
Für den neuen Weltverband des olympischen Boxen läuft es rund: Vier weitere Nationalverbände des Boxens haben sich World Boxing angeschlossen. Mit den neuen Mitgliedern Ägypten, Gambia, Kiribati und Grenada sind im 2023 gegründeten Weltverband nun 72 Nationen vertreten.
Wichtiger Zuwachs in Afrika
Besonders wichtig dürfte sein, dass World Boxing mit Ägypten und Gambia jetzt zwei neue Mitglieder auf dem afrikanischen Kontinent hat gewinnen können. Denn die nationalen Boxverbände Afrikas hatten sich bisher sehr zurückhaltend gezeigt.
Die aktuell noch vergleichsweise geringe Akzeptanz des neuen Weltverbandes in Afrika mag vielleicht eine der letzten substanziellen Sorgen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sein, das bald über die Aufnahme offizieller Beitrittsverhandlungen mit oder gar über eine vorläufige Anerkennung von World Boxing entscheiden wird. Hier hat World Boxing wohl nun wichtige Pluspunkte sammeln können.
Anerkennung immer wahrscheinlicher
Mit nunmehr 72 Mitgliedsverbänden erscheint es immer wahrscheinlicher, dass das IOC World Boxing anerkennen wird. Zumal weitere noch folgen dürften. In diesem Zusammenhang erweist es sich als sehr geschickt, dass World Boxing nur solche nationalen Boxverbände aufnimmt, die in ihrem Heimatland durch die Anerkennung ihres Nationalen Olympischen Komitees einen gleichsam offiziellen Charakter haben. Fantasieverbände ohne sportliche Relevanz gibt es in den Reihen von World Boxing nicht.
Olympische Zukunft des Boxens
Mit der wahrscheinlichen Anerkennung durch das IOC dürfte auch die Zukunft des Boxens als olympische Sportart sicher sein. Das IOC hatte nach dem vorläufigen und zuletzt endgültigen Ausschluss des alten Weltverbandes 2020 in Tokyo und 2024 in Paris das olympische Boxturnier selbst durchgeführt – aber nach Paris auch klargestellt, dass es nicht ein drittes Mal einspringen werde. Für 2028 in Los Angeles, so das IOC, müsse wieder ein seriöser Weltverband die Verantwortung für die Sportart Boxen übernehmen.
World Boxing gewinnt an Bedeutung
Der frühere Weltverband IBA (ehemals AIBA) hatte seine mit russischem Staatsgeld gefüllten Kassen in den letzten Jahren für aufwendig inszenierte Weltmeisterschaftsturniere genutzt – und damit tatsächlich viele Verbände zunächst noch bei der Stange halten können. Nicht wenigen gefiel der Pomp, der eine vergleichsweise wenig beachtete Sportart endlich mal ins Scheinwerferlicht rückte. Ausgelobte Preisgelder für Medaillen kamen noch hinzu.
Tatsächlich konnte der Wettkampfbetrieb von World Boxing hier noch nicht mithalten. Es fehlte nicht nur am großen Glitter (der aber im neuen Weltverband in diesem Ausmaß vielleicht auch gar nicht für erstrebenswert gehalten wird), sondern anfangs auch an der Quantität, aus der heraus auch Qualität erwächst.
Doch mit dem immensen Zuwachs der letzten Monate dürfte sich einiges ändern. Wenn im September in Liverpool (England) die ersten World-Boxing-Weltmeisterschaften der Erwachsenen (Frauen u. Männer) ausgetragen werden, ist mit einem großen Turnier zu rechnen. Zehn Tage sind angesetzt. Medaillenplätze werden hart umkämpft sein, wo doch voraussichtlich auch boxerische Schwergewichte wie Usbekistan und Kasachstan antreten werden, die sich inzwischen World Boxing angeschlossen haben.
In dieses Bild eines sich zur vollen Größe entfaltenden Weltverbandes passt, dass sich in Asien unter World Boxing nun auch ein Kontinentalverband gegründet hat, für Amerika dies bevorsteht und für Afrika im Gespräch ist.

IBA dürfte weiter an Relevanz verlieren
Das IOC hatte zuletzt den Nationalen Olympischen Komitees gegenüber klargemacht, dass sie in Zukunft solche nationalen Boxverbände nicht mehr anerkennen dürfen, die noch mit der IBA verbunden sind. Daran wird auch der bevorstehende Wechsel an der Spitze des IOC wohl nichts ändern.
Nationale Boxverbände, die jetzt noch der IBA angeschlossen sind, dürften bald unter wachsenden Druck geraten – auch dann, wenn sie bereits Mitglied bei World Boxing sind, aber eben ihre IBA-Mitgliedschaft noch nicht aufgegeben haben. Doppelmitgliedschaften werden, so scheint es, ein Auslaufmodell: Viele Verbände werden sich von der IBA trennen, um nicht die Anerkennung ihres Nationalen Olympischen Komitees zu verlieren.
Die IBA dürfte sich dann endgültig zu einem Profi-Verband entwickeln. Tendenzen hierzu sind schon seit einiger Zeit zu erkennen. Sie verlöre damit zugleich aber ihren Einfluss auf die internationale Sportpolitik. Fraglich, ob dann noch russisches Staatsgeld zur Verfügung steht. Denn letztlich dürfte für das russische Engagement im olympischen Boxen das entscheidende Motiv immer die politische Dimension des internationalen, olympischen Sportbetriebs gewesen sein.
Die Mitgliedsverbände von World Boxing
(72 Mitgliedsverbände Stand 04.02.2025)
Europa (19 ):
- GB Boxing
- England
- Deutschland
- Schweden
- Niederlande
- Dänemark
- Finnland
- Tschechien
- Island
- Norwegen
- Wales
- Schottland
- Italien
- Andorra
- Belgien
- Litauen
- Frankreich
- Polen
- Kroatien
Amerika (18):
- USA
- Brasilien
- Kanada
- Argentinien
- Honduras
- Panama
- Jamaika
- am. Jungferninseln
- Surinam
- Barbados
- Dominica
- Peru
- Cayman Islands
- Bahamas
- Ecuador
- Guatemala
- Dominikanische Republik
- Grenada
Ozeanien (7):
- Australien
- Neuseeland
- Franz.-Polynesien
- Tuvalu
- Fiji
- Samoa
- Kiribati
Asien (23):
- Mongolei
- Philippinen
- Indien
- Singapur
- Südkorea
- Taiwan
- Pakistan
- Bhutan
- Kirgistan
- Thailand
- Irak
- Laos
- Japan
- Kasachstan
- Usbekistan
- Palästina
- Jordanien
- Myanmar
- Kambodscha
- Iran
- Malaysia
- Nepal
- Turkmenistan
Afrika (5):
- Nigeria
- Madagaskar
- Algerien
- Ägypten
- Gambia