Aus Hamburg wurde am 14. August die Gründung eines neuen Boxverbandes bekannt. In einer dazu verfassten und versendeten Presseerklärung werden als 1. Vorsitzende des neuen Verbandes Nele Rades-Walther und als deren Stellvertreterin Frau Sabine Meyer benannt. Weitere Personen oder Vereine als Funktionäre oder Gründungsmitglieder des neuen Verbandes wurden nicht bekannt.
Frau Nele Rades-Walther war früher Rechtswartin im »Hamburger Amateurboxverband« (HABV) gewesen, dem alteingesessenen Verband, der den Boxsport aus der Hansestadt im Deutschen Boxsport-Verband (DBV) vertritt. Frau Sabine Meyer war im HABV früher als Kampfrichterin tätig.
Missbrauchsvorwurf als Auslöser
Die Gründung des neuen »Hamburger Boxverbandes« wird in der Presseerklärung als auch in der begleitenden Mail mit Vorfällen begründet, die den »Hamburger Amateurboxverband« (HABV) in den zurück liegenden Jahren massiv belastet hatten.
Im Raum stand seinerzeit der Vorwurf, ein seit 2016 in Hamburg tätiger Trainer habe in seinem vorherigen Wirkungsbereich eine bei ihm trainierende, damals noch 17-jährige Sportlerin missbraucht. Der betroffene Trainer bestreitet die Vorwürfe. Die Angelegenheit und der Umgang mit ihr sorgten für bundesweite Aufmerksamkeit.
Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen führten in dieser Sache jedoch zu keiner Anklageerhebung. Ein Widerspruch gegen die Einstellung der Ermittlungen bewirkte die Wiederaufnahme der Untersuchungen durch die vorgesetzte Staatsanwaltschaft. Doch auch dieses zweite Ermittlungsverfahren wurde eingestellt, ohne dass es zu einer Anklage kam. Offenbar sahen die ermittelnden Behörden auch im zweiten Anlauf keinen hinreichenden Anhaltspunkt für eine Straftat.
Eskalation des Konflikts
Der Konflikt im HABV eskalierte indes schnell: Die entfachte Dynamik, die nach Auffassung mancher Beobachter auch durch sportliche Rivalitäten und verbandspolitische Konfliktthemen zusätzlich befeuert wurde, führte zu starken Fraktionierungen innerhalb des Hamburger Amateurboxverbandes. Es kam zu Rücktritten und Ausschlüssen.
Im Konflikt wurde mit harten Bandagen gekämpft: Es war von handfesten Anfeindungen und Bedrohungen im Zuge des eskalierendes Streits zu hören gewesen. Eine Handvoll Vereine, die zum Teil schon lange Zeit Mitglied des HABV waren, wechselten schlussendlich zu einem anderen Landesverband.
Neuer Verband strebt Ablösung des HABV an
Der nun neu gegründete Verband strebt an, sowohl durch die Stadt Hamburg als auch durch den Deutschen Boxsport-Verband (DBV) anerkannt zu werden.
In der versendeten Presseerklärung bedankt er sich »ausdrücklich beim Hamburger Sportamt und der Innenbehörde für die Ermutigung den jetzigen Schritt zu gehen.« Er appelliert darüber hinaus »an die Hamburger Politik, die Nutzung städtischer Immobilien durch Organisationen wie den HABV jetzt umgehend zu unterbinden und uns dem Boxverband Hamburg, die Boxsporthalle der Stadt am Braamkamp zur Verfügung zu stellen.«
Den Deutschen Boxsport-Verband (DBV) und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) möchte der neue Verband ermutigen, »entschlossen gegen die Verantwortlichen in Hamburg vorzugehen und den HABV aus ihrem jeweiligen Verband auszuschließen.« Zugleich stellt er den Antrag, »als Landesverband anstelle des auszuschließenden Amateurverbandes HABV in den DBV aufgenommen zu werden, sobald die rechtlichen Rahmenbedingungen vollständig vorliegen.«