Der Präsident des baden-württembergischen Landesverbandes Uwe Hamann formuliert grundsätzliche Kritik am Deutschen Boxsport-Verband (DBV). In einem Interview, das in mehreren Medien erschien, beklagt der Funktionär eine »unübersichtliche Finanzlage«, ein »Führungsdisaster« und »sportliche Erfolglosigkeit« im nationalen Sportfachverband des Olympischen Boxens.
Hamann beklagt eine unübersichtliche Finanzlage …
Niemand wisse, wie es eigentlich wirtschaftlich um den DBV bestellt sei. Man brauche jemanden, der in der Lage sei, »die wirtschaftliche Entwicklung des DBV anhand von Plangrößen und Kennzahlen zu managen«. Für 830 bundesdeutsche Boxvereine hätten die Landesverbände für die Jugendmeisterschaft zuletzt jeweils 50 EUR an den DBV abgeführt. »Was bitte passiert eigentlich mit dem Geld?«, fragt Hamann.
… und moniert die sportliche Erfolglosigkeit
Der DBV, sagt Hamann, habe »eine funktionierende erste und zweite Bundesliga« zunächst der WSB (World Series of Boxing – d.i. ein semiprofessioneller internationaler Mannschaftswettbewerb unter der Regie der AIBA, an dem der DBV in verschienden Anläufen teilgenommen hatte) und dann der APB »geopfert« (APB – d.i. der inzwischen eingestellte Versuch der AIBA, unter ihrem Dach auch Profiboxen zu etablieren).
Die Renaissance der Boxbundesliga mit neuen Teilnehmern wie den Hamburg Giants und Traktor Schwerin, so Hamann, sei einzig und allein den Vereinen zu verdanken. Nun müsse der DBV eine zweite Liga etablieren, an der sich Vereine auch mit geringeren Etats beteiligen könnten.
Der Präsident des baden-würrtembergischen Verbandes kritisiert außerdem, dass es nach dem Weggang von Dr. Michael Bastian statt eines neuen leitenden Bundestrainers nur noch einen Lenkungsausschuss gebe. Erfolgreiche Spitzensportverbände hätten hingegen erkannt, »dass man ab einem gewissen Punkt Verantwortung nicht mehr teilen kann, schon gar nicht in irgendwelchen Lenkungsausschüssen.«
Weiterhin beanstandet Hamann es als ein »Unding«, dass der DBV mit Zoltan Lunka einen seiner Trainer dafür abstelle, den Profi Vincent Feigenbutz vom Team Sauerland zu trainieren, statt dass der DBV-Coach Kaderathleten des Verbandes auf die Europameisterschaft vorbereiten könne. »Der DBV opfert den Erfolg seiner Amateure für den eines Profis«, fasst er zusammen. Auch wenn Feigenbutz für die nächsten Olympischen Spiele vorgesehen sei, ergebe es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn, ihn auf das Olympische Boxen einzustellen.
Hamann war 2017 gegen Kyas angetreten, aber unterlegen
Uwe Hamann war bis 2017 im Deutschen-Boxverband (DBV) als Vizepräsident für Verbandskommunikation tätig. Auf dem zurückliegenden DBV-Kongress im Oktober 2017 trat er gegen den amtierenden Präsidenten Jürgen Kyas zur Wahl an. Er unterlag in der Abstimmung jedoch mit 364 zu 482 Stimmen. Bei den Wahlen haben die Landesverbände entsprechend der Anzahl ihrer Mitgliedervereine unterschiedlich viele Stimmen.