollar
- Für eine Silbermedaille 50.000 US-Dollar
- Für eine Bronzemedaille 25.000 US-Dollar (2 je Gewichtsklasse)
Diese Beträge wären die Hälfte jener Summen, die sich die Männer im selben Jahr auf den Weltmeisterschaften erboxen können.
Das Gastgeberland
Indien nimmt den größten Teil des indischen Subkontinentes ein und ist flächenmäßig das siebtgrößte Land der Erde (3.287.263 qkm, im Vergleich Deutschland 357.588 qkm). Etwa 1,4 Mrd. Menschen leben in Indien, das oft als größte Demokratie der Welt bezeichnet wird. Man erwartet, dass Indien bei der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner China bald überholen wird.
In Nord- und Zentralindien herrscht vornehmlich subtropisches Kontinentalklima (die Bergregionen bilden hier eine Ausnahme), im Süden und in den Küstengebieten dagegen ein stärker maritim geprägtes tropisches Klima. So treten im Norden im Jahresverlauf teils erhebliche Temperaturschwankungen auf. In den nördlichen Tiefebenen herrschen im Dezember und Januar 10 bis 15 °C; in der heißesten Zeit zwischen April und Juni sind Höchsttemperaturen von 40 bis über 50 °C möglich. Im Süden ist es dagegen ganzjährig relativ konstant heiß.
Der Staat (bis 1947 britische Kolonie) ist in 28 Bundesstaaten und mehreren direkt der Zentralregierung unterstellten Gebieten unterteilt. Die Hauptstadt Neu-Delhi ist Teil der Stadt Delhi, in der fast 17 Mio. Menschen leben (in der Metropolregion Delhi fast 32 Mio.).
Die indische Gesellschaft wird trotz einer von der Verfassung gewährten Religionsfreiheit vom religiösen hierarchischen Kastensystem bestimmt. Die mit Abstand größte Religionsgruppe sind die Hindus, gefolgt von Muslimen, Christen und den historisch aus Indien stammenden Sikhs, Buddhisten und Jaina.
Indien ist ein Vielvölkerstaat, dessen ethnische Vielfalt ohne weiteres mit der des gesamten europäischen Kontinents vergleichbar ist. Dieser Vielfalt entspricht, dass in Indien weit über 100 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Neben den beiden überregionalen Amtssprachen Hindi und Englisch erkennt die indische Verfassung weitere 21 Sprachen amtlich an.
Die Menschenrechtslage in Indien
Die Menschenrechtsorganisation »amnesty international« fasst die Lage der Menschenrechte in Indien für den Berichtszeitraum 2021 mit folgenden Worten zusammen:
»Die Behörden griffen 2021 auf repressive Gesetze zurück, die das Recht auf Meinungsfreiheit sowohl offline als auch online einschränkten, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Menschenrechtsverteidiger_innen, darunter Aktivist_innen, Journalist_innen, Studierende, Rechtsbeistände und Schauspieler_innen, waren weiterhin Einschüchterung und Schikane ausgesetzt. Unabhängige Untersuchungen deckten auf, dass die Regierung rechtswidrig und in großem Stil Überwachungssoftware nutzte, um gegen Menschenrechtsverteidiger_innen vorzugehen, und damit deren Rechte auf Privatsphäre, Nichtdiskriminierung und Datenschutz verletzte.
Das Gesetz über die Finanzierung aus dem Ausland wurde missbraucht, um Menschenrechtsorganisationen ihre Arbeit massiv zu erschweren. Die Sicherheitskräfte setzten exzessive Gewalt gegen Angehörige von Minderheiten und Bäuer_innen ein, die friedlich gegen neue Landwirtschaftsgesetze protestierten. Die Gerichte missachteten das Recht auf ein faires Verfahren und verzögerten wichtige Prozesse, die Menschenrechtsverletzungen betrafen. Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie untergruben das Recht auf Gesundheit, und die Zuteilung von Finanzmitteln war undurchsichtig. Weil es an Sauerstoffvorräten und Krankenhausbetten mangelte, konnten beträchtliche Teile der Bevölkerung während der zweiten Infektionswelle nicht medizinisch versorgt werden. Die Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehörigkeit und die Gewalt gegen Dalits und Adivasi hielten unvermindert an. Bürgerwehren zum Schutz der Kuh griffen Minderheiten an und zerstörten deren Lebensgrundlagen.«