Ost­see-Cup 2023: Sil­ber und Bron­ze für die Kiez­kämp­fer in Cottbus

Turnier in Cottbus sah gute kämpferische Leistungen

Drei Boxer des FC St. Pau­li star­te­ten am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de beim 6. Ost­see-Cup in Cott­bus. Für das Tur­nier waren 176 Sport­le­rin­nen und Sport­ler aus 38 teil­neh­men­den Ver­ei­nen in die knapp 100.000 Einwohner*innen zäh­len­de Stadt in der Nie­der­lau­sitz gekommen.

Benannt nach einem künst­li­chen See

Wer sich jetzt wun­dert, war­um in der Nie­der­lau­sitz ein Ost­see-Cup aus­ge­tra­gen wird: Der Wett­be­werb ist nicht etwa nach dem bal­ti­schen Meer benannt, das von Cott­bus immer­hin rund 350 km ent­fernt ist, son­dern nach einem künst­li­chen See, der Res­te des Braun­koh­le­ta­ge­berg­baus auf­füllt und – wenn er fer­tig befüllt ist – mit 1900 Hekt­ar Was­ser­flä­che der größ­te künst­li­che See Deutsch­lands sein wird. Das win­ter­li­che Wet­ter und der Zeit­plan des Tur­niers spra­chen aber gegen eine Besich­ti­gung des wach­sen­den Sees. Statt­des­sen hat­ten sich Ced­ric Wal­ken­horst (Eli­te), Arash Ala­wod­din und Mus­ta­fa Hema­ti (bei­de U19) die tur­nier­üb­li­chen War­te­zei­ten vor dem Wie­gen und vor den jewei­li­gen Kampf­ein­sät­zen um die Ohren zu schlagen. 

Als ers­ter kam Mus­ta­fa Hema­ti (U19, bis 57 kg) zum Ein­satz. Die ein­ge­gan­ge­nen Mel­dun­gen in die­ser Alters- und Gewichts­klas­se mach­ten klar, dass er eine schwe­re Auf­ga­be zu lösen haben wür­de. Sei­ne bei­den Kon­kur­ren­ten in die­ser Tur­nier­grup­pe hat­ten mehr als sie­ben- bzw. vier­mal so vie­le Kämp­fe absol­viert wie unser Kiez­kämp­fer, der damit der Papier­la­ge nach ohne Zwei­fel als Under­dog gel­ten musste.

Mus­ta­fa Hema­ti kegelt Favo­ri­ten aus dem Turnier

In sei­nem Auf­takt­kampf traf er gleich auf den rin­ger­fah­rens­ten sei­ner bei­den Kon­tra­hen­ten. Für Muk­ha­med Bor­chash­vi­li vom KSSV Zwi­ckau war es der sech­zehn­te Kampf sei­ner Box­bio­gra­fie, für Mus­ta­fa erst der drit­te. Mus­ta­fa ging kon­zen­triert zur Sache, blieb meist klug in der lan­gen Distanz und wuss­te mit kon­se­quen­ter Vor­wärts­be­we­gung und hoher Akti­vi­tät den Raum für sich zu nut­zen. So zwang er sei­nen Geg­ner über wei­te Tei­le des Kamp­fes in die Rück­wärts­be­we­gung und an die Ring­sei­le. Dabei war es nicht nur eine blo­ße Kraft- oder Aus­dau­er­leis­tung, die ihm schluss­end­lich den Punkt­sieg ein­brach­te: Der Kiez­kämp­fer zeig­te dabei z.B. mit Ebe­nen­wech­seln auch tech­ni­sche Fines­sen. Nach der drit­ten Run­de und dem ver­kün­de­ten Punkt­sieg war klar, dass er sich mutig ins Fina­le geboxt hatte.

