Che­mie­po­kal in Hal­le 2019 abgesagt

DBV kritisiert das Land Sachsen-Anhalt

Nach­dem der Che­mie­po­kal in Hal­le erst im letz­ten Jahr durch die AIBA zu einem 3‑S­ter­ne-Tur­nier auf­ge­wer­tet wor­den und das inter­na­tio­na­le Top-Ereig­nis des Welt­ver­ban­des gewe­sen war, wird das Tra­di­ti­ons­tur­nier in die­sem Jahr lei­der aus­fal­len. Es hät­te im April zum 46. Mal aus­ge­rich­tet wer­den sol­len, wur­de aber heu­te durch den Deut­schen Box­sport-Ver­band (DBV) abgesagt.

Land Sach­sen-Anhalt und Lot­to Sach­sen-Anhalt in der Kritik

»Die Poli­tik des Lan­des Sach­sen-Anhalt hat uns im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes im Stich gelas­sen«, klagt DBV-Prä­si­dent Jür­gen Kyas und erklärt: »Die Haupt­grün­de lie­gen in den ange­kün­dig­ten dras­ti­schen Redu­zie­run­gen von För­der­mit­teln bei gleich­blei­ben­den Anfor­de­run­gen der Zuwen­dungs­ge­ber Land Sach­sen-Anhalt und LOT­TO Sach­sen-Anhalt und nicht erfüll­ba­rer büro­kra­ti­scher Auflagen.«

In der Pres­se­er­klä­rung des DBV ist die Rede von »nicht zu erfül­len­den Nach­for­de­run­gen und Auf­la­gen des Lan­des Sach­sen-Anhalt« und einer »bis zu 30prozentigen Kür­zung der För­der­sum­me durch LOT­TO Sach­sen-Anhalt«. Gegen­über der Mit­tel­deut­schen Zei­tung soll die Lot­to-Gesell­schaft jedoch betont haben, dass sie dem DBV bereits Mit­te Dezem­ber mit 30.000 EUR die glei­che För­der­sum­me wie im Vor­jahr zuge­si­chert habe.

Der DBV sieht sich nach Aus­sa­ge des Vize­prä­si­den­ten für Finan­zen Erich Dre­ke unter die­sen Umstän­den jeden­falls nicht in der Lage, not­wen­di­ge ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen zu tref­fen. Für die Suche nach wei­te­ren Spon­so­ren blei­be außer­dem kaum noch Zeit.

Suche nach Alter­na­ti­ven im Gange

Der Sport­di­rek­tor des DBV Micha­el Mül­ler ergänzt, dass man »inten­siv an einer Alter­na­ti­ve für die Fort­füh­rung an einem ande­ren Stand­ort« arbei­te und dies in Kür­ze ver­öf­fent­li­chen werde.

Aus­drück­lich dankt er abschlie­ßend den bis­he­ri­gen Part­nern und auch der Stadt Hal­le, deren Sport­aus­schuss erst letz­te Woche noch die För­de­rung der Ver­an­stal­tung beschlos­sen haben soll und sich des­we­gen wohl eben­falls von der Absa­ge des Tur­niers über­rascht zei­gen dürfte.

Hin­ter­grund zum Chemiepokal

In der Ver­gan­gen­heit war der Che­mie­po­kal viel­fach die Büh­ne, auf der spä­te­re Olym­pia­sie­ger und Welt­meis­ter ihren Weg zu box­sport­li­chem Welt­ruhm einschlugen.

Stell­ver­tre­tend sei hier nur der Kuba­ner Guil­ler­mo Rigon­deaux genannt, der in den Jah­ren 2001, 2002, 2003, 2004 und 2005 den ers­ten Platz im Ban­tam­ge­wicht abon­niert hat­te. Auch Hen­ry Mas­ke und Vita­li Klit­sch­ko konn­ten im Che­mie­po­kal schon brillieren.

Der Name des Tur­niers ist aus heu­ti­ger Sicht viel­leicht erklä­rungs­be­dürf­tig: Die Regi­on um Hal­le war zu Zei­ten der DDR ein Schwer­punkt der Che­mie­in­dus­trie. Als das Tur­nier 1970 zum ers­ten Mal aus­ge­tra­gen wur­de, war es nahe­lie­gend, sich bei der Suche nach einem Namen dar­an zu orientieren.

Schon im ers­ten Jahr war es mit 85 Sport­lern aus 10 teil­neh­men­den Natio­nen inter­na­tio­nal aus­ge­rich­tet. Für heu­ti­ge Ver­hält­nis­se unvor­stell­ba­re 12.000 Zuschau­er ver­deut­li­chen den dama­li­gen Stel­len­wert des Ama­teur­bo­xens in der DDR und ande­ren sozia­lis­ti­schen Ländern.

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: