
Am 16. März ging Deutschland in den Corona-Lockdown. Auch in Hamburg wurden damit alle Sportstätten geschlossen. Mitte Mai, also nach zweimonatiger Schließung, durften die Sporthallen dann wieder vorsichtig und stufenweise zur Sportausübung genutzt werden. Natürlich noch mit erheblichen Auflagen: Der Sport musste kontaktfrei und mit Abstand sein, Duschen und Umkleiden durften zunächst noch nicht genutzt werden.
Die Boxabteilung blieb vorsichtig
Die Boxabteilung des FC St. Pauli sah weder im Frühjahr noch im Sommer die Notwendigkeit, zurück in die Halle zu gehen. Das Training der Boxabteilung wurde viele weitere Wochen ausschließlich an der frischen Luft durchgeführt. Sogar als Ende Juni wieder Kontaktsport in Gruppen von bis zu 10 Personen in Sporthallen möglich wurde, waren es nur die Wettkämpfer, die diese neue Option nutzten – und sogar dann noch anfangs überwiegend draußen auf dem Schulhof trainierten.
Im Herbst kommt die Rückkehr in die Halle
Doch mit dem nahenden Herbst kommt unweigerlich der Zeitpunkt näher, an dem wetter- und temperaturbedingt auch der regensichere Frischluft-Trainingsort und der Fitness-Parcour im Park hinter der Trainingshalle schwierig werden. Dazu kommt, dass nach vielen Wochen des eingeschränkten Trainings alte, geschätzte Trainingsformen und die heimatliche Trainingshalle mit dem Boxring und den Geräten immer deutlicher fehlen.
CO2-Werte als Indikator der Aerosolbelastung
Die daher bevorstehende Rückkehr der Trainingsgruppen in die Halle nahm die Leitung der Boxabteilung zum Anlass, die Qualität der Raumluft unter Trainingsbedingungen genauer zu untersuchen. Dazu wurde eigens ein zertifiziertes CO2-Messgerät angeschafft. Hintergrund ist, dass Kohlendioxyd bei der Atmung der Sportler emittiert wird, also auf demselben Wege entsteht wie Aerosole. Man sagt daher, dass man bei hohen CO2-Werten auch von erhöhten Aersolwerten ausgehen muss.
Die Rolle der Aerosole bei Corona-Infektionen
Die Untersuchung vieler Corona-Ausbrüche legt die Vermutung nahe, dass Aerosole eine wichtige Rolle bei Corona-Infektionen spielen dürften. Denn im Falle einer Infektion stößt eine Person mit der Atemluft nämlich nicht nur Kohlendioxyd, sondern auch virenbelastete Aerosole aus. In geschlossenen und nicht gut belüfteten Räumen kann die Konzentration virenbelasteter, sich im Raum verteilender Aerosole womöglich so hoch werden, dass andere sogar bei Wahrung von Abstand angesteckt werden.
Wir haben über diese Vermutung schon an anderer Stelle eingehend berichtet (Link öffnet sich in neuem Browserfenster).
Die CO2-Lage in der Trainingshalle
Kurzum: Es galt zu untersuchen, welche CO2-Werte im künftig geplanten Trainingsbetrieb erreicht werden, wenn die aktuell 10 erlaubten Sportler in zwei aufeinanderfolgenden Trainingseinheiten Kontakttraining betreiben. Würden kritische CO2-Werte erreicht, dürfte man daraus schließen, dass auch erhöhte Aerosolwerte die Luft belasten. In diesem Fall hätte man – etwa durch Anschaffung von Ventilatoren – den Luftaustausch verbessern müssen.
Messungen in der Halle
In einem genau definierten Testsetting (geöffnete Fenster, geöffnete Eingangstür usw.) wurden am vergangenen Montag je Trainingseinheit in vier Messreihen an sechs unterschiedlichen Messpunkten die CO2-Werte in der Halle gemessen: Die erste Messung zu Beginn der Trainingseinheit, zwei Messungen in halbstündigem Abstand während der Trainingseinheit und eine Messung am Ende der Trainingseinheit.
Geringe CO2-Werte können beruhigen
Die Messungen ergaben in beiden Trainingseinheiten vergleichsweise geringe CO2-Werte für die Trainingshalle am Zeughausmarkt. Von den in beiden Trainingseinheiten an den 6 Messpunkten vorgenommenen 48 Messungen blieben immerhin 44 Messungen im Bereich »hoher Raumluftqualität« (CO2-Gehalt unter 800 ppm). Nur bei vier Messungen wurde die Grenze von 800 ppm temporär überschritten – und dies auch nur knapp (821, 826, 865 und 830 ppm). Damit war die Raumluft an diesen Messpunkten für kurze Zeit immerhin noch von »mittlerer Qualität« (CO2-Gehalt zwischen 800 und 1.000 ppm).



Fazit: Geringe CO2-Werte deuten auf geringe Aerosolbelastung hin
Trainer Ralf Elfering zieht eine Bilanz der Messungen, die er zusammen mit Co-Trainer Reza Morvat vorgenommen hat:
Ganz offenbar ist die Luft in unserer Trainingshalle besser als sie gelegentlich riecht. Die vorhandenen Fenster und Türen sorgen für eine überwiegend hohe Raumluftqualität während des Trainings. Das ist eine beruhigende Erkenntnis für den Herbst, wenn wir wieder in die Halle zurückkehren wollen. Der Corona-Ausbruch im Nationalkader des Deutschen Boxsport-Verbandes während des Trainingslagers in Österreich macht zwar deutlich, dass es in Corona-Zeiten keine absoluten Sicherheiten geben kann, aber wir dürfen nach den Messungen in unserer Halle annehmen, dass wir dort kein überdurchschnittlich großes Problem mit Aerosolen haben. Die Messungen sind sogar so gut ausgefallen, dass wir selbst vergrößerten Trainingsgruppen beruhigt entgegensehen können, wenn sie durch die Behörden erlaubt würden.
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