Arash mit Nie­der­la­ge im Auftaktkampf

Als zwei­ter Kiez­kämp­fer war Arash Ala­wod­din an der Rei­he (U19, bis 63,5 kg). Auch in sei­ner Tur­nier­grup­pe lagen die Erfah­rungs­vor­tei­le bei den Kon­tra­hen­ten, wenn­gleich nicht so extrem wie bei Mus­ta­fa. Damit war auch hier klar, dass kei­ne Geschen­ke ver­teilt wür­den, son­dern dass der Erfolg ein Stück weit auch erzwun­gen wer­den muss­te. Der Wech­sel in die Gewichts­klas­se bis 63,5 kg hat­te Arash etwas Kraft gekos­tet, so dass er in sei­nem Tur­nier­ein­stieg gegen Said Abu­s­aid aus Cott­bus die eige­nen Aktio­nen etwas zu sehr ver­wal­te­te. Damit gab er ein wenig zu oft die Initia­ti­ve aus der Hand und geriet statt­des­sen in die Rol­le des Reagie­ren­den. Die­sen Ein­druck moch­ten auch die Punktrichter*innen am Ende gehabt haben, die ihm nur den letz­ten Durch­gang zuspra­chen, aber die ers­ten bei­den Run­den an den Geg­ner gaben. Mit die­ser Nie­der­la­ge im Auf­takt­kampf soll­te es für Arash am Sonn­tag dann immer­hin noch um Platz drei oder vier gehen.

Nur ein Kurz­ein­satz für Cedric

Den Abschluss des ers­ten Tur­nier­ta­ges mach­te schließ­lich Ced­ric Wal­ken­horst, der gegen Fried­rich Bräu­ning vom Wiking Box­team Wol­gast antrat. Ein nur klei­ner Moment nach­las­sen­der Auf­merk­sam­keit setz­te dem Kampf ein jähes Ende: Nach einem Kopf­tref­fer wur­de Ced­ric ange­zählt, zeig­te sich anschlie­ßend zwar wie­der kampf­be­reit – aber eben noch nicht wie­der kom­plett kampf­fä­hig. Kurz nach Wie­der­auf­nah­me des Kamp­fes setz­te der Geg­ner zu einer zwei­ten Atta­cke an, die, obschon die­ses Mal zum Kör­per, Ced­ric dann doch zur fal­schen Zeit erwisch­te. Der Ring­rich­ter brach den Kampf dar­auf­hin ab, so dass es nur ein kur­zer Ein­satz des Kiez­kämp­fers war. Da sei­ne Tur­nier­grup­pe aus nur drei Sport­lern bestand, gab es in die­ser Gewichts­klas­se auch kei­nen Kampf mehr um den drit­ten Platz. Ced­ric trug die­se Nie­der­la­ge nach vor­an­ge­gan­ge­nen drei Sie­gen in Fol­ge mit Gelassenheit.

Am zwei­ten Tur­nier­tag soll­ten damit also noch Mus­ta­fa Hema­ti und Arash Ala­wod­din zu zwei­ten Ein­sät­zen im Ring kom­men: Mus­ta­fa in der Ent­schei­dung um Gold oder Sil­ber, Arash im Kampf um Bronze.

Arash Als­wod­din holt sich mit sei­nem Sieg am zwei­ten Tur­nier­tag Bronze.

