Nach der Suspendierung des Weltverbandes des olympischen Boxens AIBA durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) liegt die Durchführung der Qualifizierungswettbewerbe sowie des olympischen Boxturniers selbst nun in der Verantwortung der vom IOC eingesetzten Task Force.
Dies verlangte neben der Klärung vieler anderer Punkte auch die Klarstellung, nach welchem Regelwerk in Tokio 2020 eigentlich geboxt werden soll. Am 20. November veröffentlichte die Task Force des IOC nun die Regeln (Link öffnet neues Browserfenster), die für Qualifizierungswettbewerbe sowie für die Olympischen Spiele gelten werden.
Änderungen des IOC halten sich in Grenzen
Sinnvollerweise halten sich die Änderungen in Grenzen. Der Vorsitzende der Task Force, der Japaner Morinari Watanabe, erläutert hierzu:
Es ist nur fair für die Boxer, die grundlegenden Wettkampfregeln so kurz vor den Qualifikationen und den olympischen Wettbewerben nicht zu ändern. Die IOC Boxing Task Force konzentrierte sich daher auf die vollständige Überprüfung der von der AIBA im Jahr 2019 erlassenen Regeln, wobei Änderungen, die sich auf die Boxer auswirken, begrenzt wurden und gleichzeitig die Transparenz durch die Darstellung der Wertung und das Auswahlverfahren für Schiedsrichter und Richter erhöht wurden.
Tatsächlich enthält das jüngst vom IOC veröffentlichte Dokument (Link öffnet neues Browserfenster) die 108 Seiten starken »AIBA Technical & Competition Rules« in der aktuell gültigen Fassung vom 9. Februar 2019. Diesen AIBA-Regeln sind jedoch 7 Seiten vorangestellt, in denen lediglich die Abweichungen von den AIBA-Regeln benannt werden.
Für die Sportler ergibt sich aus diesen Regeln nichts wirklich Neues. Bei den Gewichtsklassen, Rundenzahlen und ‑zeiten sowie den Punktwertungen und ihren Kriterien blieb erwartungsgemäß alles beim Alten, so dass hier keine Umstellungen erforderlich werden.
Nach jeder Runde werden die Ergebnisse angezeigt
Taktisch interessant dürfte allerdings eine Entscheidung sein, die das IOC im Sinne transparenter Urteile getroffen hat: So sollen die Wertungen der Punktrichter nach jeder Runde öffentlich sichtbar gemacht werden. Dies ermöglicht natürlich eine bessere taktische Einstellung der Athleten im laufenden Kampf.
Überhaupt bezieht sich der Großteil der von der Task Force beschlossenen Änderungen auf die Transparenz des Turniers und die Rolle, die Auswahl, den Einsatz und die Überwachung der Offiziellen im Rahmen des Turniers und jedes Kampfes. Vor allem die Kampfrichter und die Evaluierung ihrer Leistungen stehen im Fokus.
PricewaterhouseCoopers überwacht Kampfrichterleistungen
Entscheidend eingebunden in die Überwachung und Bewertung der Kampfrichtereinsätze ist die international renommierte Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), die bereits nach den stark kritisierten Kampfrichterleistungen in Rio 2016 bei den olympischen Jugendspielen 2018 in Buenos Aires auf Druck des IOC durch die AIBA mit der Evaluierung der Kampfrichterleistungen (Link öffnet neues Browserfenster) beauftragt worden war.
In Tokio 2020 werden übrigens ausschließlich AIBA-Kampfrichter (möglichst 3 oder ggf. auch 2 Sterne) eingesetzt werden. Ausgeschlossen sind allerdings solche Kampfrichter, die zugleich auch in der AIBA oder auf der Ebene der Nationalverbände wichtige Funktionärsämter bekleiden. Ebenfalls ausgeschlossen sind alle Kampfrichter, die in Rio 2016 amtiert hatten und schon damals wegen ihrer Kampfrichterleistungen suspendiert wurden.