Der neue Weltverband des olympischen Boxens World Boxing ist um sieben weitere Nationalverbände gewachsen: Thailand, Kirgistan, Belgien, Irak, Litauen, Andorra und Madagaskar haben sich nun jenem Weltverband angeschlossen, der angetreten ist, die olympische Zukunft des Boxsports zu sichern. Mit dem Beitritt dieser Verbände wächst die Zahl der World-Boxing-Mitglieder auf nunmehr insgesamt 49 Nationalverbände.
Weitere Beitritte dürften folgen
Weitere Beitritte dürften nach dem bevorstehenden World-Boxing-Kongress zu erwarten sein. So hatten z.B. Algerien, die Schweiz, Japan und Kasachstan in jüngster Vergangenheit ihre Beitrittsabsicht öffentlich gemacht.
Es heißt, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) Anfang 2025 mindestens 50 Mitgliedsverbände erwarte, um mit World Boxing offizielle Gespräche über eine mögliche Anerkennung führen zu können. Diese Marke zu erreichen, scheint kein Problem zu werden, so dass die Aufnahme solcher Gespräche zwischen dem IOC und World Boxing nun immer wahrscheinlicher wird.
Allein Afrika ist im neuen Weltverband immer noch deutlich unterrepräsentiert. Ein Umstand, den das IOC kritisch sehen wird. Immerhin: Mit Madagaskar ist nun ein zweiter afrikanischer Nationalverband eingetreten, mit Algerien scheint ein dritter vor der Tür zu stehen.
In der letzten Zeit mehrten sich hingegen die Zuwächse aus Asien. Eine Entwicklung, die sich auf dem letzten Kongress des asiatischen Kontinentalverbandes ASBC angedeutet hatte.
Insgesamt eine unübersichtliche Lage
Insgesamt ist die Lage im olympischen Boxsport momentan jedoch unübersichtlich:
Viele »offizielle« Nationalverbände haben im Moment (noch) eine Doppelmitgliedschaft: Sie sind sowohl der IBA als auch World Boxing angeschlossen. In einigen Fällen bestrafte die IBA die Mitgliedschaft bei World Boxing mit einem Ausschluss. Zuletzt duldete die IBA dies in vielen Fällen jedoch, so dass man eine Reihe von Nationalverbänden in der Zuständigkeit beider Weltverbände boxen sah.
Die Doppelmitgliedschaft dürfte jedoch ein Auslaufmodell sein: Zuletzt forderte das IOC die Nationalen Olympischen Komitees auf, die Verbindungen zu solchen Boxverbänden zu kappen, die noch der IBA angeschlossen sind.
Um die Lage im olympischen Boxen noch unübersichtlicher zu machen, unterstützte oder initiierte die IBA in der letzten Zeit offensiv die Gründung neuer »Nationalverbände« in solchen Ländern, die sie als abtrünnig einstufte.
Diese kleinen Verbände dürften in den meisten Fällen ohne die Unterstützung der IBA gar nicht lebensfähig sein und haben keine realistische Aussicht, von den Nationalen Olympischen Komitees ihrer Heimatländer anerkannt zu werden.
Dennoch sorgen sie für Verwirrung: Auf Wettbewerben der IBA (wie etwa der aktuell laufenden U19-WM in Montenegro) weiß man in einigen Fällen im Moment nicht, ob dort ein »offiziell« anerkannter Verband ein Land vertritt (d.h. ein Verband, der in seiner Heimat vom jeweiligen Nationalen Olympischen Komitee anerkannt ist), oder ob dort ein Verband teilnimmt, der nur von der IBA anerkannt und von ihr abhängig ist.
IBA mit Politik der verbrannten Erde
Die IBA schädigt damit das traditionelle internationale olympische Sportsystem, in dem jahrzehntelang klar war, dass ein Weltverband einer olympischen Sportart nur einen solchen Verband aufnehmen kann, der in seinem Heimatland vom jeweiligen Nationalen Olympischen Komitee anerkannt ist.
Natürlich: Nach der endgültigen Aberkennung als olympischer Sportverband kann die IBA machen was sie will. Im Moment nutzt sie diese Freiheit, um in der Welt des olympischen Boxens den größtmöglichen Schaden anzurichten.
Das darf man eine Politik der verbrannten Erde nennen. Ergebnis dieser Strategie: Die rechtlich wohl nicht schützbaren, aber dennoch vertrauten olympischen Länder-Codes (wie z.B. »GER« für Deutschland) sind ein Stück weit entwertet, wenn damit jeder auf der internationalen Bühne auftreten kann.
Im Gegensatz zur Strategie der IBA nimmt World Boxing nur solche Nationalverbände auf, die in ihrem jeweiligen Land vom Nationalen Olympischen Komitee anerkannt sind – und damit gewissermaßen einen offiziellen Status haben. Eine kluge Entscheidung des neuen Verbandes, da dies vielleicht der einzige und letzte »Qualitätsbeweis« in dieser verworrenen Lage ist.
Die Mitgliedsverbände von World Boxing
(49 + 4 Mitgliedsverbände Stand 30.10.2024)
Europa (16 + 1):
- GB Boxing
- England
- Deutschland
- Schweden
- Niederlande
- Dänemark
- Finnland
- Tschechien
- Island
- Norwegen
- Wales
- Schottland
- Italien
- Andorra
- Belgien
- Litauen
- Schweiz*
Amerika (15):
- USA
- Brasilien
- Kanada
- Argentinien
- Honduras
- Panama
- Jamaika
- am. Jungferninseln
- Surinam
- Barbados
- Dominica
- Peru
- Cayman Islands
- Bahamas
- Ecuador
Ozeanien (5):
- Australien
- Neuseeland
- Franz.-Polynesien
- Tuvalu
- Fiji
Asien (11 + 2):
- Mongolei
- Philippinen
- Indien
- Singapur
- Südkorea
- Taiwan
- Pakistan
- Bhutan
- Kirgistan
- Thailand
- Irak
- Japan*
- Kasachstan*
Afrika (2 + 1):
- Nigeria
- Madagaskar
- Algerien*
*Beitrittsabsicht durch Nationalverbände öffentlich erklärt.