Mus­ta­fa macht nächs­tem Favo­ri­ten das Leben schwer

Wie­der fiel Mus­ta­fa der Auf­takt zu. Er muss­te sich mit Ari­an Sahi­ti vom Ber­li­ner TSC ver­glei­chen, der durch Frei­los direkt schon im Fina­le stand. Für Ari­an war es zwar »erst« der zehn­te Kampf, aber von sei­nen neun zuvor bestrit­te­nen Gefech­ten hat­te er immer­hin sie­ben für sich ent­schei­den kön­nen – eine Kampf­bi­lanz, die durch­aus für kämp­fe­ri­sche Qua­li­tät spricht. Auch die­se Auf­ga­be ging Mus­ta­fa mutig an. Wie­der schaff­te er es, dies­mal dem Ber­li­ner die Rück­wärts­be­we­gung auf­zu­zwin­gen und Raum abzu­neh­men. Aus der Defen­si­ve wuss­te der sich aber bes­ser zu ver­tei­di­gen, so dass sich unter dem Strich eine sehr aus­ge­wo­ge­ne Aus­ein­an­der­set­zung ent­wi­ckel­te, deren Aus­gang bis zum Ende für offen gel­ten muss­te. So blieb es span­nend, wel­cher Arm nach dem Abschluss des drit­ten Durch­gangs durch den Ring­rich­ter geho­ben wer­den wür­de. Als es der Arm des Ber­li­ners war, ging das in Ord­nung. Ein guter Kampf war es allemal. 

Arash mit tak­ti­scher Umstel­lung zurück auf Siegerstraße

Nach der Ver­an­stal­tungs­pau­se war Arash an der Rei­he. In sei­ner Tur­nier­grup­pe aus vier Wett­kämp­fern war Bron­ze nur durch einen Sieg zu erkämp­fen. Sei­nen zwei­ten Kampf im Rah­men des Ost­see-Cups ging er nach der Nie­der­la­ge des Vor­tags daher mit einer geän­der­ten Tak­tik an. Von Beginn an mach­te er Druck, war viel im Vor­wärts­gang unter­wegs und über­zeug­te durch eine hohe Schlag­fre­quenz. Da er dies über alle drei Run­den auf­recht erhielt, ent­wi­ckel­te sich eine wach­sen­de Domi­nanz im Ring, die auch den Punktrichter*innen nicht ver­bor­gen blieb. Nach neun Minu­ten Kampf war es daher kei­ne gro­ße Über­ra­schung, dass das Urteil zuguns­ten des Kiez­kämp­fers aus­fiel, der sich nach einer tak­ti­schen Umstel­lung mit kämp­fe­ri­schen Herz und küh­lem Ver­stand auf einen Medail­len­platz vor­ge­boxt hatte.

Die Bilanz des Trai­ners Ralf Elfering:

Die Nie­der­la­ge von Ced­ric ist ärger­lich, aber im Boxen kön­nen Mil­li­se­kun­den ent­schei­den. Die zwei­te Angriffs­wel­le traf Ced­ric, als er noch nicht ganz wie­der her­ge­stellt war. Nur zehn Sekun­den spä­ter – und es hät­te anders lau­fen kön­nen. Inso­fern hat es der Geg­ner tak­tisch rich­tig gemacht. Mus­ta­fa ist in die­sem Tur­nier über sich selbst her­aus­ge­wach­sen. Sei­ne Geg­ner hat­ten ein viel­fa­ches sei­ner Erfah­rung, aber er hat ihnen im ers­ten Kampf einen Sieg abge­run­gen und in dem zwei­ten Kampf bis zuletzt um den Sieg mit­ge­boxt. Es wäre kei­ne Über­ra­schung gewe­sen, wenn er auch den zwei­ten Kampf noch für sich ent­schie­den hät­te. Cha­peau! Arash steck­te der Gewichts­klas­sen­wech­sel noch ein wenig in den Kno­chen. Aber nach der Nie­der­la­ge hat er mit der tak­ti­schen Umstel­lung sei­ne kämp­fe­ri­sche Varia­bi­li­tät und Intel­li­genz unter Beweis gestellt und sich im lau­fen­den Tur­nier zurück auf die Sie­ger­stra­ße geboxt. Det­lef Jentsch, dem BC Cott­bus und allen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern dan­ken wir für die per­fek­te Orga­ni­sa­ti­on des Turniers!

Die drei Kiez­kämp­fer in Cott­bus (v.l.nr.): Ced­ric Wal­ken­horst, Arash Ala­wod­din und Mus­ta­fa Hemati.

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: