Ein box­sport­li­cher Aus­blick auf das Jahr 2021 im Zei­chen von Corona

Corona wird den Boxsport auch im neuen Jahr noch prägen

Das ver­gan­ge­ne Jahr hat uns vie­les gelehrt. Unter ande­rem, dass Jah­res­aus­bli­cke eine ris­kan­te Sache sind. Unser letz­ter Ver­such Anfang Janu­ar des zurück­lie­gen­den Jah­res war im März jeden­falls schon wie­der Maku­la­tur. Die Coro­na-Pan­de­mie hat­te zuerst Chi­na und spä­tes­tens ab März den Rest der Welt fest im Griff – und damit natür­lich auch den Sport auf allen Ebe­nen. Die Fol­gen sind uns alle noch im Bewusst­sein. Mehr noch: Sie sind lan­ge noch nicht über­wun­den, denn die Pan­de­mie dau­ert noch an. Daher wird sich die­ser Ver­such eines Aus­blicks auf das neue Jahr zen­tral um die denk­ba­ren oder sogar erwart­ba­ren Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie auf unse­ren Sport drehen.

Die zwei­te Welle

Der Blick auf die ver­gan­ge­nen Mona­te der Pan­de­mie zeigt deut­lich: Radi­ka­le Lock­downs mit dras­ti­scher Redu­zie­rung von Kon­tak­ten in mög­lichst vie­len Lebens­be­rei­chen kön­nen die Pan­de­mie ein­däm­men. Das ist nur logisch, denn wo Men­schen sich nicht mehr begeg­nen, kann das Virus sich nicht mehr über­tra­gen. Eben­so logisch ist aber auch der Umkehr­schluss: Wenn wir Ein­schrän­kun­gen lockern und Kon­tak­te wie­der zulas­sen, wird sich das Virus erneut ver­brei­ten. Auch das lässt sich beob­ach­ten, in Deutsch­land wie auch in ande­ren Ländern. 

Eben­so ließ und lässt sich beob­ach­ten, was expo­nen­ti­el­le Ver­meh­rungs­ra­ten sind. Inner­halb äußerst kur­zer Zeit­räu­me kön­nen Zustän­de umkip­pen: Was letz­te Woche noch mög­lich schien, ist eine Woche spä­ter schon ein absur­der Gedan­ke. Wir erleb­ten dies mit der Geschwin­dig­keit, wie der ers­te Lock­down über uns kam. Wir erleb­ten dies erneut im Herbst, als uns ab Okto­ber die Infek­ti­ons­zah­len erneut – und noch viel stär­ker als wäh­rend der ers­ten Wel­le – außer Kon­trol­le gerie­ten, obwohl (oder viel­leicht: weil) die Mehr­heit noch in gelas­se­ner spät­som­mer­li­cher Stim­mung war.

Lei­der wirk­ten die kon­takt­be­schrän­ken­den Maß­nah­men des Herbs­tes und Win­ters weni­ger stark als erhofft. Sie konn­ten das expo­nen­ti­el­le Wachs­tum zwar ein­däm­men, aber das Infek­ti­ons­ge­sche­hen sta­gnier­te auf einem sehr hohen Niveau bzw. wuchs z.T. trotz­dem noch wei­ter an. 

Mit­ten in der zwei­ten Wel­le: Die zuletzt gerin­ge­ren Wer­te dür­fen nicht täu­schen. Über die Weih­nachts­ta­ge und Neu­jahr hin­weg wur­de weni­ger getes­tet und gemeldet.

Zum einen mag dies an einer gewis­sen Pan­de­mie­mü­dig­keit der Men­schen lie­gen, die Begeg­nun­gen in der Vor­weih­nachts- und Weih­nachts­zeit nicht immer so kon­se­quent redu­ziert haben (Geschenk­ein­käu­fe, Weih­nachts­fei­ern, Tages­aus­flü­ge in Ski­ge­bie­te) bzw. nicht redu­zie­ren konn­ten (Schu­le, Berufs­tä­tig­keit, Ein­zel­han­del) wie noch im Früh­jahr. Zum ande­ren könn­te sich viel­leicht erwei­sen, dass inzwi­schen wesent­lich anste­cken­de­re Virus­mu­ta­tio­nen das pan­de­mi­sche Gesche­hen stär­ker befeu­ern, so dass mit ähn­li­chen Maß­nah­men, wie sie im Früh­jahr noch wirk­sam waren, heu­te viel­leicht nur gerin­ge­re Stei­ge­run­gen, jedoch kei­ne not­wen­di­gen Sen­kun­gen der Infek­ti­ons­zah­len erzielt wer­den können.

Es ist immer noch – oder viel­leicht mehr denn je – zu befürch­ten, dass ohne Trend­wen­de das Gesund­heits­sys­tem über­las­tet wird und Erkrank­te nicht mehr ange­mes­sen behan­delt wer­den könnten.

Licht am Ende des Tunnels

Aus dem Spiel von Lock­down und Locke­rung gibt es nur einen ein­zi­gen Aus­weg: Die Immu­ni­sie­rung der Bevöl­ke­rung. Mit einem ers­ten zuge­las­se­nen Impf­stoff und wei­te­ren, deren Zulas­sung bevor­steht, ist eine Bes­se­rung der Lage zu erwarten. 

Dazu kommt, dass der Effekt der zuneh­men­den Immu­ni­sie­rung zusam­men­fal­len wird mit dem Ein­tritt in die wär­me­re Jah­res­zeit. Begeg­nun­gen wer­den dann wie­der ver­mehrt drau­ßen statt­fin­den kön­nen, was dem Virus wei­te­re Über­tra­gungs­we­ge nimmt. Vie­les spricht dafür, dass wir den Som­mer wohl noch nicht kom­plett nor­mal, so aber doch wie­der unter deut­lich ent­spann­te­ren Bedin­gun­gen genie­ßen kön­nen – hof­fent­lich ohne im Herbst wie­der in Lock­downs zubrin­gen zu müssen.

Ein Glücks­fall ist, dass die Ent­wick­lung der Impf­stof­fe schnel­ler ging, als man anfangs hof­fen durf­te. Und auch, dass zumin­dest der aktu­ell schon zuge­las­se­ne Impf­stoff hoch­wirk­sam zu sein scheint. Wich­tig für den wei­te­ren Ver­lauf der Pan­de­mie wer­den noch zwei Fra­gen sein: Stoppt die Imp­fung auch die Wei­ter­ga­be des Virus an ande­re, oder schützt sie »nur« vor einer Erkran­kung? Und wie lan­ge hält die Immu­ni­tät der Imp­fung an?

Aller­dings soll­ten uns bewusst sein: Die Immu­ni­sie­rung ist kein Auto­ma­tis­mus. Die vor uns lie­gen­den neun Mona­te müs­sen genutzt wer­den, um Schritt für Schritt bis zum Herbst eine Impf­ra­te von min­des­tens 60 bis 70 Pro­zent zu errei­chen. Ande­re Fach­leu­te hal­ten für eine soge­nann­te »Her­den­im­mu­ni­tät« sogar eine Impf­ra­te von 80 bis 90 Pro­zent für erfor­der­lich. Hier sind enor­me logis­ti­sche Auf­ga­ben bei der Beschaf­fung der Impf­stof­fe und Imp­fung der Bevöl­ke­rung zu lösen. 

Eine nach­hal­ti­ge Ver­bes­se­rung der Lage ist nur mit einer Immu­ni­tät durch Imp­fun­gen zu erwar­ten. Ohne die­se Immu­ni­tät wird es kei­ne gesell­schaft­li­che oder sport­li­che Nor­ma­li­tät geben können.

Doch die Logis­tik ist nur die eine Sei­te. Eine Impf­pflicht schließt die Bun­des­re­gie­rung aus, also wird es auch von der Impf­be­reit­schaft der Bevöl­ke­rung abhän­gen, ob und wann wir den Weg aus der Kri­se fin­den. Aktu­ell ist in die­ser Fra­ge noch Luft nach oben. Die media­le Prä­senz von Impf­geg­nern scheint aktu­ell lau­ter als die der Impf­be­für­wor­ter. Wis­sen­schaft und Fak­ten haben nicht immer einen leich­ten Stand. Ver­mut­lich wird die Bereit­schaft zur Imp­fung aber mit den kom­men­den Mona­ten wachsen.

Fazit: Solan­ge die die Her­den­im­mu­ni­tät noch nicht erreicht ist, wird Box­sport selbst bei stark gesun­ke­nem Infek­ti­ons­ge­sche­hen nur ein­ge­schränkt und unter Bei­be­hal­tung von Hygie­ne­maß­nah­men mög­lich bzw. ver­ant­wort­bar sein. Und selbst dann blei­ben Risi­ken. Es soll­te daher im urei­ge­nen Inter­es­se des Box­sports sein, ver­ant­wor­tungs­voll an der voll­stän­di­gen Über­win­dung der Kri­se mit­zu­wir­ken, statt nur kurz­sich­tig auf Locke­run­gen oder Rege­lungs­lü­cken zu setzen.

Box­sport auch 2021 noch unter Einschränkungen

Der Box­sport wird ohne Her­den­im­mu­ni­tät weder im Trai­ning noch im Wett­kampf zur frü­he­ren Nor­ma­li­tät zurück­keh­ren kön­nen. Die übli­cher­wei­se im Früh­jahr ter­mi­nier­ten Lan­des­meis­ter­schaf­ten der Nach­wuchs­al­ters­klas­sen schei­nen unter die­sen Vor­zei­chen aus jet­zi­ger Sicht nicht recht vor­stell­bar. Im Sin­ne eines soli­da­ri­schen Bei­trags des Box­sports zur Über­win­dung der pan­de­mi­schen Situa­ti­on sowie zur Pla­nungs­si­cher­heit der Ver­ei­ne wäre es viel­leicht gut, die­se Wett­be­wer­be gleich in die zwei­te Jah­res­hälf­te zu ver­schie­ben, statt Illu­sio­nen zu säen, die mit hoher Wahr­schein­lich­keit bald schon wie­der ein­kas­siert wer­den müs­sen. Letzt­end­lich droht Ver­bän­den (aber eine Ebe­ne dar­un­ter auch Ver­ei­nen) auch ein Ver­lust an Glaub­wür­dig­keit, wenn ganz aktio­nis­tisch Plä­ne aus­ge­ru­fen wer­den, die bei sach­li­chem Blick auf die Lage min­des­tens hin­ter­frag­bar sein dürften.

Eine sol­che Ent­schei­dung wür­de auch Druck von den Ver­ei­nen neh­men, in denen ja eigent­lich jetzt bald die Vor­be­rei­tung auf sol­che Meis­ter­schaf­ten begin­nen müss­ten. Min­des­tens in der spä­ten Pha­se einer sol­chen Vor­be­rei­tung wür­den (etwa mit Spar­ring und Trai­nings­wett­kämp­fen) übli­cher­wei­se Trai­nings­for­men erfor­der­lich, deren Zuläs­sig­keit für die­sen Zeit­raum aktu­ell nicht zu erwar­ten ist. Vor die­sem Hin­ter­grund wür­de das Fest­hal­ten an Meis­ter­schaf­ten in den Augen Außen­ste­hen­der fast wie eine Auf­for­de­rung zu Ver­stö­ßen gegen das Infek­ti­ons­schutz­ge­setz wir­ken kön­nen. In der Außen­wir­kung wäre das nicht gut.

Die von den Behör­den erlas­se­nen beschrän­ken­den Maß­nah­men haben nach §28a Absatz 5 des Infek­ti­ons­schutz­ge­set­zes immer eine Befris­tung. Sie dür­fen grund­sätz­lich nur für vier Wochen ver­hängt, wohl aber ver­län­gert wer­den. Wenn also stets aufs neue Anga­ben zum Ende sol­cher Ein­schrän­kun­gen kur­sie­ren, so lässt sich dar­aus nicht ablei­ten, die Pan­de­mie wer­de bis dahin über­wun­den sein. Inzwi­schen haben wir doch alle unse­re Erfah­run­gen machen kön­nen und wis­sen, dass hier eher die stra­te­gisch gut ein­ge­teil­te Aus­dau­er­leis­tung des Mara­thon­läu­fers als die Qua­li­tä­ten des Sprin­ters gefragt sind. 

Die­se gesetz­lich ver­an­ker­te Befris­tung soll­te daher nicht den stra­te­gi­schen Pla­nungs­ho­ri­zont der Sport­ver­bän­de bestim­men. Uni­so­no sagen die rele­van­ten Fach­leu­te vor­aus, dass die Lage min­des­tens bis zum Som­mer noch Ein­schrän­kun­gen erfor­dern wird und gera­de die unmit­tel­bar bevor­ste­hen­den Mona­te die größ­te Her­aus­for­de­rung wer­den dürften.

