Zuletzt hatte es ganz danach ausgesehen, dass der amtierende Interimspräsident der AIBA Gafur Rakhimov im Rahmen des bevorstehenden AIBA-Kongresses vom 2. bis 3. November in Moskau gleichsam automatisch der nächste reguläre Präsident des Weltverbandes des olympischen Boxens würde. Der Kasache Serik Konakbayev (AIBA-Vizepräsident und Präsidenten der Asian Boxing Confederation) wollte zwar als einziger Gegenkandidat ebenfalls antreten, war aber von der AIBA zunächst nicht zur Wahl zugelassen worden.
Internationaler Sportgerichtshof bringt Konakbayev zurück ins Rennen
Gegen die Ablehnung seiner Kandidatur hatte Konakbayev vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne Rechtsmittel eingelegt. In einem beschleunigten Verfahren entschied der Sportgerichtshof nun am 30. Oktober, dass die AIBA seine Kandidatur zulassen müsse (Wortlaut der Entscheidung).
Die Richter am CAS waren der Auffassung, dass die AIBA-Wahlkommission zwar im guten Glauben gehandelt habe, aber die Rechtmäßigkeit der eingereichten Unterstützerstimmen hätte anerkennen müssen – selbst dann, wenn sie in anderer Form als vorgesehen eingehen. Zur Erklärung des Vorgangs: Eine gültige Kandidatur zur Präsidentschaft setzt mindestens 20 Unterstützerstimmen voraus.
Der amtierende Interimspräsident der AIBA Gafur Rakhimov kommentierte die Entscheidung des Sportgerichtshofes auf der Webseite der AIBA mit folgenden Worten:
»Wie ich schon immer gesagt habe, waren die Regeln, die unser Wahlkomitee in diesem Prozess einhalten musste, sehr kompliziert und starr, und nun hat CAS dies bestätigt. Ich freue mich, einen weiteren Kandidaten begrüßen zu können. Wie ich bereits mehrfach gesagt habe, ist es für AIBA gut, wenn wir insbesondere auf höchstem Niveau miteinander konkurrieren. Jetzt können wir die AIBA-Mitglieder entscheiden lassen, wer ihrer Meinung nach der beste ist, um unseren Sport aus finanziellen Schwierigkeiten und hin zu einer nachhaltigen Zukunft zu führen.«
Suspendierung von Franco Falcinelli bleibt bestehen
Im Vorfeld des AIBA-Kongresses erregte noch eine weitere Entscheidung der AIBA Aufmerksamkeit: Der Italiener Franco Falcinelli (AIBA-Vizepräsident) war am 4. Oktober suspendiert worden. Er galt als Unterstützer den Kandidatur von Serik Konakbayev, so dass hier über Zusammenhänge spekuliert wurde. Auch Falcinelli setzte sich gegen seine Entmachtung mit juristischen Mitteln zur Wehr, unterlag aber nach Angaben der AIBA am 22. Oktober vor einem Bezirksgericht in Lausanne.
Am 3. November wird nun doch eine Wahl stattfinden
Ohne einen zweiten Kandidaten wäre der umstrittene 67-jährige usbekische Geschäftsmann Gafur Rakhimov ganz ohne Wahl zum nächsten regulären Präsidenten der AIBA geworden. So sehen es die Wahlstatuten des Weltverbandes jedenfalls vor. Nun gibt es immerhin eine Wahl, da Konakbayev beim CAS seine Kandidatur erzwingen konnte.
Folgen für das Olympische Boxen
Ob mit oder ohne Wahl: Wenn der nächste reguläre Präisent Gafur Rakhimov heißt, drohen Konflikte mit dem Internationalen Olympischen Komittee (IOC). Dies zeigte sich tief besorgt, dass mit Rakhimov ein Mann an der Spitze der AIBA bestätigt werden könnte, der (obschon nicht verurteilt) von vielen Seiten mit organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht wird.
Mit Blick unter anderem auf diese Personalie drohte das IOC schon vor einiger Zeit damit, Boxen 2020 in Tokio aus dem Olympischen Programm zu streichen, wenn der Verband sich nicht umfassend reformiere, ließ aber zuletzt durchblicken, das Turnier im Rahmen der Olympiade vielleicht eigenverantwortlich organisieren zu wollen.