Mitte März hatten Bund und Länder massive Einschränkungen in öffentlichen, wirtschaftlichen und privaten Bereichen beschlossen, um die zuletzt rasant zunehmende Ausbreitung der Corona-Infektionen in Deutschland einzudämmen. Nach etwa vier Wochen wurde sichtbar, dass die Maßnahmen Wirkungen zeigten. Wichtige epidemiologische Kennzahlen wie etwa die Reproduktionszahl entwickelten sich zuletzt in günstige Richtungen.
Bund und Länder erlauben vorsichtige Lockerungen
Vor diesem Hintergrund beschlossen die Bundes- und die Länderregierungen am 15. April erste vorsichtige Lockerungen der strikten Maßnahmen. Kernpunkte sind, dass auch nicht versorgungsnotwendige Geschäfte unter 800 Quadratmeter Verkaufsfläche unter Beachtung hygienischer Aspekte ab dem 20. April wieder öffnen können, und dass es eine Perspektive für eine eingeschränkte Wiederaufnahme des Schulbetriebes gibt.
Abstandsgebote und Einschränkungen bei Begegnungen bleiben in Kraft
Trotz der behutsamen Lockerungen gelten jedoch nachwievor massive Einschränkungen bzw. Auflagen:
- Kontaktreduzierung:
Man darf höchstens mit einer Person zusammen oder unterwegs sein, die nicht zum eigenen Hausstand gehört. - Abstandsgebot:
Dabei muss überdies ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Personen eingehalten werden. - Großveranstaltungen:
Großveranstaltungen bleiben mindestens bis zum 31. August verboten. Was dazu zählt, werden die Bundesländer spezifizieren. - Schutzmasken:
Im öffentlichen Raum (z.B. Öffentlicher Personennahverkehr, Supermärkte etc.) werden Schutzmasken dringend empfohlen.
Von einer Rückkehr zur Normalität ist das private, öffentliche und wirtschaftliche Leben also trotz der Lockerungen noch weit entfernt.
DOSB veröffentlicht Positionspapier
Vor dem Hintergrund der absehbaren bzw. erhofften Lockerungen veröffentlichte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 14. April (also einen Tag vor der Verkündung erster Lockerungen durch Bund und Länder) ein Positionspapier (Link öffnet die PDF in neuem Fenster), in dem der Dachverband des Sports in Deutschland eine Roadmap zur »behutsamen Wiederaufnahme gemeinsamer sportlicher Aktivitäten« nach dem Ende der aktuellen Kontakteinschränkungen skizziert. Er sei von der Politik aufgefordert gewesen, »rechtzeitig und vorausschauend konkrete Vorschläge zu einem angepassten Sporttreiben vorzulegen.«
DOSB: Mögliche Rahmenbedingungen für gemeinsamen Sport
Im Rahmen des Positionspapiers werden 10 sogenannte »Leitplanken« formuliert, die aus Sicht des DOSB einen möglichen Weg zurück zum Vereinssport vorgeben könnten:
- Distanzregeln einhalten
- Körperkontakte auf das Minimum reduzieren
- Freiluftaktivitäten präferieren
- Hygieneregeln einhalten
- Umkleiden und Duschen zu Hause
- Fahrgemeinschaften vorübergehend aussetzen
- Veranstaltungen wie Mitgliederversammlungen und Feste unterlassen
- Trainingsgruppen verkleinern
- Angehörige von Risikogruppen besonders schützen
- Risiken in allen Bereichen minimieren
DOSB kündigt Gespräche mit den Sportfachverbänden an
Der DOSB kündigte einen Tag nach den am 15. April durch Bund und Länder beschlossenen ersten vorsichtigen Lockerungen an, auf der Grundlage der zehn generellen Leitplanken für das Sporttreiben in Corona-Zeiten (s.o.) mit den Spitzenverbänden sportartspezifische Übergangs-Regeln zu entwickeln, um einen an die Situation angepassten Sport- und Trainingsbetrieb zu ermöglichen (Wortlaut der Erklärung hier, Link öffnet die Erklärung in neuem Fenster). Der Präsident des DOSB, Alfons Hörmann:
Wie wertvoll der Sport in unserem Leben ist und wie stark der Verzicht darauf schmerzt, erleben und spüren wir alle von Tag zu Tag deutlicher. Daher werden wir seitens des DOSB den offenen Dialog mit der Politik konsequent fortsetzen. Wir wollen uns für eine verantwortungsbewusste Öffnung der Sportanlagen einsetzen, weil unser Land damit zum richtigen und wichtigen Zeitpunkt organisierte Beweglichkeit erfahren kann.
Kommentar von Ralf Elfering
Zukunft mit Herausforderungen
Der DOSB kündigt an, mit den Spitzenverbänden im Rahmen der sogenannten »Leitplanken« über sportartspezifische Übergangs-Regeln sprechen zu wollen.
Das Ziel ist ein auf die jeweiligen Sportarten angepasster schrittweiser, verantwortungsvoller Wiedereinstieg in den Trainings- und Wettkampfbetrieb. Wohlgemerkt: Ein solcher schrittweiser, vorsichtiger Übergang ist nach Auffassung des DOSB erst möglich, wenn die aktuell noch geltenden Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden.
Die meisten Fachleute scheinen aktuell allerdings davon auszugehen, dass das öffentliche Leben erst zur vollständigen Normalität zurückkehren kann, wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht. Der ist nach verbreiteter Auffassung jedoch wohl nicht vor Frühjahr 2021 zu erwarten.
Bis dahin, so ist zu hören, müssten auch bei besten Verläufen der Pandemie gewisse Einschränkungen hingenommen werden, um die Gefahr erneuter Ausbrüche gering zu halten. Sollten solche Ausbrüche dennoch beobachtet werden, sind Rücknahmen der Lockerungen erforderlich – im besten Fall genauer dosiert als jetzt in den Wochen des landesweiten Lockdowns.
Der Blick auf die erwähnten »Leitplanken« macht klar, dass es für den Boxsport nicht leicht werden könnte. Zumindest nicht in der uns vertrauten Form. Direkt die ersten drei Punkte der zehn »Leitplanken« (Distanz, Körperkontakt und Freiluft) können wir im – zumindest gewohnten – Trainings- und Wettkampfbetrieb nicht gewährleisten.
Andere Sportarten werden es vermutlich leichter haben, auf der skizzierten Roadmap in den gemeinsamen Sport zurückzukehren. An erster Stelle fallen einem Sportarten wie etwa Tennis ein, das in der Regel unter freiem Himmel und mit großer Distanz ausgeübt wird. Auch Beachvolleyballer und Leichtathleten dürften zum Beispiel mit den Leitplanken einigermaßen klarkommen.
So, wie es im Moment aussieht, muss die Gemeinschaft der Kampfsportarten gute Ideen entwickeln. Es bleibt möglicherweise mehr Zeit als gedacht, sich um Kondition zu kümmern oder (in einem nächsten Schritt auf einer sportartspezifischen Roadmap) am Gerät Technik zu verbessern.
1 Trackback / Pingback
Kommentare sind deaktiviert.