Fazit: In den ers­ten zwei bis vier Mona­ten des neu­en Jah­res wird man im Bereich des Ama­teur- und Brei­ten­sports kaum mit Erleich­te­run­gen rech­nen kön­nen, erst recht nicht für Indoor- und Kon­takt­sport­ar­ten. Auf Erleich­te­run­gen wird man wohl im April oder Mai hof­fen dür­fen, wenn stei­gen­de Tem­pe­ra­tu­ren und wach­sen­de Immu­ni­tät durch Imp­fun­gen die Lage all­mäh­lich ent­span­nen könn­ten. Die Locke­run­gen im Sport wer­den (so war es schon 2020) wahr­schein­lich stu­fen­wei­se erfol­gen: Out­door­sport in Grup­pen wird eher mög­lich sein als Indoor­sport, Grup­pen­grö­ßen wer­den viel­leicht schritt­wei­se wach­sen dür­fen. Die Erstel­lung und Beach­tung von Hygie­ne­kon­zep­ten für Trai­ning und Wett­kampf dürf­te uns noch bis in die zwei­te Jah­res­hälf­te hin­ein beglei­ten, viel­leicht auch noch durch das gan­ze Jahr hin­durch. Die Aus­sich­ten für Meis­ter­schafts­tur­nie­re in der zwei­ten Jah­res­hälf­te ste­hen prin­zi­pi­ell nicht schlecht – aller­dings viel­leicht ohne Zuschauer. 

Box-Bun­des­li­ga

Unter den aktu­el­len und für die kom­men­den Mona­ten zu erwar­ten­den Bedin­gun­gen dürf­te auch eine Box-Bun­des­li­ga in der ers­ten Jah­res­hälf­te des neu­en Jah­res kaum mög­lich sein. Jeden­falls nicht mit Zuschau­ern und an ver­schie­de­nen Aus­tra­gungs­or­ten und über einen län­ge­ren Zeit­raum gestreckt. 

Viel­leicht wäre sie als radi­kal ver­dich­te­tes, mehr­tä­gi­ges Tur­nier, bei dem alle Teil­neh­mer und Betei­lig­ten nach vor­an­ge­gan­ge­nen Tes­tun­gen für den Zeit­raum des Tur­niers in einer abge­schot­te­ten und durch wei­te­re Tes­tun­gen über­wach­ten »Bubble« leben, ohne Zuschau­er theo­re­tisch denk­bar. In der Pra­xis dürf­te das aber kaum durch­führ­bar sein. 

Der Auf­wand wäre enorm, die Kos­ten wären es eben­so. Ein­nah­men sind hin­ge­gen kaum zu erwar­ten, wenn Zuschau­er feh­len. Die Spon­so­ren der Liga­ver­ei­ne wer­den für eine sol­che Form der Liga auch wahr­schein­lich nicht ein­sprin­gen, denn sie haben in der Regel eher einen loka­len Bezug zu »ihrem« Ver­ein. Für sie ist es daher kaum attrak­tiv, wenn die Kämp­fe live im Inter­net gestreamt und bun­des­weit von einer begrenz­ten Zahl an Zuschau­ern ver­folgt werden. 

Spon­so­ren mit bun­des­wei­ter Wir­kung und erfor­der­li­cher finan­zi­el­ler Leis­tungs­kraft, die eine solch ver­dich­te­te Liga ermög­li­chen könn­ten und woll­ten, sind nicht in Sicht. Den Stel­len­wert (also die öffent­li­che Beach­tung) hier­für müss­te sich der olym­pi­sche Box­sport erst in einem lang­jäh­ri­gen Pro­zess der Wert­stei­ge­rung erarbeiten.

Fazit: Eine Bun­des­li­ga­sai­son ist allen­falls wohl für das zwei­te Halb­jahr 2021 zu erwar­ten. Die viel­leicht größ­te Unge­wiss­heit ist dabei, ob die Ent­wick­lung der Pan­de­mie dann Ver­an­stal­tun­gen mit (so vie­len) Zuschau­ern erlaubt, dass für die inter­es­sier­ten Ver­ei­ne eine Liga­teil­nah­me rea­li­sier­bar ist. Hier sind Zwei­fel erlaubt.

