Am Wochen­en­de woll­ten im Ruhr­ge­biet lei­der kei­ne Sie­ge gelingen

Boxen gegen Rassismus in Duisburg

Am Wochen­en­de (18. und 19.03.) mach­te sich eine klei­ne Mann­schaft auf den Weg nach Duis­burg (NRW), um am zwei­tä­gi­gen Tur­nier »Boxen gegen Ras­sis­mus« des WBC Duis­burg teil­zu­neh­men. Eigent­lich waren dafür vier unse­rer Wett­kämp­fer vor­ge­se­hen gewe­sen. Das hät­te im bes­ten Fall also acht Wett­kämp­fe ermög­licht, doch eine Erkran­kung und eine Ver­let­zung dezi­mier­ten das Team schließ­lich auf Ced­ric Wal­ken­horst (Eli­te, bis 92 kg) und Mus­ta­fa Hema­ti (U19, bis 57 kg).

Damit stan­den noch vier mög­li­che Wett­kämp­fe im Raum, aus denen dann aber am Ende doch nur zwei wur­den, da bei­de Wett­kämp­fer in Drei­er-Tur­nier­grup­pen antra­ten und durch Frei­los schon direkt im Fina­le stan­den. So blieb am ers­ten Tur­nier­tag (Sams­tag, 18.03.) nur die Rol­le der Zuschau­en­den. Am Sonn­tag nahm die Tur­nier­pla­nung freund­li­cher­wei­se Rück­sicht auf unse­ren lan­gen Heim­weg am glei­chen Tag und leg­te die Kämp­fe der Kiez­bo­xer in die ers­te Hälf­te der Veranstaltung.

Unglück­li­ches RSC‑I durch Kopf­stoß been­det Wen­dung des Kampfes

Ced­ric war als ers­ter an der Rei­he und traf im Schwer­ge­wicht (bis 92 kg) auf Marek Dör­zen­bach vom BC Fran­ken­thal. Der Fran­ken­tha­ler, an Reich­wei­te unter­le­gen, such­te kon­se­quent die Nah­di­stanz, um Haken plat­zie­ren zu kön­nen. Ced­ric ließ dies in der ers­ten Run­de etwas zu oft zu, so dass sich sein Geg­ner im ers­ten Durch­gang auf den Punkt­zet­teln Vor­tei­le erar­bei­tet haben dürf­te. Doch mit Beginn der zwei­ten Run­de wen­de­te sich das Blatt: Ced­ric gelang es nun bes­ser, in der lan­gen Distanz zu boxen. Man ahn­te, dass der Kampf sich jetzt zu dre­hen begann, doch es soll­te bei einer Ahnung blei­ben, die durch ein Punk­tur­teil weder bestä­tigt noch wider­legt wer­den konn­te: Ein Kopf­stoß führ­te in der Mit­te der zwei­ten Run­de zu sei­ner stark blu­ten­den Platz­wun­de des Kiez­kämp­fers, die eine Fort­füh­rung des Kamp­fes unmög­lich mach­te. Der Ring­rich­ter ent­schied auf RSC‑I (Abbruch durch Ver­let­zung) und erklär­te damit den Geg­ner zum Sie­ger. Scha­de, dass der Kampf nicht über die vol­le Distanz ging: es wäre span­nend gewe­sen, zu sehen, wie sich der Kampf ent­wi­ckelt hätte.

Mus­ta­fa bewies Stand­haf­tig­keit und Moral im Schlaghagel

Drei Kämp­fe spä­ter wur­de Mus­ta­fa in den Ring geru­fen. Er trat gegen Den­nis Gül­bol von SC Colo­nia an, der sich durch sei­nen Sieg am Vor­tag für das Fina­le qua­li­fi­ziert hat­te. Das Gefecht ging, im Gegen­satz zum vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­gleich der Kiez­kämp­fer, über alle drei Run­den. Der kon­di­ti­ons­star­ke und schlag­ak­ti­ve Köl­ner erwies sich an die­sem Tag als der bes­se­re Boxer, der ein­fach meist eine Hand mehr ins Gefecht brach­te als Mus­ta­fa und mit sei­ner rast­lo­sen Akti­vi­tät auch Zähl­ba­res auf den Punkt­zet­teln sam­meln konn­te. Die ers­ten bei­den Run­den sahen unse­ren Geg­ner sicher­lich im Vor­teil. Aber es spricht für das Poten­zi­al und den kämp­fe­ri­schen Wil­len Mus­ta­fas, dass er kei­nes­falls auf­steck­te, son­dern sich in der drit­ten Run­de zu stei­gern wuss­te und viel­leicht die­ses letz­te Drit­tel sogar für sich ent­schie­den haben moch­te. Wäre die ers­te Run­de so ver­lau­fen wie die Drit­te, wäre der Kampf von Beginn an offen gewe­sen und hät­te durch­aus einen ande­ren Aus­gang haben kön­nen. So aber war der Rück­stand aus den ers­ten bei­den Run­den nicht mehr auf­zu­ho­len gewe­sen. Dass die Punkt­rich­ter nach drei Run­den zu je 3 Minu­ten dem Köl­ner den Sieg zuspra­chen war eben­so rich­tig wie erwart­bar gewesen.

Das Resu­mée des Trai­ners Ralf Elfering:

Lei­der keh­ren wir ohne Sie­ge zurück.  Scha­de, dass der Kampf von Ced­ric nicht über Punk­te und die vol­le Distanz zur Ent­schei­dung kam. Ced­ric hat­te zur Auf­hol­jagd ange­setzt. Und da die­se Auf­hol­jagd in der zwei­ten Run­de begann, hat­te die Sache durch­aus Aus­sicht auf Erfolg. Mit dem vor­zei­ti­gen Ende bleibt nun alles Spe­ku­la­ti­on. Mus­ta­fa hat­te einen schwie­ri­gen Geg­ner zu boxen, der ein­fach der Akti­ve­re war. Viel­leicht hat­ten bei­de pro­zen­tu­al gese­hen eine gar nicht so grund­ver­schie­de­ne Tref­fer­quo­te, aber X Pro­zent von 50 Schlä­gen sind eben mehr als X Pro­zent von 30 Schlä­gen. Gefal­len hat mir neben sei­ner Tech­nik auch sei­ne Moral: Die drit­te Run­de sah eine Stei­ge­rung, wo ande­re viel­leicht resi­gniert hät­ten. Das hat Qualität.

Hin­weis: In einer ers­ten Fas­sung des Berich­tes waren wir davon aus­ge­gan­gen, dass der Geg­ner den Kopf­stoß ver­ur­sacht hat­te. Eine zwi­schen­zeit­lich vor­ge­nom­me­ne Video­ana­ly­se zeigt jedoch eine unge­woll­te Betei­li­gung unse­res Sport­lers. An eini­gen Stel­len haben wir den Bericht daher geändert.

An einer Wand der Sport­hal­le wur­de mit Kurz­por­traits an die Opfer rech­ter Gewalt in der Bun­des­re­pu­blik erin­nert. Erst seit 1990 erfas­sen staat­li­che Stel­len über­haupt Tötungs­de­lik­te mit sol­chem Hin­ter­grund. Die Zah­len muss­ten jedoch mehr­fach nach oben kor­ri­giert wer­den. Nach einer Recher­che von Frank­fur­ter Rund­schau, Tages­spie­gel und der Zeit sind seit 1990 min­des­tens 187 Todes­op­fer rechts­extre­mer Gewalt zu bekla­gen. Dazu gibt es noch vie­le wei­te­re Ver­dachts­fäl­le. Es ist wich­tig, den Opfern Namen und Gesich­ter zu geben.

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: