Die vielzitierte »Road To Tokyo« erwies sich heute für die Boxsportler als Sackgasse. Die Boxing Task Force des IOC hat entschieden, das europäische Qualifikationsturnier in London mit dem Ende des heutigen Wettkampftages abzubrechen.
Schluss am dritten Turniertag
Der Wettbewerb sollte zehn Tage dauern, wird aber nun bereits am Ende des dritten Tages beendet. Ausschlaggebend sind die Sorge um die Gesundheit der Athleten, Betreuer und Mitarbeiter sowie der Umstand, dass der Reiseverkehr zwischen den europäischen Ländern von Stunde zu Stunde immer weiter eingeschränkt wird.
»Die Boxing Task Force hat beschlossen, die Veranstaltung heute aufgrund zunehmender globaler Reisebeschränkungen und Quarantänemaßnahmen auszusetzen, damit die Teilnehmer aus über 60 Ländern ihre Reisepläne anpassen und nach Hause zurückkehren können«, erklärte die Boxing Task Force.
Sorge um die Athleten und Mitarbeiter angesichts der weltweiten Quarantänemaßnahmen
Die Entwicklung rund um die Corona-Epidemie hatte in den letzten Tagen eine verschärfte Dynamik angenommen: Europa wurde zum Hot-Spot des weltweiten Infektionsgeschehens, und die europäischen Länder reagierten mit immer drastischeren Maßnahmen auf das Geschehen.
Was zu Beginn des Turniers womöglich etwas optimistisch, aber vielleicht noch gerechtfertigt wirkte, wäre mit jedem Turniertag mehr in eine größere Schieflage geraten. Nicht nur wegen drohender logistischer Schwierigkeiten bei der Rückreise, sondern auch, weil sich in den Heimatländern der Sportler die Gedanken inzwischen um ganz andere Dinge als Sport drehen.
Heute, am Tag der Absage des Turniers, beschlossen die deutschen Behörden in einem beispiellosen Vorgang das nahezu komplette Herunterfahren des öffentlichen Lebens. In anderen Ländern ist es ähnlich. Viele Menschen bedrückt die Sorge um die öknomischen und gesellschaftlichen Folgen der Vorgänge.
Sind die Spiele so überhaupt noch durchführbar?
Insgesamt stellt sich immer deutlicher die Frage, ob in diesem Jahr überhaupt Olympische Spiele durchführbar sind. Kaum eine Sportart, deren Vorbereitung auf die Spiele nicht von der Pandemie betroffen ist. Eine geordnete Qualifizierung war und ist kaum irgendwo gegeben.
Die »Road To Tokyo« ist auch für die Boxerinnen und Boxer mit allzu vielen Stolpersteinen gepflastert. Nicht nur das europäische Qualifikationsturnier konnte jetzt nicht ausgetragen werden. Auch das sich eigentlich anschließende amerikanische Turnier in Buneos Aires wird wegen der Corona-Epidemie ausfallen.
DBV-Ergebnisse geraten zur Randnotiz
Das schließlich letzte Qualifikationsturnier sollte Mitte Mai in Paris stattfinden und noch einmal Athletinnen und Athleten aus aller Welt letzte Chancen auf Startplätze bieten. Aus heutiger Sicht auf die Lage in Europa erscheint dies ziemlich unvorstellbar. Ersatz dürfte überdies derzeit in der ganzen Welt nicht organisierbar sein.
Dass heute am dritten Tag die DBV-Athleten Paul Wall und Silvio Schierle nach ihren Kämpfen ausschieden, gerät nun fast zur Randnotiz. Am Abend sollen nach ihren Siegen in den Auftaktkämpfen noch Hamza Touba und Hamsat Shadalov in den Ring steigen. Ob Siege noch irgendeine Bedeutung für Tokio haben könnten, vermag keiner einzuschätzen.