In der indischen Hauptstadt Neu-Dehli sind am Sonntag (26.03.2023) die Weltmeisterschaften der Frauen mit dem zweiten Teil der Finalkämpfe zu Ende gegangen. In 12 Gewichtsklassen wurden unter insgesamt 324 Boxerinnen an 10 Wettkampftagen in 312 Wettkampfentscheidungen die Plätze auf dem Siegerpodest ausgeboxt.
Eine Reihe von Nationen fehlten in Indien
Eine Reihe von Nationen (u.a. die USA, England und natürlich auch die Ukraine) blieb dem Turnier jedoch fern. Einige begründeten ihre Abwesenheit ausdrücklich mit der Entscheidung des Weltverbandes IBA, russische und weißrussische Sportlerinnen ohne jede Einschränkungen (also auch mit Nationalflaggen und Nationalhymnen) an der WM teilnehmen zu lassen. Der durch den Russen Umar Kremlev geführte Verband stellte sich damit gegen die Linie des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Andere erklärten ihr Fehlen mit eher sportlichen Gründen: Weil die WM wegen der seit 2019 anhaltenden Suspendierung der IBA durch das IOC keine Rolle mehr für die Olympiaqualifikation spielt, setzten sie einfach andere Prioritäten in der Wettkampfplanung. So ließ auch der Deutsche Boxsport-Verband das Turnier aus und konzentriert sich ganz auf die European Games in Polen, die das IOC in den Rang eines europäischen Qualifikationsturniers für Paris 2024 gehoben hat.
Frauen boxten doch mit Kopfschutz
Entgegen noch gar nicht lang zurückliegenden Ankündigungen der IBA, in diesem Jahr bei Wettkämpfen der erwachsenen Frauen den Kopfschutz abzuschaffen, wurde bei dem Turnier wie in der Vergangenheit noch mit Kopfschutz geboxt. Möglicherweise wäre die Umstellung zu kurz vor diesem Wettkampfhöhepunkt gekommen, so dass sich die Sportlerinnen daran nicht rechtzeitig hätten gewöhnen können. Es bleibt abzuwarten, ob das Vorhaben nun im Nachgang der WM umgesetzt wird.
Zweifel an Geschlechtszugehörigkeit
Zwei Boxerinnen (aus Algerien und Taipeh) wurden aus dem laufenden Turnier ausgeschlossen, weil sie nicht die Kriterien erfüllt haben sollen, um an Wettkämpfen der Frauen teilnehmen zu dürfen. Beide hatten in der Vergangenheit bereits mehrfach auf hohem internationalen Level unbeanstandet an Frauen-Wettbewerben des olympischen Boxens teilgenommen.
Falsche Hymne bei Siegerehrung russischer Weltmeisterin
Einen Eklat gab es bei der Siegerehrung der Russin Anastasiia Demurchian, die sich am 25. März im Finalkampf gegen die Australierin Kaye Frances Scott durchsetzen konnte. Statt der russischen Nationalhymne wurde Tchaikovskys Klavierkonzert Nr. 1 eingespielt – jene »Ersatzhymne«, die bei Siegerehrungen gespielt wurde, als russische Sportler*innen wegen des Staatsdopings schon einmal eine Zeitlang nicht mit staatlichen Symbolen an Wettkämpfen teilnehmen durften. Die IBA will die Hintergründe des Vorfalls durch eine Untersuchungskommission aufklären.
Mit Blick auf Medaillenerfolge wird das »Comeback« russischer Athletinnen auf der internationalen Bühne des olympischen Boxens staatliche Erwartungen wahrscheinlich nicht ganz befriedigt haben: Es gab 1 Goldmedaille (2019: 3 Goldmedaillen), 1 Silbermedaille (2019: 1 Silbermedaille) und 1 Bronzemedaille (2019: 2 Bronzemedaillen).
Zufrieden dürfte der Gastgeber Indien sein: 4 der 12 möglichen Goldmedaillen blieben auf dem indischen Subkontinent. Damit unterstrich das inzwischen wohl vor China bevölkerungsreichste Land seine aufsteigende Formkurve und meldete folgerichtigerweise für die Zukunft Ansprüche an: Es hinterlegte sein Interesse, eines der IOC-Weltqualifikationsturniere für Paris 2024 auszurichten, brachte sich als Ausrichter einer Männer-WM ins Gespräch und stellt nun auch einen der Vize-Präsidenten der IBA.
Die Medaillenplätze
Minimumgewicht von 45,001 kg bis 48,000 kg (32 Teilnehmerinnen)
Gold: Nitu Nitu (IND)
Silber: Altantsetseg Lutsaikhan (MGL)
Bronze: Alua Balkibekova (KAZ)
Bronze: Yasmine Mouttaki (MAR)
Halbfliegengewicht von 48,001 kg bis 50,000 kg (35 Teilnehmerinnen)
Gold: Zareen Nikhat (IND)
Silber: Thi Tam Nguyen (VIE)
Bronze: Ingrit Lorena Valencia Victoria (COL)
Bronze: Wassila Lkhadiri (FRA)
Fliegengewicht von 50,001 kg bis 52,000 kg (30 Teilnehmerinnen)
Gold: Yu Wu (CHN)
Silber: Sirine Charaabi (ITA)
Bronze: Yulia Apanasovich (BLR)
Bronze: Rinka Kinoshita (JPN)
Bantamgewicht von 52,001 kg bis 54,000 kg (41 Teilnehmerinnen)
Gold: Hsiao-Wen Huang (TPE)
Silber: Yeni Marcela Arias Castaneda (COL)
Bronze: Jutamas Jitpong (THA)
Bronze: Enkhjargal Munguntsetseg (MGL)
Federgewicht von 54,001 kg bis 57,000 kg (36 Teilnehmerinnen)
Gold: Irma Testa (ITA)
Silber: Karina Ibramigova (KAZ)
Bronze: Amina Zidani (FRA)
Bronze: Svetlana Kamenova Staneva (BUL)
Leichtgewicht von 57,001 kg bis 60,000 kg (31 Teilnehmerinnen)
Gold: Beatriz Iasmin Ferreira (BRA)
Silber: Angie Paola Valdez Pana (COL)
Bronze: Yeonji Oh (KOR)
Bronze: Wenlu Yang (CHN)
Halbweltergewicht von 60,001 kg bis 63,000 kg (23 Teilnehmerinnen)
Gold: Chengyu Yang (CHN)
Silber: Nataliya Sychugova (RUS)
Bronze: Camila Gabriela Camilo Bravo (COL)
Bronze: Fatia Benmessahel (FRA)
Weltergewicht von 63,001 kg bis 66,000 kg (31 Teilnehmerinnen)
Gold: Liu Yang (CHN)
Silber: Janjaem Suwannapheng (THA)
Bronze: Nadezhda Ryabets (KAZ)
Bronze: Navbakhor Khamidova (UZB)
Halbmittelgewicht von 66,001 kg bis 70,000 kg (19 Teilnehmerinnen)
Gold: Anastasiia Demurchian (RUS)
Silber: Kaye Frances Scott (AUS)
Bronze: Pan Zhou (CHN)
Bronze: Barbara Dos Santos (BRA)
Mittelgewicht von 70,001 kg bis 75,000 kg (21 Teilnehmerinnen)
Gold: Lovlina Borgohain (IND)
Silber: Caitlin Anne Parker (AUS)
Bronze: Qian Li (CHN)
Bronze: Valentina Khalzova (KAZ)
Schwergewicht von 75,001 kg bis 81,000 kg (13 Teilnehmerinnen)
Gold: Saweety Saweety (IND)
Silber: Lina WAng (CHN)
Bronze: Emma-Sue Grentree (AUS)
Bronze: Fariza Sholtay (KAZ)
Superschwergewicht über 81,000 kg (12 Teilnehmerinnen)
Gold: Khadija Mardi (MAR)
Silber: Lazzat Kungeibayeva (KAZ)
Bronze: Diana Pyatak (RUS)
Bronze: Aynur Rzayeva (AZE)