IBA-WM der Frau­en: Alles ein paar Num­mern klei­ner als 2023 in Indien

Das Turnier ist etwa um ein Viertel geschrumpft

Am 9. März haben die IBA-Welt­meis­ter­schaf­ten der Frau­en im ser­bi­schen Niŝ begon­nen. Bis am 16. März in den 12 Gewichts­klas­sen der IBA die Ent­schei­dun­gen über Gold und Sil­ber fal­len, wer­den an sie­ben Wett­kampf­ta­gen (der 15. März ist ein Pau­sen­tag) in 21 Ver­an­stal­tun­gen vor­aus­sicht­lich 227 Wett­kampf­ent­schei­dun­gen fallen.

51 Natio­nal­ver­bän­de haben ins­ge­samt 239 Sport­le­rin­nen zum Tur­nier ent­sandt. Kasach­stan, Chi­na, Russ­land, Ser­bi­en, Tür­kei und Usbe­ki­stan haben in allen zwölf Gewichts­klas­sen der IBA ihre Boxe­rin­nen nach Ser­bi­en geschickt. Aus­tra­li­en, Bra­si­li­en, Kap Ver­de, Hai­ti, Mon­te­ne­gro, Nord-Maze­do­ni­en, Por­tu­gal, Schwe­den und Tune­si­en sind jeweils nur mit einer Ath­le­tin ver­tre­ten. Für die Mon­go­lei, die Nie­der­lan­de und Nige­ria sind klei­ne Teams mit dem Zusatz »IBA« gelis­tet. Es feh­len unter ande­rem die USA, Indi­en, Frank­reich, Ita­li­en, Groß­bri­tan­ni­en, Polen und die Ukraine. 

Erneut hat die IBA Preis­gel­der aus­ge­lobt. Es sol­len aus­be­zahlt werden:

  • Gold­me­dail­le: 100.000 US-Dollar
  • Sil­ber­me­dail­le: 50.000 US-Dollar
  • Bron­ze­me­dail­le: 25.000 US-Dollar
  • 5. Platz: 10.000 US-Dollar

WM wird mit Kopf­schutz durchgeführt

Die IBA hat­te vor gut einem Jahr die Abschaf­fung des Kopf­schut­zes für Frau­en dis­ku­tiert. Anschlie­ßend soll­ten in einer Pro­be­pha­se dazu Erfah­run­gen gesam­melt wer­den. Ent­spre­chend wur­de noch bei der Frau­en-Kon­ti­nen­tal­meis­ter­schaft der Asi­an Boxing Con­fe­de­ra­ti­on (ASBC, der IBA ange­schlos­sen) vor drei Mona­ten ohne Kopf­schutz geboxt. Bei die­ser WM wird aller­dings wie­der mit Kopf­schutz geboxt. 

Die Ange­le­gen­heit war Gegen­stand eines Trai­ner­fo­rums im Vor­feld des Tur­niers gewe­sen. Der Vor­sit­zen­de des IBA-Trai­ner-Komi­tees wird zitiert: »Im Trai­ner­ko­mi­tee hat­ten wir eine Sit­zung und kamen zu dem Schluss, dass es fai­rer wäre, den Trai­nern mehr Zeit zu geben, sich durch inter­na­tio­na­le Meis­ter­schaf­ten an die­se Ver­än­de­rung anzu­pas­sen, ohne das Risi­ko, poten­zi­el­le Welt- oder Kon­ti­nen­tal­ti­tel zu gefähr­den (…) Wir behal­ten den Kopf­schutz wäh­rend der Welt­meis­ter­schaf­ten bei und begin­nen danach mit einer 12-mona­ti­gen Daten­er­he­bung durch bestimm­te Tur­nie­re, bei denen Boxer ohne Kopf­schutz antre­ten kön­nen, um zu sehen, ob dies sinn­voll wäre.«

Die aktu­el­le Unüber­sicht­lich­keit im olym­pi­schen Boxen

Die Lage im Feld der Teil­neh­me­rin­nen – wenig ver­wun­der­lich – ist für Beob­ach­ter ins­ge­samt unübersichtlich:

  • Nicht weni­ge Natio­nal­ver­bän­de, die in den letz­ten Mona­ten World Boxing bei­getre­ten sind, haben ihre Mit­glied­schaft in der IBA vor­erst auf­recht erhal­ten. Sie sind also bei die­sem Tur­nier start­be­rech­tigt. Die gro­ßen Mann­schaf­ten von Kasach­stan und Usbe­ki­stan dürf­ten daher von jenen Natio­nal­ver­bän­den stam­men, die auch in World Boxing Mit­glied sind.
  • Die IBA hat in den letz­ten zwei Jah­ren die Grün­dung eini­ger neu­er »Natio­nal­ver­bän­de« initi­iert oder unter­stützt, die in den betref­fen­den Staa­ten den eta­blier­ten, also von ihrem jewei­li­gen Natio­na­len Olym­pi­schen Komi­tee (NOK) aner­kann­ten Natio­nal­ver­bän­den Kon­kur­renz machen sol­len. So star­ten bei der WM bei­spiels­wei­se auch zwei deut­sche Ath­le­tin­nen auf dem Ticket der GNBA. Die­se neu­en Ver­bän­de (nicht von ihrem NOK aner­kannt) sind meist nur mit klei­nen Teams bei dem Tur­nier ver­tre­ten und eher in einer Außen­sei­ter­rol­le. Die USA wer­den in der IBA zum Bei­spiel von einem neu gegrün­de­ten Zwerg­ver­band ver­tre­ten, der über­haupt nie­man­den nach Ser­bi­en schi­cken konnte.
  • Die IBA hat­te in der Ver­gan­gen­heit auch schon Ath­le­ten ohne jeden Ver­bands­hin­ter­grund eine Teil­nah­me an Welt­meis­ter­schaf­ten ermög­licht. Sie star­te­ten den­noch mit den bekann­ten olym­pi­schen Län­der­kür­zeln auf dem Rücken der Tri­kots – und erweck­ten auf die­sem Weg den Ein­druck, das jewei­li­ge Land »offi­zi­ell« im Tur­nier zu vertreten.

Das Tur­nier ist um ein Vier­tel geschrumpft

Inter­es­sant und auf­schluss­reich ist der Ver­gleich mit der letz­ten WM der Frau­en 2023 in Neu Delhi (Indi­en). Die aktu­el­le Aus­ga­be des Tur­niers ist trotz der aus­ge­lob­ten Preis­gel­der merk­lich geschrumpft:

  • 2023 nah­men 324 Sport­le­rin­nen teil. 2025 in Ser­bi­en sind es hin­ge­gen nur 239 Ath­le­tin­nen – ein Rück­gang um gut 26 Prozent.
  • 2023 waren 65 Natio­nal­ver­bän­de im Tur­nier ver­tre­ten. 2025 sind es nur noch 51 Ver­bän­de – ein Rück­gang um gut 21 Prozent.

Mit Aus­nah­me der WM im Jahr 2019, bei der nur 224 Boxe­rin­nen antra­ten, waren zuletzt 2008 weni­ger Ath­le­tin­nen betei­ligt (218).

In dem Rück­gang spie­gelt sich die Lage im olym­pi­schen Box­sport wider: Die IBA hat ihre olym­pi­sche Per­spek­ti­ve inzwi­schen unwi­der­ruf­lich ver­lo­ren, wäh­rend World Boxing sich über die vor­läu­fi­ge Aner­ken­nung durch das Inter­na­tio­na­le Olym­pi­sche Komi­tee (IOC) freu­en kann. Daher ist zu ver­mu­ten, dass die Ten­denz anhal­ten wird. 

Dazu kommt: Die natio­na­len Box­ver­bän­de ste­hen unter dem Druck ihrer jewei­li­gen Natio­na­len Olym­pi­schen Komi­tees (NOKs), nicht nur World Boxing bei­zu­tre­ten, son­dern dar­über hin­aus auch ihre Ver­bin­dun­gen zur IBA zu kappen.

Mit der erwart­ba­ren end­gül­ti­gen Aner­ken­nung von World Boxing dürf­te der Weg der Olym­pia­qua­li­fi­ka­ti­on für Los Ange­les 2028 in den Hän­den des neu­en Welt­ver­ban­des lie­gen. Spä­tes­tens wenn auf WB-Tur­nie­ren für 2028 Punk­te zu sam­meln sein soll­ten, wer­den sich die Natio­nal­ver­bän­de ent­schei­den müssen.


Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen (Links öff­nen neue Fenster):

Die Spon­so­ren der Box­ab­tei­lung des FC St. Pauli: