Die IBA hat vom 10. bis zum 11. Dezember in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) zum dritten »Global Boxing Forum 2023« eingeladen. Unmittelbar vor diesem Event trafen am 9. Dezember die Mitgliedsverbände des vom Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ausgeschlossenen Boxweltverbandes zu ihrem regulären Weltkongress zusammen.
Zur Abstimmung stand bei dem Kongress unter anderem auch der endgültige Ausschluss der Nationalverbände Deutschlands, Tschechiens und der Niederlande.
Die drei Verbände waren wegen verschiedener Vorwürfe im Zusammenhang mit dem neu gegründeten Weltverband »World Boxing« bereits vorläufig suspendiert worden. An IBA-Wettbewerben konnten sie seitdem nur noch mit Einschränkungen teilnehmen (etwa ohne Symbole ihres Verbandes).
Die Delegierten des Kongresses beschlossen in Dubai (und teilweise online hinzugeschaltet) erwartungsgemäß, die Mitgliedschaft Deutschlands, Tschechiens und der Niederlande in der IBA zu beenden. Dabei stimmten die Delegierten wie folgt ab:
- Ausschluss Tschechiens: Von 153 stimmberechtigten Delegierten gaben 121 ihre Stimme ab. 99 stimmten für den Ausschluss (= 81,82%), 22 Delegierte votierten dagegen (= 18,18%). 21 enthielten sich.
- Ausschluss der Niederlande: Von 153 stimmberechtigten Delegierten gaben 128 ihre Stimme ab. 111 stimmten für den Ausschluss (= 86,72%), 17 Delegierte votierten dagegen (= 13,28%). 14 enthielten sich.
- Ausschluss Deutschlands: Von 153 stimmberechtigten Delegierten gaben 128 ihre Stimme ab. 106 stimmten für den Ausschluss (= 82,81%), 22 Delegierte votierten dagegen (= 17,19%). 15 enthielten sich.
In Ihren schriftlich vorgelegten Stellungnahmen hatten alle drei Verbände die Absicht ausgedrückt, sowohl in der IBA als auch bei »World Boxing« Mitglied sein zu wollen. Dies lehnte die IBA unter Verweis auf die Satzung des Verbandes ab.
Den Nationalverbänden, die unlängst in Frankfurt am Main im Rahmen des Gründungskongresses von »World Boxing« als Mitglieder des neuen Weltverbandes bestätigt wurden, droht (sofern sie nocht Mitglied der IBA sind) wohl ein ähnliches Schicksal: Der Justiziar der IBA kündigte an, die Verbände bis Januar um offizielle Stellungnahmen zu bitten, um dann Entscheidungen treffen zu können.
Aufnahme von drei Zwergverbänden und Swiss Boxing
Im Rahmen des Kongresses wurden aber nicht nur Verbände ausgeschlossen, sondern auch aufgenommen: Die Delegierten bestätigten den Betritt
- der Norfolk Island Boxing Association (1 Gym, 15 Boxer*innen, keine Kampfrichter*innen),
- der Tuvalu Amateur Boxing Association (4 Gyms, 60 Boxer*innen, 4 Kampfrichter*innen)
- sowie den Wiedereintritt von Swiss Boxing (152 Gyms, 620 Boxer*innen, 38 Kampfrichter*innen).
Außerdem trat der IBA in Dubai ein Mini-Verband namens »US Boxing Federation« bei. Der Vorgang löste einige Verwirrung aus, da das erst kürzlich verkaufte Branchenportal »insidethegames« zunächst fälschlicherweise einen us-amerikanischen Wiedereintritt vermeldete, dann die Falschmeldung aber korrigieren musste.
Das hätte in der Tat aufhorchen lassen, da die US-Amerikaner mit dem Verband »USA Boxing« zu den profiliertesten und entschiedensten Kritikern der IBA gehören, den Weltverband als erste verlassen hatten und bei der Gründung des neuen Weltverbandes »World Boxing« zu den treibenden Kräften zählten.
Roy Jones junior steht amerikanischem Zwergverband mit 3 Gyms vor
Bei der »US Boxing Federation« handelt es sich jedoch um einen unlängst neu gegründeten Verband, der (im Gegensatz zu »USA Boxing«) nicht vom Nationalen Olympischen Komitee der USA anerkannt ist. Ihm gehören ganze 3 Gyms an, in denen 130 Boxer*innen trainieren. Zum Vergleich und zur Einordnung der Zahlen: »USA Boxing« gehören ca. 2.400 Gyms an.
Präsident von »US Boxing Federation« ist Roy Jones junior. Der ehemalige us-amerikanische Boxer war Silbermedaillist der Olympischen Spiele 1988 in Seoul (Südkorea) und wechselte anschließend zu den Profis, wo er Weltmeister in fünf Gewichtsklassen wurde (75 Profikämpfe, von denen er 66 gewann).
2015 suchte Roy Jones junior die Nähe zum russischen Präsidenten Putin. Unter anderem trat er auf der im Jahr zuvor von Russland besetzten Halbinsel Krim öffentlich auf. Putin machte den Ex-Profi Ende 2015 per Dekret zum russischen Staatsbürger. Roy Jones junior wurde in der IBA unter der Führung des Russen Umar Kremlev schnell zum prominenten Aushängeschild vieler Veranstaltungen.