Der bevorstehende Weltkongress der AIBA soll vom 12. bis zum 13. Dezember abgehalten werden. Eigentlich wollten die Delegierten der nationalen Boxverbände dazu nach Budapest reisen, aber wegen der Corona-Pandemie ist nun geplant, den Kongress virtuell durchzuführen. Die wichtigsten Tagesordnungspunkte des Kongresses sind schnell aufgezählt: Zum einen ist die Wahl eines regulären Präsidenten durchzuführen, zum anderen ist eine neue Satzung des Verbandes mindestens zu beraten, wenn möglich sogar zu beschließen.
Zeit für Interimspräsidentschaft überschritten
Aktuell wird der Verband von dem Marokkaner Dr. Mohamed Moustahsane geleitet, der als Interimspräsident dem im März 2019 zurückgetretenen, stark umstrittenen Usbeken Gafur Rakhimov im Amt folgte. Eigentlich hätte Moustahsane schon längst durch eine reguläre Wahl im Amt bestätigt oder aber eben durch einen anderen, gewählten Kandidaten ersetzt werden müssen. Die Corona-Pandemie machte aber alle bisherigen Kongress-Ansetzungen zunichte, so dass die nach Satzung der AIBA zulässige Amtszeit eines Interimspräsidenten inzwischen beträchtlich überschritten wurde. Dafür gab zwar das Exekutivkomitee der AIBA seinen Segen, aber der Zustand ist eben dennoch nicht satzungskonform.
Neue Satzung muss auf den Weg gebracht werden
Nicht minder wichtig ist die strukturelle Reform der AIBA, für die mit einer neuen Satzung das Fundament gelegt werden soll. Schließlich begründete das Internationale Olympische Komitee (IOC) den vorübergehenden Ausschluss der AIBA aus dem Kreis der olympischen Spitzenverbände mit strukturellen und organisatorischen Mängeln und fragwürdigen Personalentscheidungen. Es trug dem Boxverband auf, diese Mängel abzustellen, wenn er die Chance wahren will, Teil der olympischen Familie zu bleiben. Aktuell arbeitet eine Satzungskommission der AIBA an einer Neufassung, die im Dezember vorgestellt werden soll.
Zwei Kandidaten haben bislang ihre Handschuhe in den Ring geworfen
Geht man davon aus, dass der Kongress wie geplant am 12. Dezember beginnt, endet die Frist, innerhalb derer Bewerber ihre Kandidatur für das Amt erklären müssen, mit dem Ablauf des 2. November. Bislang haben zwei Kandidaten ihre Handschuhe in den Ring geworfen:
- Als erster erklärte Suleyman Mikayilov aus Aserbaidschan Anfang September sein Interesse am Spitzenamt des Weltverbandes. Der frühere Sportlehrer und spätere leitende Beamte in der Zollbehörde und im Finanzministerium ist seit 2003 Vizepräsident des aserbaidschanischen Boxverbandes. In der AIBA ist er seit 2018 Mitglied des Exekutivkomitees. Im Zusammenhang mit seiner Kandidatur erklärte er, innerhalb von 3 Monaten die Schulden des Verbandes im Höhe von 16 Millionen US-Dollar durch die Unterstützung privater Investoren tilgen zu wollen. Außerdem plant er, ein »Vision Committee« zu gründen, das den Strukturwandel der AIBA überwachen soll.
- Unlängst machte schließlich noch Domingo Solano aus der Dominikanischen Republik seine Kandidatur bekannt. Der Bewerber aus Lateinamerika ist seit 15 Jahren ein Ehren-Vizepräsident der AIBA, leitete ganze 38 Jahre den heimischen, dominikanischen Boxsportverband und stand von 2009 bis 2014 dem amerikanischen Kontinentalverband »American Boxing Confederation« (AMBC) vor. Er warf seine Erfahrung in die Waagschale, aber keine Geldversprechen – weil er, so seine Begründung mit Blick auf die Kandidatur seines Konkurrenten aus Aserbaidschan, zum einen kein Geld habe und zum anderen keine finanziellen Interessen verfolge.
Von Umar Kremlev aus Russland ist wenig zu hören
Während sich nun also immerhin zwei Kandidaten der Öffentlichkeit vorgestellt haben, bleibt es um einen anderen prominenten Namen bislang erstaunlich ruhig: In den zurückliegenden Monaten war vom Präsidenten des russischen Boxverbandes Umar Kremlev wenig zu hören gewesen, nachdem er vor der Corona-Pandemie auf der internationalen Bühne noch eine so große Präsenz hatte, so dass ihm viele Beobachter Ambitionen auf das Spitzenamt der AIBA nachsagten. Allerdings: Die Frist zur Erklärung der Kandidatur endet erst am 2. November.
Unklar bleibt, ob sich der gegenwärtige Interimspräsident Dr. Mohamed Moustahsane zu Wahl stellen wird. Allgemein wird dies aber eher für unwahrscheinlich gehalten.
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