Am 21. Juli gab der Hamburger Boxfunktionär Raiko Morales seinen Rücktritt aus dem geschäftsführenden Vorstand des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) bekannt. Dort war er als einer der sechs Vizepräsidenten für die Verbandskommunikation und die internationale Betreuung der Sportler verantwortlich gewesen.
Kritik an der Verbandsführung
In einer Pressemitteilung begründete Morales seine Entscheidung. Maßgeblich sei die »Haltung des DBV Präsidenten Herrn Kyas zu den Ereignissen in der AIBA, dem Welt Amateur Boxverband, im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen mit dem IOC und dem Ausschluss des Weltverbandes von den Olympischen Spielen in Tokio 2020« gewesen.
Als weitere Punkte benannte Morales die »negative Personalführung durch den Präsidenten und Vizepräsidenten Finanzen Herrn Dreke, die geringe Kommunikation gegenüber den Mitgliedsverbänden, die diversen Rechtsstreitigkeiten im Namen des DBV u.a. um die Rechte des Chemiepokals und die intransparenten Entscheidungsfindungen von Teilen des geschäftsführenden Vorstandes«. Er könne sich »mit der aktuellen DBV Verbandsführung, den Vorgehensweisen und Handlungen des Präsidenten sowie des Vize Präsidenten Finanzen nicht länger identifizieren.«
Offener Brief an die Landesverbände und Sportler
In einem am gleichen Tag veröffentlichten und vor allem an die Präsidenten der Landesverbände und die Sportlerinnen und Sportler gerichteten »Offenen Brief« erläutert Morales: »Die Haltung des Herrn Kyas zu den Vorgängen in der AIBA mit den dazugehörigen Interviews und Äußerungen in den Medien sind (sic!) inakzeptabel. Herr Kyas hat bis jetzt keinerlei Verantwortung für seine Haltung und seine Tätigkeiten in der AIBA übernommen (…) Wir erleben gerade einen historisch negativen Schritt in der Amateur-Boxgeschichte und Herr Kyas besticht durch leere Worthülsen und entzieht sich seiner Verantwortung.«
Morales beklagt in diesem Offenen Brief weiter, dass viel zu oft im Namen des DBV gesprochen werde, obwohl ein Großteil »legitimierter Personen und Mitglieder« nicht rechtzeitig mit einbezogen worden sei. Dies spiegele für ihn »keine demokratische und transparente Verbandsarbeit« wider. Er beschließt den Brief mit den Worten: »Ich werde, wenn es gewünscht ist, für zukünftige Aufgaben, für eine neue Mannschaft und eine notwendige Neuausrichting bereitstehen.«
DBV reagiert: Morales komme mit Rücktritt seiner Suspendierung vor
Der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) reagierte mit einer eigenen Pressemitteilung, die noch am selben Tag veröffentlicht wurde, aber weniger umfangreich ausfiel als die Erläuterung des zurückgetretenen Vorstandsmitglieds.
In der Mitteilung des Spitzenverbandes des Boxsports heißt es, der DBV-Vizepräsident komme mit seinem Rücktritt seiner bevorstehenden Suspendierung zuvor. Diese sei bereits am 18.07.2019 einstimmig im geschäftsführenden Vorstand beschlossen worden. Die Stellungnahme des DBV spricht von einem »nachhaltig zerrütteten Vertrauensverhältnis« und erwähnt außerdem, dass der zurückgetretene DBV-Vizepräsident nach wie vor Geschäftsführer einer Athletenagentur sei, »die insbesondere auch Boxer vom olympischen in den Profibereich« transferiere.
Die Kritik weißt der DBV zurück: »Die von Herrn Morales aufgeführten Begründungen konterkarieren sich von selbst, da er in seiner Eigenschaft als Vizepräsident für Verbandskommunikation all diese Dinge hätte hervorragend bearbeiten können. Von seinen groß angekündigten Regionalkonferenzen wurde bis heute noch keine einzige durchgeführt.« Weiterhin heißt es: »Insbesondere die gegen den Präsidenten Jürgen Kyas und den Vizepräsidenten Erich Dreke gerichteten Vorwürfe sind völlig haltlos und entbehren jeglicher objektiven Grundlage.«
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