Das zweitägige Adventsturnier des Boxclub Warendorf in Nordrhein-Westfalen sollte für die Kiezkämpfer der sportliche Schlusspunkt des Wettkampfjahres werden. Weil sich aus den zahlreichen Meldungen jedoch nicht genügend Turniergruppen für ein zweitägiges Turnier mit Halbfinale und Finale erstellen ließen, wurden aus den drei geplanten Turnierveranstaltungen drei einzelne und selbständige Wettkampfveranstaltungen.
Mit dieser sportlich verständlichen Entscheidung war jedoch klar, dass die drei anreisenden Boxer des FC St. Pauli nicht mehr auf sechs Wettkämpfe hoffen durften, sondern in Nordrhein-Westfalen nur mit drei Vergleichen rechnen konnten. Die Hotelbuchung konnte den neuen Gegebenheiten glücklicherweise noch angepasst und um eine Übernachtung verkürzt werden.
Mustafa Hemati siegt nach Punkten gegen Faysal Mouslim
Den Auftakt machte Mustafa Hemati (U17, bis 57kg), der für den zweiten Kampf seiner Boxlaufbahn gegen Faysal Mouslim vom PSV Bochum in den Ring gerufen wurde. Beide zeigten einen intensiven Kampf, der technisch aber blitzsauber blieb, schon eine solide Variabilität zeigte und dem Ringrichter wenig Arbeit und noch weniger Sorgen bereitete. Den höheren Anteil am Kampf erboxte sich dabei jedoch Mustafa, der stets im Vorwärtsgang blieb und im klugen Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung stetig punktete, ohne sich selbst dabei großen Gefahren auszusetzen. Als der Gegner unmittelbar vor dem Ende der Auseinandersetzung einmal angezählt wurde, unterstrich dies am Ende den Gesamteindruck des Kampfes. Die Punktrichter sahen es ähnlich und gaben den Sieg verdient an Mustafa Hemati.
Arash Alawoddin unterliegt nach Punkten gegen Nick Wesseling
Eine schwierige Aufgabe hatte Arash Alawoddin (U19, bis 67 kg) im Kampf gegen Nick Wessling aus Euskirchen zu lösen. Sein Gegner war einen Kopf größer und brachte damit nicht nur Reichweiten‑, sondern darüber hinaus wohl auch Gewichtsvorteile mit in den Kampf. Arash gelang es zwar oft, die Distanz zu überbrücken und dann auch Treffer zu setzen, empfing aber andererseits auch so einige Treffer in der langen Distanz. In der Summe führte dies zu einem Anzählen in Runde 2 und 3. Allerdings vermochte Arash unmittelbar vor dem Schlussgong noch einen wirksamen Schlaghandseitwärtshaken zu platzieren, der den Gegner gehörig durchschüttelte und den Ringrichter nun auch den Gegner anzählen ließ. Doch dieses Ausrufezeichen kam zu spät, um den Kampf womöglich noch drehen zu können. So blieb es bei einem Punktsieg für den Kontrahenten.
Moheb Habibi verliert nach Punkten gegen Shantiya Zamani
Der letzte Einsatz der Kiezkämpfer fiel Moheb Habibi (U19, bis 71 kg) zu. Er hatte sich mit Shantiya Zamani vom SC Colonia 06 zu vergleichen. Auch dies war ein intensiv geführtes Gefecht, in dem Moheb mit einem guten Gefühl für die Distanz und variablem Boxen zwei gute Runden zeigte. Das Boxen über zwei Ebenen und auch Angriffsweiterführungen sollten das Punktekonto eigentlich gefüllt haben, so dass eine weniger starke, aber keinesfalls sicher abgegebene letzte Runde nicht mehr so sehr ins Gewicht fallen würde. Doch die Punktrichter sahen es am Ende anders und sprachen den Sieg etwas überraschend dem Gegner aus Köln zu, so dass in diesem letzten Vergleich der Sieg leider in Nordrhein-Westfalen blieb. Der Ausgang des Kampfes verdeutlicht einmal mehr: Im olympischen Boxen addieren sich knappe und vielleicht auch nicht einheitliche Rundenentscheidungen eben doch recht schnell zu einem Ergebnis, das eindeutiger wirkt, als es wirklich war.
Die Bilanz des Trainers
Trainer Ralf Elfering ordnet die Ergebnisse ein:
Mustafa bringt einen verdienten Sieg zurück nach Hamburg, der ihm nicht geschenkt wurde. Sein Gegner war ein gut ausgebildeter Boxer, der vor allem Körperhaken effektiv zu setzen wusste. Aber Mustafa hat den Kampf gestaltet, hat Raum und Zeit kontrolliert und auch klug verteidigt. Bei Arash waren es die Treffer, die er in der langen Distanz hinnehmen musste, die den Kampf entschieden haben. Hier hätten Seitwärtsbewegungen geholfen. Aber: Sein Gegner hatte wirklich deutliche Größen- und Reichweitenvorteile. So ähnlich, wie es einen Spruch unter Schraubern gibt, der besagt, dass bei Autos Hubraum nur durch noch mehr Hubraum zu ersetzen ist, so kann man im Boxen sagen, dass Reichweite nur doch noch mehr Reichweite getoppt werden kann. Etwas überspitzt ausgedrückt – und wenn dazu noch einigermaßen solide boxerische Fähigkeiten kommen. Der Wirkungstreffer fünf Sekunden vor dem Ende der dritten Runde kam jedenfalls zu spät, um das Blatt noch wenden zu können. Bei Moheb wäre ein anderes Urteil auch gerechtfertigt gewesen. Ihn habe ich zwei Runden in Führung gesehen – aber eben die ersten zwei Runden. Über die dritte hätte man diskutieren können. Aber eben die ist so wichtig im olympischen Boxen. Etwas ärgerlich, dass hier kein Sieg gewertet wurde, aber kein Beinbruch.