Olym­pi­sche Spiele

Aktu­ell hält man beim Inter­na­tio­na­len Olym­pi­schen Komi­tee (IOC) und in Japan noch an den Olym­pi­schen Som­mer­spie­len fest, nach­dem sie – schon wegen der Coro­na-Pan­de­mie – um ein Jahr von 2020 auf 2021 ver­scho­ben wer­den muss­ten. Sie sol­len am 23. Juli 2021 in Tokio eröff­net werden.

Wenn es jedoch stimmt, dass wir in den kom­men­den zwei bis vier Mona­ten auf den Höhe­punkt der Pan­de­mie zusteu­ern, dann wären wir ver­mut­lich im März / April in einer schlim­me­ren Lage als jene, die im letz­ten Jahr eine Absa­ge der Spie­le begrün­de­te. Aller­dings mit dem Vor­teil, die Pan­de­mie bes­ser zu ken­nen und einen gewis­sen Umgang mit ihr erlernt zu haben. 

Doch gleich­zei­tig muss man ehr­li­cher­wei­se fest­stel­len, dass die gewach­se­nen Kennt­nis­se und mitt­ler­wei­le ent­wi­ckel­ten Umgangs­stra­te­gien die Pan­de­mie schluss­end­lich noch nicht ein­däm­men konn­ten. Und soll­te sich eine anste­cken­de­re Muta­ti­on des SARS-CoV-2-Virus welt­weit ver­brei­ten (wor­auf aktu­ell eini­ge Beob­ach­tun­gen hin­wei­sen), wird die Auf­ga­be einer Ein­däm­mung nicht leichter.

Außer­dem ist zu beob­ach­ten, dass die Wel­len der Pan­de­mie die unter­schied­li­chen Regio­nen der Welt zu unter­schied­li­chen Zei­ten und in unter­schied­li­cher Stär­ke durch­lau­fen. Asia­ti­sche Län­der, die in der ers­ten Wel­le bes­ser bestan­den als zum Bei­spiel Euro­pa, mel­den aktu­ell Ver­schlech­te­run­gen (Link öff­net neu­es Brow­ser­fens­ter). Dazu zäh­len auch Süd­ko­rea und Japan, die lan­ge als leuch­ten­de Bei­spie­le für ein gutes Pan­de­mie­ma­nage­ment galten.

Auch wenn das Gast­ge­ber­land Japan und das IOC ver­mut­lich alles dar­an set­zen wer­den, die Spie­le irgend­wie durch­füh­ren zu kön­nen (not­falls eben ohne Zuschau­er und in einem dau­er­ge­tes­te­ten Schutz­ko­kon von zehn­tau­sen­den Betei­lig­ten), so blei­ben den­noch Fra­ge­zei­chen über den Rin­gen ste­hen. Es könn­te sich am Ende doch als eine zu mäch­ti­ge Auf­ga­be erwei­sen, die Spie­le in den Zei­ten einer sol­chen Pan­de­mie über die Büh­ne brin­gen zu wol­len. Klar ist aber: Kön­nen die Spie­le 2021 nicht aus­ge­rich­tet wer­den, kommt eine aber­ma­li­ge Ver­schie­bung nicht mehr infra­ge. Hier hat­te sich das IOC schon fest­ge­legt. Der Blick wür­de sich in die­sem Fall auf Paris rich­ten, dem Gast­ge­ber der Olym­pi­schen Spie­le 2024.

Die Olym­pi­schen Som­mer­spie­le in Tokio dür­fen wohl als wahr­schein­lich, aber noch nicht als sicher gel­ten. Gro­ße Fra­gen­zei­chen ste­hen noch hin­ter der Durch­führ­bar­keit Quakifikationsturnieren.

Noch deut­li­che­re Fra­ge­zei­chen ste­hen über den vie­len noch gar nicht abge­schlos­se­nen Qua­li­fi­ka­ti­ons­we­gen. Auch im Box­sport sind die Qua­li­fi­ka­tio­nen für Tokio schließ­lich noch nicht been­det. Von welt­weit fünf Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nie­ren konn­ten wegen der Pan­de­mie bis­lang nur zwei regu­lär durch­ge­führt wer­den (Afri­ka und Asi­en). Das Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nier für Euro­pa muss­te im März 2020 nach dem drit­ten Wett­kampf­tag coro­nabe­dingt abge­bro­chen wer­den. Sowohl das ame­ri­ka­ni­sche wie auch das welt­wei­te Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nier konn­ten schon gar nicht mehr beginnen.

Das unter­bro­che­ne Euro­pa­tur­nier soll nun eigent­lich vom 22. bis zum 26. April 2021 in Lon­don am Stand sei­nes Abbruchs fort­ge­setzt wer­den. Aus jet­zi­ger Sicht erscheint frag­lich, ob das mög­lich sein wird, denn Groß­bri­tan­ni­en rutscht aktu­ell tie­fer in die Coro­na-Kri­se als jemals zuvor. Eine erneu­te Ver­le­gung die­ses wie auch der bei­den ande­ren, noch gar nicht begon­ne­nen Tur­nie­re ist allein ter­min­lich wohl kaum noch mög­lich. Mög­li­cher­wei­se muss die vom IOC ein­ge­setz­te Boxing Task Force auf AIBA-Rang­lis­ten zurück­grei­fen, um über die Start­be­rech­ti­gun­gen für Tokio ent­schei­den zu kön­nen. Die AIBA wäre in die­sem Fall auf uner­war­te­te Wei­se und sozu­sa­gen durch die Hin­ter­tür doch wie­der am olym­pi­schen Box­tur­nier beteiligt.

Solan­ge die Olym­pi­schen Spie­le nicht abge­sagt wer­den, muss die best­mög­li­che Vor­be­rei­tung hier­auf ver­sucht wer­den. Und das (bei ent­spre­chen­der Vor­sicht) mit allen Trai­nings­for­men und Trai­nings­mit­teln, die hier­für erfor­der­lich sind. Das schließt Maß­nah­men ein, die für den box­sport­li­chen »Unter- und Mit­tel­bau« wäh­rend der andau­ern­den Pan­de­mie viel­leicht nicht mög­lich sind. So soll­te die Basis weni­ger empört fra­gen »War­um dür­fen die, was wir nicht dür­fen?«, son­dern viel­mehr erken­nen, dass sich der olym­pi­sche Box­sport in Tokio best­mög­lich ver­tre­ten muss, um hier­zu­lan­de ins­ge­samt eine gewis­se Rele­vanz zu wah­ren. So betrach­tet kämp­fen der DBV und die Kader­ath­le­ten in Tokio auch für den Ver­eins­sport. Es ist viel­leicht nur nicht immer in jedem Social-Media-Pos­ting aller Ath­le­ten erkennbar.

Fazit: Gin­ge es um Wett­quo­ten, wäre die Wahr­schein­lich­keit für eine Aus­tra­gung der Spie­le viel­leicht bei 60 – 70% zu sehen. Die Wahr­schein­lich­keit einer plan­mä­ßi­gen Qua­li­fi­zie­rung über die noch aus­ste­hen­den Qua­li­fi­ka­ti­ons­tur­nie­re ist viel­leicht bei 30% anzu­set­zen. Viel­leicht fin­det sich ja ein Wettanbieter?

Ver­eins­sport unter Corona

Der Ver­eins­sport bil­det die sport­li­che Brei­te und Basis des olym­pi­schen Boxens. Hier sind coro­nabe­dingt vie­le Kla­gen zu hören. Ver­ständ­lich, denn eine Fort­ent­wick­lung von Sport­lern wur­de gleich­sam fast ein­ge­fro­ren, weil es seit März 2020 über wei­te Stre­cken kei­nen regu­lä­ren Sport­be­trieb mehr gab. Es bleibt abzu­war­ten, ob dies eine erkenn­ba­re Wir­kung auf das Leis­tungs­ni­veau ver­schie­de­ner Jahr­gän­ge haben wird.

Die ver­ord­ne­ten Ein­schrän­kun­gen des Sport­be­trie­bes tra­fen lei­der nicht über­all auf jenes Maß an Ein­sicht, das man sich erhofft hät­te und das dem olym­pi­schen Box­sport gut gestan­den hät­te. Das ist weni­ger jun­gen Sport­lern anzu­las­ten, die eben tun wol­len, wofür sie bren­nen und von denen man – ganz alters­ge­mäß – auch nicht den Blick auf das »gro­ße Gan­ze« ver­lan­gen kann. Es waren eher zuwei­len (über)ambitionierte Trai­ner, die in schat­ti­gen Nischen einer öffent­lich wenig beach­te­ten Rand­sport­art zu Trai­nings­mit­teln grif­fen, die ande­re aus Ein­sicht aus­lie­ßen. In die­sen Fäl­len hät­te man sich manch­mal reso­lut­e­re Ver­bän­de gewünscht, die kla­re Regeln durch­set­zen und damit für eine soli­da­ri­sche Gleich­heit sor­gen, wenn es auf der Basis der Ein­sicht eben nicht geschieht.

Doch der Blick soll auch bei die­sem The­ma weni­ger auf das abge­lau­fe­ne Jahr als auf das neue, vor uns lie­gen­de Jahr gehen. So ver­ständ­lich die Kla­gen über die sport­li­chen Ein­schrän­kun­gen auch sind: Es ist viel­leicht hilf­rei­cher, auch mal das gro­ße Poten­zi­al des klas­si­schen Ver­eins­sports in die­ser Kri­se stär­ker ins Blick­feld zu rücken.

Ver­eins­sport hat­te lan­ge Zeit einen etwas ange­staub­ten Ruf: Unfle­xi­bel die Trai­nings­zei­ten, wenig hip das Trai­ning in Schul­sport­hal­len ohne Sau­na­be­reich und mit viel­leicht nur weni­gen funk­tio­nie­ren­den Duschen, unbe­quem die For­ma­li­tä­ten wie Ämter, Ver­samm­lun­gen und Pro­to­kol­le. Kom­mer­zi­el­le Sport­an­bie­ter boten da schein­bar mehr. Aller­dings zu einem Viel­fa­chen des Prei­ses, mit fes­ten Ver­trags­lauf­zei­ten und ohne leis­tungs­sport­li­che Per­spek­ti­ven, die fast zwangs­läu­fig aus­blei­ben muss, wenn Sport­ler und Trai­ner sich als Kun­de und Dienst­leis­ter begegnen.

In der Kri­se zeigt sich der Ver­eins­sport nun über­ra­schend über­le­bens­fä­hig: Im Ver­gleich zu kom­mer­zi­el­len, pri­vat­wirt­schaft­li­chen Sport­an­ge­bo­ten (Fit­ness­stu­di­os, Gyms etc.) ermög­licht er Sport zu den übli­cher­wei­se nied­ri­gen Mit­glieds­bei­trä­gen gemein­nüt­zi­ger Ver­ei­ne. Es ist ein Unter­schied, ob jemand als Kun­de eines pri­vat­wirt­schaft­lich betrie­be­nen Gyms monat­lich 50 oder 60 EUR zah­len soll (und kei­nen oder nur ein­ge­schränk­ten Sport machen darf) oder ob jemand als Mit­glied eines Ver­eins 10 EUR monat­lich zah­len muss – dies zudem (und das ist von zen­tra­ler Bedeu­tung) in dem Wis­sen, damit nicht das Gewinn­in­ter­es­se einer Pri­vat­per­son zu bedie­nen, son­dern eine gemein­sam von allen Mit­glie­dern genutz­te und geschätz­te Struk­tur zu erhalten. 

Es mag vie­le Sport­ver­ei­ne geben, die im Lau­fe der Zeit und im Trai­nings­all­tag ver­ges­sen, den »Geist« eines Ver­ei­nes zu ver­mit­teln und immer wie­der aufs Neue erfahr­bar zu machen. Sie wer­den eine ver­gleichs­wei­se gerin­ge Bin­dungs­kraft ent­wi­ckeln und in die­ser Kri­se womög­lich im über­durch­schnitt­li­chen Maß Mit­glie­der verlieren. 

Die­je­ni­gen Ver­ei­ne, die aber immer wie­der erfahr­bar wer­den las­sen, was einen Ver­ein im bes­ten Fall aus­macht, dür­fen in der aktu­el­len Kri­se hin­ge­gen auf eine ver­gleichs­wei­se hohe Treue der Mit­glie­der hof­fen. Die aktu­el­le Coro­na-Kri­se könn­te also ermu­ti­gen, das soli­da­ri­sche Grund­prin­zip von Ver­ei­nen wie­der stär­ker erkenn­bar zu machen. In einer Welt, in der die Durch­set­zung von Ein­zel­in­ter­es­sen als Erfolgs­weg pro­pa­giert wird, ist eine frei­wil­li­ge, von gemein­sa­men Inter­es­sen gelei­te­te und nach demo­kra­ti­schen Regeln erfol­gen­de Ver­ge­mein­schaf­tung ein inter­es­san­tes Gegen- und womög­lich in die­ser Lage aus­drück­lich auch ein Erfolgsmodell.

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: