
Der neue Weltverband des olympischen Boxens World Boxing gab heute am 21. Juni den Beitritt weiterer vier Mitgliedsverbände bekannt. Dabei handelt es sich um die nationalen Boxverbände von Barbados, Dominica, Peru (Karibik und Südamerika) und Singapur (Asien).
Nun 33 Mitglieder in World Boxing organisiert
Mit dem Beitritt dieser vier Organisationen steigt die Zahl der World Boxing angeschlossenen Mitgliedsverbände von 29 auf 33 (siehe unten). Vor dem Beitritt der vier oben genannten Boxverbände hatte zuletzt Indien beschlossen, sich World Boxing anzuschließen – eine Entscheidung mit starker sportpolitischer Signalwirkung.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte erst vor kurzem noch einmal deutlich gemacht, dass die Zukunft des Boxsports als olympische Sportart in den Händen der nationalen Boxverbände liege: Sie müssten sich nach dem endgültigen Ausschluss des alten Weltverbandes IBA nun bis zum Jahreswechsel in hinreichender Zahl unter einem neuen Dach organisieren, wenn Boxen im Programm der Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles bleiben solle. Außerdem hatte das IOC klargestellt, dass keine Boxer und keine Boxerinnen in Los Angeles starten dürften, die einem Verband angeschlossen seien, der noch der IBA angehört.
Weitere Beitritte werden nach Paris erwartet
Viele nationale Boxverbände werden erst die diesjährigen Olympischen Spiele in Paris über die Bühne bringen wollen, bevor sie über einen möglichen Wechsel zu World Boxing entscheiden. Allgemein wird daher erwartet, dass nach dem Abschluss der Spiele eine Reihe weiterer Verbände den Beitritt beschließen werden.
Allerdings vermeldete auch die IBA zuletzt Beitritte neuer nationaler Boxverbände. In der Tat: Immer mehr Namen von Staaten finden sich sowohl auf der Mitgliederliste der IBA als auch auf der Liste von World Boxing.
Zum einen liegt der Grund darin, dass die IBA – entgegen früheren Erklärungen zu Doppelmitgliedschaften – derzeit noch einigen Verbänden das Recht einer Doppelmitgliedschaft einräumt (so z.B. bei England und Schottland), während sie andere deswegen ausschloss.
Zum anderen unterstützt die IBA in aus ihrer Sicht »abtrünnigen« Staaten die Neugründung von Boxverbänden, die sie dann schnell als zunächst noch provisorische neue Mitglieder aufnimmt.
IBA nimmt Zwergverbände als Ersatz auf
So weit es nachvollziehbar ist, handelt es sich bei diesen neuen Verbänden jedoch um kleine Organisationen mit wenigen Mitgliedern und keinem oder zumindest keinem relevanten Sportbetrieb. Zudem ist nicht bekannt, dass sie die Anerkennung ihrer jeweiligen Nationalen Olympischen Komitees genießen oder dies überhaupt erreichen könnten.
Auf den ersten Blick bleiben auf diesem Weg jedoch relevante Boxnationen wie etwa die USA und Brasilien als Mitglieder scheinbar erhalten, doch das relativiert sich schnell, wenn man weiß, dass z.B. der neu gegründeten »US Boxing Federation« bei ihrer Aufnahme in die IBA ganze 3 Gyms angehörten, in denen 130 Boxer*innen trainieren. Zum Vergleich und zur Einordnung der Zahlen: »USA Boxing« (dem vom Nationalen Olympischen Komitee anerkannten Boxverband) gehören ca. 2.400 Gyms an.
Hingegen verlangt World Boxing als Voraussetzung eines Beitritts unter anderem die Anerkennung des beitrittswilligen Verbandes durch das jeweilige Nationale Olympische Komitee. Das dürfte den Beitritt von »Briefkastenverbänden« einigermaßen sicher ausschließen.
Erste Weltmeisterschaft von World Boxing
Es hat also ganz den Anschein, als sei die Sache für World Boxing derzeit auf einem guten Weg. Es ist die Rede davon, dass das IOC zum Jahreswechsel 50 Mitgliedsverbände erwarte. Das erscheint möglich. Allerdings wird das IOC auch auf die globale Verteilung der Mitgliedsverbände schauen. Um das IOC zufriedenzustellen, wäre es hilfreich, wenn sich über Nigeria hinaus nun vor allem noch weitere afrikanische Verbände World Boxing anschließen würden.
Unterdessen scheint auch der Sportbetrieb von World Boxing immer mehr an Fahrt aufzunehmen: Erst gestern gab der neue Verband die Ausrichtung einer ersten Weltmeisterschaft bekannt. Ganz wie angekündigt soll die Altersklasse U19 dabei den Anfang machen. Ende Oktober 2024 werden die USA Gastgeber dieses Turniers sein.
Die Mitgliedsverbände von World Boxing
(33 Mitgliedsverbände Stand Juni 2024)
Europa (12):
- GB Boxing
- England
- Deutschland
- Schweden
- Niederlande
- Dänemark
- Finnland
- Tschechien
- Island
- Norwegen
- Wales
- Schottland
Amerika (12):
- USA
- Brasilien
- Kanada
- Argentinien
- Honduras
- Panama
- Jamaika
- am. Jungferninseln
- Surinam
- Barbados
- Dominica
- Peru
Ozeanien (4):
- Australien
- Neuseeland
- Franz.-Polynesien
- Tuvalu
Asien (4):
- Mongolei
- Philippinen
- Indien
- Singapur
Afrika (1):
- Nigeria