WM in Russ­land: Der Blick auf das Team aus Kuba

Kubaner sind als Favoriten nach Russland gekommen

Am Sonn­tag­abend waren nach 7 Wett­kampf­ta­gen 208 von 357 ange­setz­ten Wett­kämp­fen der Welt­meis­ter­schaf­ten im Olym­pi­schen Boxen durch die Rin­ge gebracht wor­den. Zeit, um auch ein­mal einen Blick auf die Favo­ri­ten des Tur­niers zu werfen.

Kuba domi­niert das Olym­pi­sche Boxen

Kuba domi­niert das Olym­pi­sche Boxen seit vie­len Jahr­zehn­ten. Wie stark die Kari­bik­in­sel ist, wird an einem Ver­gleich deut­lich: Auf den Welt­meis­ter­schaf­ten des Olym­pi­schen Boxens seit 1974 bis 2017 (über 40 Jah­re) konn­ten die kuba­ni­schen Boxer 76 Gold­me­dail­len erbo­xen. Auf dem zwei­ten Platz fin­den sich die rus­si­schen bzw. frü­her sowje­ti­schen Boxer mit 38 Gold­me­dail­len wie­der, auf dem drit­ten die USA mit 16 Goldmedaillen.

Setzt man die­se Zah­len noch in Bezug zu den Ein­woh­ner­zah­len, wird die Domi­nanz noch deut­li­cher: Kuba hat die­sen sport­li­chen Erfolg aus einer Ein­woh­ner­zahl von gut 11 Mil­lio­nen Men­schen gene­riert. Die frü­he­re Sowjet­uni­on hat­te hin­ge­gen 290 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, im heu­ti­gen Russ­land leben immer­hin noch 144 Mil­lio­nen Men­schen. Die USA zählt knapp 330 Mil­lio­nen Einwohner.

Staat­li­che Wert­schät­zung und För­de­rung als Nationalsport

Erklär­bar ist die kuba­ni­sche Domi­nanz unter ande­rem damit, dass Boxen in Kuba nach Base­ball den Rang eines Natio­nal­sports hat, also auf einer gro­ßen sport­li­chen Basis auf­bau­en kann, und staat­lich stark geför­dert wird. Außer­dem lei­det es nicht unter der Talent­ab­wer­bung in das soge­nann­te Pro­fi­bo­xen (zumin­dest inner­halb des Lan­des), da dies auf der sozia­lis­ti­schen Insel nach wie vor ver­bo­ten ist. Aller­dings setz­ten sich immer wie­der kuba­ni­sche Boxer ins Aus­land ab, um dort im Pro­fi­ge­schäft ihr Glück zu versuchen.

Allein bei der zurück­lie­gen­den WM 2017 in Ham­burg (damals wur­de noch in 10 statt aktu­ell in 8 Gewichts­klas­sen geboxt) stan­den in den 10 Final­kämp­fen 7 Kuba­ner im Ring. Von die­sen 7 Final­kämp­fen mit kuba­ni­scher Betei­li­gung ende­ten 5 mit Sie­gen. Die kuba­ni­sche Mann­schaft zählt also zu den ganz gro­ßen Favo­ri­ten auch die­ser Welt­meis­ter­schaft. Aller­dings trat sie in die­sem Jahr nicht in allen Gewichts­klas­sen an: Das Super­schwer­ge­wicht blieb (eben­so wie schon 2017) unbe­setzt, so dass nur 7 Sport­ler die Kari­bik­in­sel in Russ­land vertreten.

Julio La Cruz in Russ­land: Er gilt als der­zeit bes­ter Halb­schwer­ge­wicht der Welt. Er gewann die Olym­pi­schen Spie­le 2016 in Rio und ist vier­fa­cher Welt­meis­ter (2011, 2013, 2015 und 2017).

Sie­ben Sport­ler des aktu­el­len kuba­ni­schen Teams waren bereits 2017 in Ham­burg dabei und sechs von ihnen Finalisten:

  1. Yos­va­ny Vei­ta (bis 52 kg, gewann damals Gold)
  2. Laza­ro Alva­res Estra­da (bis 57 kg, gewann damals Silber)
  3. Andy Cruz Gomes (bis 63 kg, gewann damals Gold)
  4. Roniel Igle­si­as (bis 69 kg, gewann damals Silber)
  5. Arlen Lopez Car­do­na (bis 75 kg, schied damals im Vier­tel­fi­na­le aus)
  6. Julio La Cruz (bis 81 kg, gewann damals Gold)
  7. Eris­lan­dy Savon (bis 91 kg, gewann damals Gold)

Das bis­he­ri­ge Abschnei­den der kuba­ni­schen Boxer

Aus­lo­sung und Set­zen hat­ten zur Fol­ge, dass die kuba­ni­schen Sport­ler erst am sechs­ten Tur­nier­tag (Sams­tag, 14.09.2019) mit drei ihrer sie­ben Sport­ler in das Tur­nier star­ten mussten.

Yos­va­ny Veita:

Als ers­ter muss­te der Flie­gen­ge­wicht­ler Yos­va­ny Vei­ta (bis 52 kg, gewann 2017 Gold) in den Ring und muss­te sich mit dem Alge­ri­er Moha­med Flis­si ver­glei­chen. Der Kuba­ner konn­te sich in einem knap­pen Kampf mit 3:2 Punkt­rich­ter­stim­men gegen sei­nen Kon­tra­hen­ten durchsetzen.

Arlen Lopez Cardona:

Als zwei­ter Sport­ler der Kuba­ner war  der Mit­tel­ge­wicht­ler Arlen Lopez Car­do­na (bis 75 kg), an der Rei­he. Er traf mit Younes Nemou­chi eben­falls auf einen Alge­ri­er. Auch hier blieb Kuba mit einem ein­stim­mi­gen Punkt­sieg der Gewinner.

Andy Cruz Gomes:

Als drit­ter Ath­let der Kari­bik­in­sel wur­de das Leicht­ge­wicht Andy Cruz Gomes (bis 63 kg, gewann 2017 Gold) in den Ring geru­fen. Er muss­te sich mit Ibrahi­ma Dial­lo aus Weiß­russ­land ver­glei­chen und ent­schied die­sen Kampf recht ein­deu­tig und ein­stim­mig für sich.

Andy Cruz Gomes (rot) setzt sich im Leicht­ge­wicht (bis 63 kg) gegen den Weiß­rus­sen Ibrahi­ma Dial­lo (blau) durch.

Am Sonn­tag (15.09.2019) star­te­ten schließ­lich wei­te­re drei kuba­ni­sche Boxer in das Turnier:

Laza­ro Alva­res Estrada:

Als vier­ter Boxer der Kuba­ner ver­glich sich der Ban­tam­ge­wicht­ler Laza­ro Alva­res Estra­da (bis 57 kg) mit Jean Cai­ce­do aus Ecua­dor. In die­sem Kampf spra­chen die 5 Punkt­rich­ter ein­stim­mig den Sieg dem WM-Novi­zen im kuba­ni­schen Team zu.

Eris­lan­dy Savon:

Eris­lan­dy Savon (bis 91 kg) war als fünf­ter Boxer Kubas an der Rei­he. Der Schwer­ge­wicht­ler been­de­te die Tur­nier­hoff­nun­gen des Geo­giers Niko­loz Begad­ze mit einem ein­stim­mi­gen Punkt­sieg. Die Unpar­tei­ischen rund um den Ring sahen den Kuba­ner vorne.

Eris­lan­dy Savon (bis 91 kg, rot) siegt am 15.09.2019 in sei­nem Auf­takt­kampf über Niko­loz Begad­ze aus Geor­gi­en (blau).
Julio La Cruz:

Der sechs­te Boxer des kuba­ni­schen Teams, der in den Wett­be­werb ein­trat, war Julio La Cruz. Der Halb­schwer­ge­wicht­ler (bis 81 kg) zeig­te ein­mal mehr sei­ne bekann­te Beweg­lich­keit und sein bei­spiel­lo­ses Distant­ge­fühl  – Qua­li­tä­ten, die den Links­aus­le­ger und Kon­ter­bo­xer zu einem Aus­nah­me­sport­ler machen. Er besieg­te den Alge­ri­er Moha­med Houm­ri jeder­zeit unge­fähr­det und ein­stim­mig nach Punkten.

Julio La Cruz (rot) im Gefecht mit dem Alge­ri­er Moha­med Houm­ri (blau): Der kuba­ni­sche Halb­schwer­ge­wicht­ler ist berühmt für sei­ne Beweg­lich­keit und sein Distanz­ge­fühl und boxt pha­sen­wei­se kom­plett ohne Deckung. An guten Tagen (von denen er vie­le hat) ist der Kon­ter­bo­xer für sei­ne Geg­ner nahe­zu nicht zu treffen.

Kuba bestä­tigt bis­lang Favoritenrolle

Mit sechs Sie­gen in den ers­ten sechs Kämp­fen kann Kuba auch in Russ­land sei­ne Favo­ri­ten­rol­le im Tur­nier bis­lang bestä­ti­gen. Alge­ri­en wird sein Pech bei der Aus­lo­sung bedau­ern: Am kuba­ni­schen Boxen bis­sen sich in der Vor­run­de allein drei von sie­ben in Russ­land ange­tre­te­nen alge­ri­schen Boxern die Zäh­ne aus und konn­ten ihre Sport­sa­chen danach im Zim­mer lassen.

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: