Coro­na: Die Box­ab­tei­lung geht bis ein­schließ­lich zum 31.03. in eine Pause

Beitrag zur Verlangsamung der Ausbreitung

Die Box­ab­tei­lung wird wegen der sich aus­brei­ten­den Coro­na-Epi­de­mie eine Trai­nings­pau­se ein­le­gen und ihren regu­lä­ren Trai­nings­be­trieb sowie den Wett­kampf­be­trieb bis ein­schließ­lich zum 31.03.2020 vor­über­ge­hend unter­bre­chen. Wir wer­den die Ent­wick­lung der Lage beob­ach­ten und das Trai­ning hof­fent­lich am Frei­tag, den 03.04.2020 mit bei­den Trai­nings­ein­hei­ten wie­der auf­neh­men können.

Die Ent­schei­dung zur Unter­bre­chung des regu­lä­ren Trai­nings­be­trie­bes fiel uns nicht leicht, ergibt sich aber aus fol­gen­den Punkten:

  1. Boxen ist ein Kon­takt­sport, bei dem die Sport­ler in Übun­gen mit wech­seln­den Part­nern unter hoher Belas­tung durch­ge­schwitzt in engem Kon­takt mit­ein­an­der trai­nie­ren. Nach allem, was man anneh­men darf, begüns­tigt dies die Ver­brei­tung von Infektionskrankheiten.
  2. Unse­re Trai­nings­ein­hei­ten sind kein Per­so­nal Trai­ning. Im Lau­fe eines Abends tref­fen in unse­rer Hal­le etwa 60 bis 70 Per­so­nen auf­ein­an­der, um in der oben beschrie­be­nen Form mit­ein­an­der Sport zu treiben.
  3. Unser Sport wird nicht unter frei­em Him­mel auf einem aus­ge­dehn­ten Spiel­feld betrie­ben, son­dern unter den räum­lich engen Bedin­gun­gen einer Ein­feld­hal­le, bei der wir ledig­lich ein paar Kipp­fens­ter öff­nen können.

Wir sor­gen uns weni­ger dar­um, dass unse­re Sport­ler gefähr­det sind. Als jun­ge und gesun­de Men­schen sind sie aller Wahr­schein­lich­keit nach nicht von schwe­ren Krank­heits­ver­läu­fen bedroht. Sie wer­den zu den etwa 80 Pro­zent gehö­ren, für die die­se Erkran­kung harm­lo­ser und oft­mals sogar (fast) sym­ptom­frei verläuft.

Aller­dings kann ein Trai­nings­be­trieb unter den oben beschrie­be­nen Bedin­gun­gen in Zei­ten stei­gen­der Infek­ti­ons­ra­ten ein Ort sein, an dem natür­lich auch harm­los oder sym­ptom­frei Erkrank­te ihre Erkran­kung unab­sicht­lich in rele­van­ter Wei­se wei­ter­ver­brei­ten können.

Nach über­ein­stim­men­der und für uns nach­voll­zieh­ba­rer Ein­schät­zung der Fach­leu­te ist es aber wich­tig, u.a. auch durch Kon­takt­re­du­zie­run­gen (auch im Bereich von Frei­zeit­tä­tig­kei­ten) die Aus­brei­tungs­ge­schwin­dig­keit der Epi­de­mie zu ver­lang­sa­men. Dies ist umso wirk­sa­mer, je umfang­rei­cher es im frü­hen Ver­lauf einer Epi­de­mie geschieht.

Das Ziel einer ver­lang­sam­ten Aus­brei­tung ist, die Kran­ken­häu­ser sowie das medi­zi­ni­sche Per­so­nal vor Über­las­tun­gen zu bewah­ren, damit die zwei­fels­frei zu erwar­ten­den schwe­ren Coro­na-Erkran­kun­gen in hof­fent­lich aus­rei­chen­dem Maß ver­sorgt wer­den kön­nen. Hier­zu wol­len wir im Rah­men unse­rer Mög­lich­keit beitragen.

Hin­ter­grund

Das neu­ar­ti­ge Coro­na-Virus SARS-CoV‑2 brei­tet sich mit hoher Geschwin­dig­keit in vie­len Län­dern der Welt aus. In Euro­pa sind gegen­wär­tig (11.03.2020) vor allem Ita­li­en, Frank­reich und Deutsch­land betroffen.

Aktu­ell scheint es so, dass sich in die­ser Pha­se der aktu­el­len Coro­na-Epi­de­mie etwa alle 7 Tage die Zah­len der Infi­zier­ten ver­dop­peln. Bei die­ser expo­nen­ti­el­len Stei­ge­rung ist in abseh­ba­rer Zeit eine gro­ße Anzahl von Erkrank­ten zu erwar­ten. Das ist eine simp­le Rechen­auf­ga­be und in den Sta­tis­ti­ken bis­lang gut ablesbar.

Vier von fünf Infi­zier­ten wer­den glück­li­cher­wei­se einen (fast) sym­ptom­frei­en oder leich­ten Krank­heits­ver­lauf erwar­ten dür­fen. Sie erle­ben ihre Infek­ti­on wie eine jah­res­zeit­lich übli­che harm­lo­se Erkäl­tung. Nach den Beob­ach­tun­gen aus ande­ren Län­dern wer­den 15 bis 20 Pro­zent der Erkrank­ten jedoch einen schwe­re­ren Ver­lauf befürch­ten müssen.

Betrof­fen von den schwe­re­ren Ver­läu­fen sind vor allem älte­re Men­schen oder Men­schen, die mit chro­ni­schen oder aku­ten Erkran­kun­gen vor­be­las­tet sind. Von die­sen schwe­rer Erkrank­ten wer­den wie­der­um nicht weni­ge Men­schen vor­aus­sicht­lich eine inten­siv­me­di­zi­ni­sche Behand­lung benö­ti­gen. Vor allem in die­sen Risi­ko­grup­pen wird es zu Todes­fäl­len kommen.

Bei den zu erwar­ten­den hohen Zah­len der Infek­tio­nen kön­nen die per­so­nel­len und tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten eines Gesund­heits­sys­tems durch­aus an ihre Gren­zen kom­men. Das hal­ten wir nicht für eine Panik­ma­che, son­dern vor dem Hin­ter­grund der Beob­ach­tun­gen zuerst in Chi­na und aktu­ell in Ita­li­en für ein denk­ba­res Szenario.

Für eben­so nach­voll­zieh­bar hal­ten wir die Ein­schät­zung vie­ler Epi­de­mio­lo­gen, dass es nun sehr dar­auf ankommt, die Aus­brei­tungs­ge­schwin­dig­keit deut­lich zu ver­lang­sa­men, damit das Gesund­heits­sys­tem mög­lichst nicht unter der plötz­lich ein­bre­chen­den Belas­tung mit schwer Erkrank­ten kollabiert.

Abb. oben: In den Kran­ken­häu­sern die­ses Lan­des gibt es etwa 28.000 Bet­ten auf Inten­siv­sta­tio­nen. Der gro­ße Teil die­ser Behand­lungs­plät­ze sind auch ohne eine Coro­na-Epi­de­mie belegt. Mit frisch ope­rier­ten Pati­en­ten oder mit akut oder chro­nisch schwer kran­ken Men­schen. Meh­re­re tau­send zusätz­li­che, schwer kran­ke Coro­na-Pati­en­ten kön­nen das Gesund­heits­sys­tem über­for­dern, wenn sie wegen eines dyna­mi­schen Infek­ti­ons­ge­sche­hens inner­halb kur­zer Zeit inten­siv­me­di­zi­nisch behan­delt wer­den müssen.

Da ist natür­lich das ein­fachs­te, dass man dafür Sor­ge trägt, dass Men­schen sich nicht so schnell anste­cken. Und wenn vie­le Men­schen zusam­men in einem engen Raum sind, dann ist glau­be ich jedem auch sofort klar, dass die Chan­ce, dass wenn einer von den Men­schen infi­ziert ist, dass ande­re ange­steckt wer­den, grö­ßer als wenn sie sich wei­ter von ein­an­der ent­fer­nen. Inso­fern gibt es über­haupt kei­ne Fra­ge, dass wir natür­lich alles dafür tun soll­ten, dass Ver­an­stal­tun­gen, die nicht zwin­gend not­wen­dig sind, dass wir die­se Ver­an­stal­tun­gen ent­we­der absa­gen oder meiden.

(Prof. Dr. Lothar H. Wie­ler, Prä­si­dent des Robert-Koch-Insti­tus auf dem täg­li­chen Pres­se­brie­fing am 09.03.2020)


Wei­ter­füh­ren­de Links:

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: