Der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) hat nach dem Abschluss seines dreitägigen Qualifikationsturniers in der Sportschule Kienbaum (Brandenburg) in fast allen Gewichtsklassen die Entscheidungen getroffen, welche Boxerinnen und Boxer an dem europäischen Qualifikationsturnier vom 14. bis zum 24. März in London teilnehmen sollen. Auf diesem Turnier werden die europäischen Boxerinnen und Boxer um die begehrten Plätze für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 kämpfen.
An dem Turnier in Kienbaum nahmen 53 Sportlerinnen und Sportler teil. Die 21 Frauen boxten in den 5 olympischen Gewichtsklassen, die 32 Männer verglichen sich in den 8 olympischen Gewichtsklassen. Um ein aussagekräftiges Turnier auf die Beine stellen zu können, waren Boxerinen und Boxer vor allem aus der Ukraine, aber auch aus Irland und Rumänien in das olympische und paralympische Leistungszentrum östlich von Berlin eingeladen worden.
Die Ergebnisse
Die unten genannten Namen werden dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zur Meldung zum europäischen Qualifikationsturnier vorgeschlagen. Der DOSB ist zuständig, weil das IOC dem Weltverband des olympischen Boxens AIBA die Zuständigkeit für das Boxen in Tokio 2020 entzogen hatte. Die Qualifikationswege wie auch das olympische Boxturnier selbst liegen für die kommenden Spiele nicht in der Hand des Spitzensportverbandes, sondern in den Händen der olympischen Sportstruktur.
Qualifikation der Frauen | |
Gewichtsklasse | Name |
Fliegengewicht (bis 51 kg) | Ursula Gottlob (Landesverband Nordrhein-Westfalen) |
Federgewicht (bis 57 kg) | Ornella Wahner (Landesverband Mecklenburg-Vorpommern) |
Leichtgewicht (bis 60 kg) | Maya Kleinhans (Landesverband Baden-Württemberg) |
Weltergewicht (bis 69 kg) | Nadine Apetz (Landesverband Nordrhein-Westfalen) |
Mittelgewicht (bis 75 kg) | Irina Schönberger (Landesverband Baden-Württemberg) |
Qualifikation der Männer | |
Gewichtsklasse | Name |
Fliegengewicht (bis 52 kg) | Hamza Touba (Landesverband Nordrhein-Westfalen) |
Federgewicht (bis 57 kg) | Hamsat Shadalov (Landesverband Berlin) |
Halbweltergewicht (bis 63 kg) | Kastriot Sopa (Landesverband Baden-Württemberg) |
Weltergewicht (bis 69 kg) | Paul Wall (Landesverband Berlin) |
Mittelgewicht (bis 75 kg) | Silvio Schierle (Landesverband Thüringen) |
Halbschwergewicht (bis 81 kg) | wg. Verletzung noch nicht entschieden |
Schwergewicht (bis 91 kg) | Ammar Abbas Abduljabbar (Landesverband Hamburg) |
Superschwergewicht (über 91 kg) | Nelvie Tiafack (Landesverband Nordrhein-Westfalen) |
Bei den Männern gibt es in zwei Gewichtsklassen erst eine vorläufige beziehungsweise noch gar keine Entscheidung:
- Im Mittelgewicht (bis 75 kg) waren die Kämpfe derartig eng, dass über die Plätze 2 und 3 ggf. nach der Europaqualifikation noch einmal entschieden wird. Es besteht dann u.U. noch eine zweite Chance auf eine Qualifikation über das Weltqualifikationsturnier des IOC.
- Im Halbschwergewicht (bis 81 kg) war die Entscheidung verletzungsbedingt nicht möglich. Sie soll am 15.02. im Rahmen des Bundesligakampftags in Schwerin nachgeholt werden.
Experten-Teams trafen einstimmige Entscheidungen
Die einstimmigen Entscheidungen fielen in zwei sogenannten »Expert-Rating-Teams« (jeweils ein Team für die Boxerinnen bzw. Boxer). Die siebenköpfigen Teams bestehen aus Mitgliedern des DBV-Vorstands, den zuständigen Bundes- und Disziplintrainern und jeweils einem Vertreter der Athleten. Ein besonderes Gewicht hat dabei die Meinung des Cheftrainers Eddie Bolger, dessen Votum mit 2 statt mit nur 1 Stimme einfließt. Entscheidungsleitende Kriterien der Beurteilung waren
- der Leistungsstand im internationalen Vergleich,
- das technisch/taktische Verhalten/Dominanz,
- der konditionelle Leistungszustand und
- der Zustand der psychischen Wettkampfeigenschaften.
Das Turnier in Kienbaum und seine Ergebnisse waren bei den Entscheidungen der Experten-Teams jedoch nicht allein ausschlaggebend. Der nationale Qualifikationsweg (Link öffnet die Nominierungskriterien des DBV und DOSB in neuem Browserfenster) berücksichtigte auch vorangegangene Wettkampfhöhepunkte wie z.B. die Weltmeisterschaften in Russland, die Militärweltmeisterschaften in China sowie ein internationales Turnier in Finnland.
Der einzige Profi in Kienbaum konnte sich nicht qualizieren
Nach dem Willen des IOC sollen sich seit Rio 2016 auch Profiboxer für die Olympischen Spiele qualifizieren können. Dementsprechend war das Turnier in Kienbaum auch für interessierte Profis offen. Das Angebot stieß allerdings auf wenig Interesse. Mit Nico Förster stieg nur ein Profi in Kienbaum in den Ring, musste sich aber in allen Kämpfen seinen Kontrahenten aus dem olympischen Boxen geschlagen geben.
Die Kämpfe zum Nachschauen
Für das Qualifikationsturnier waren vor Ort keine Zuschauer zugelassen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit fanden die Kämpfe allerdings nicht statt: Über einen kostenpflichtigen Live-Stream konnten Interessierte das Turnier verfolgen. Nach dem Abschluss des Turniers sind die Aufzeichnungen inzwischen frei zugänglich. Sie sind auch so geschnitten, dass einzelne Kämpfe gesucht und betrachtet werden können (untenstehender Link öffnet neues Browserfenster):