Die bevorstehenden Änderungen der Wettkampfbestimmungen (WB) des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) nehmen Konturen an. Es deuten sich dabei – vorbehaltlich der erforderlichen Beschlussfassung durch den DBV-Vorstand – einige relevante Änderungen an, über die hiermit ein Überblick gegeben werden soll. Sicherlich werden mit den sich abzeichnenden Neuerungen noch Detailfragen verbunden sein, so dass ggf. noch weitere Konkretisierungen oder Änderungen erwartbar sein könnten.
Änderungen im Bereich des olympischen Boxens
Im Bereich des olympischen Boxens scheinen folgende Änderungen geplant zu sein:
- Es soll mit Bart geboxt werden dürfen
Die Pflicht, glatt rasiert zum offiziellen Wiegen und zum Kampf zu erscheinen zu müssen, scheint in der neuen WB nicht mehr vorgesehen zu sein. - Männliche Erwachsene und männliche Jugend (U19) sollen auf 8 Gewichtsklassen reduziert werden
Die bislang geltenden WB sehen für diese beiden Altersklassen noch 10 Gewichtsklassen vor. Es scheint geplant, die Einteilung auf 8 Gewichtsklassen zu reduzieren (bis 52kg, bis 57kg, bis 63kg, bis 69kg, bis 75kg, bis 81kg, bis 91kg, über 91kg). Diese Einteilung wäre allerdings nicht ganz identisch mit den jüngst durch den DBV veröffentlichten Ausschreibungen der deutschen Meisterschaften 2019. Nach dem Wortlaut der Ausschreibungen sollen 2019 die erwachsenen Männer immerhin noch in 9 Gewichtsklassen und die Jugend (U19) gar noch in 10 Gewichtsklassen um den Titel boxen (vgl. hierzu den Bericht über die Ausschreibungen). - Weibliche Erwachsene und weibliche Jugend (U19)
Das kursierende Papier sagt nichts aus über die Einteilung der Gewichtsklassen dieser beiden Altersklassen. Mit aller Vorsicht darf vermutet werden, dass hier die Einteilung gelten könnte, die in den Ausschreibungen der Meisterschaften veröffentlicht wurde (vgl. hierzu den Bericht über die Ausschreibungen). - Männliche und weibliche Junioren (U17)
Auch hier schweigt sich das vorliegende Papier aus. Hier darf eventuell zu erwarten sein, dass die in den Ausschreibungen zur Meisterschaft definierten Gewichtsklassen in die Neufassung der WB übernommen werden. - Männliche und weibliche Kadetten (U15) und Schüler (U13)
Die neuen WB scheinen auch hier Änderungen vorzusehen: Die Gewichtsklasseneinteilungen sollen für beide Geschlechter vereinheitlicht und von 23 auf 20 Klassen reduziert werden (bis 32kg, bis 34kg, bis 36kg, bis 38kg, bis 40kg, bis 42kg, bis 44kg, bis 46kg, bis 48kg, bis 50kg, bis 52kg, bis 54kg, bis 56kg, bis 59kg, bis 62kg, bis 65kg, bis 68kg, bis 72kg, bis 76kg, über 76kg). Diese Einteilung findet sich im Prinzip auch so in den Ausschreibungen der deutschen Meisterschaft wieder – allerdings mit der Besonderheit, dass die untersten beiden Gewichtsklassen in der Ausschreibung der Kadettenmeisterschaft nicht erwähnt werden. Bei der Meisterschaft der Kadetten in diesem Jahr wird anscheinend erst ab der Gewichtsklasse von von 34,001 bis 36,000 kg aufwärts geboxt.
Sportboxen und Masterboxen
Seit einigen Jahren sind unter dem Dach des DBV auch Kämpfe von Boxern erlaubt, die nicht (oder nicht mehr) die Voraussetzungen des olympischen Boxens erfüllen: Entweder, weil sie das zulässige Höchstalter überschritten haben oder ihren Erstkampf nicht vor dem 30. Lebensjahr absolvieren konnten. Dieser Bereich des Boxens unterlag in den zurückliegenden Jahren einigen Änderungen. Mit den neuen WB bemüht sich der DBV nun um weitere Konkretisierungen und genauere Unterscheidungen:
- Masterboxen genauer definiert
Als »Masterboxen« sollen in Zukunft Wertungskämpfe von Sportlern gelten, die entweder über das 40. Lebensjahr hinaus boxen oder ihren Erstkampf nach dem 30. Lebensjahr bestreiten. Hierfür gilt, dass der Altersunterschied nicht mehr als 10 Jahre betragen darf. Für den Fall, dass einer der beteiligten Sportler älter als 60 Jahre ist, darf der Altersunterschied maximal 5 Jahre betragen. Im Bereich des Masterboxens sollen auch Meisterschaften ausgetragen werden können. Die Kampfzeit beträgt 3 Runden von jeweils maximal 2 Minuten Dauer. Beim 2. Anzählen in einer Runde oder dem 3. Anzählen im Laufe des Kampfes erfolgt ein Abbruch durch RSC. Es sind bei den Kämpfen Kopfschutz und mindestens 12-Unzen-Handschuhe vorgeschrieben. - Sportboxen genauer definiert
Als »Sportboxen« soll in Zukunft ein öffentliches Wettkampfsparring gelten, bei dem mit reduzierter Härte gekämpft, das KO als Kampfziel verboten ist und kein Sieger ermittelt wird. Hierzu dürfen bereits Sportler ab dem 8. Lebensjahr in den Ring treten. Bei der Zusammenstellung möglichst gleichwertiger Gegner gilt, dass die Gegner der gleichen oder einer benachbarten Gewichtsklasse angehören müssen. Sind die Sportler älter als 40 Jahre, darf der Altersunterschied maximal 15 Jahre betragen. Sind sie älter als 50 Jahre, darf der Unterschied maximal 10 Jahre betragen. Im Hinblick auf Rundenzeiten, Handschuhe und Kopfschutz gelten die Vorschriften wie beim Masterboxen (s.o.).
Leichtkontaktboxen vorgesehen
Gänzlich neu ist die Definition des »Leichtkontaktboxens«, die in den neuen WB vorgesehen scheint. Es wird als Wettkampfform definiert, in der keine harten Treffer erlaubt sind. Solche Treffer können zu Ermahnungen, Verwarnungen und zur Disqualifikation führen. Die Zusammenstellung der Kämpfe soll nach Altersklassen (möglich sind Kämpfe ab dem 8. Lebensjahr) und nach Größenklassen statt nach Gewichtsklassen erfolgen. Die Größenklassen werden dabei in 5‑cm-Schritten definiert, der Unterschied zweier Gegner darf 10 cm nicht überschreiten. In diesem Bereich des Leichtkontaktboxens sieht der DBV sogar eigene Trainer- und Kampfrichterlizenzen vor, für deren Erwerb jedoch entsprechende Lizenzen des DBV Voraussetzung sind.