Die 33. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit begannen am 26. Juli mit der Eröffnungszeremonie an und auf der Seine und endeten am 11. August mit der Abschlussfeier im Pariser Stade de France. Seitdem das Olympische Feuer in Paris erloschen ist, ist also nun einige Zeit vergangen. Aus der Distanz wollen wir einen Rückblick auf das olympische Boxturnier wagen.
10.764 Sportler*innen gewannen 1039 Medaillen
Die Olympischen Spiele sind ein Großereignis von globaler Dimension: 10.764 Athlet*innen aus 204 Nationen nahmen an den Wettbewerben teil. In den 48 Disziplinen der 32 beteiligten Sportarten wurden insgesamt 328 Gold‑, 327 Silber- und 384 Bronzemedaillen verliehen – zusammengerechnet gab es in Paris also 1039 mal Edelmetall zu gewinnen.
Die Teilnehmenden verteilten sich wie in dem unten stehenden Diagramm aufgeschlüsselt auf die fünf »olympischen Kontinente« (Australien, Neuseeland und die pazifischen Inseln bilden Ozeanien) sowie zwei kleinen Teams von Geflüchteten (37 Teilnehmende) und individuell startenden Athlet*innen (32 Personen).
Einschränkungen für Russen und Belarussen
Vor dem Hintergrund des andauernden Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine waren russische und belarussische Sportler*innen nur unter Einschränkungen zugelassen: Sie durften nicht in Mannschaftswettbewerben starten und auch keine nationalen Symbole verwenden.
Unter diesen Voraussetzungen verzichtete der russische und belarussische Sport auf eine zentral koordinierte Teilnahme an den Olympischen Spielen: Lediglich 15 russische und 17 belarussische Sportler*innen kamen nach Paris. Sie bildeten das 32-köpfigen Team der individuell startenden Athlet*innen.
Die weitgehende Abwesenheit vor allem russischer Athlet*innen dürfte in Paris in so manchen Wettbewerben den Weg zu den Medaillenplätzen etwas vereinfacht haben: Russische Athlet*innen belegten in Tokyo immerhin den 5. Platz im Medaillenspiegel.
IOC richtete das Boxturnier zum zweiten Mal selbst aus
Das olympische Boxturnier in Paris 2024 fand – wie schon das Turnier 2021 in Tokyo – zum zweiten Mal unter der Zuständigkeit des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) statt. Dies schloss erneut auch die vorgeschalteten fünf kontinentalen und zwei weltweiten Qualifikationswettbewerbe mit ein.
Hierfür hatte das IOC eigens eine »Paris Boxing Unit« gegründet. Dass das IOC selbst die sportfachliche und organisatorische Verantwortung für eine olympische Sportart übernimmt, ist einzigartig. Grund hierfür sind die langjährigen und eskalierenden Streitigkeiten zwischen dem IOC und dem früheren Weltverband des olympischen Boxens IBA (ehemals AIBA).
Der Konflikt führte 2019 zu einer vorläufigen und 2023 schließlich endgültigen Aberkennung des Verbandes. Um den Boxsport dennoch im olympischen Programm halten zu können, sprang das IOC nun erneut selbst als Ausrichter des Boxturniers ein.
Die kontinentalen Qualifikationsturniere richtete das IOC dieses Mal jedoch nicht selbst aus, sondern hob (was den Boxsport angeht) die kontinentalen Multisportevents in den Rang von Qualifikationswettbewerben. Die »Paris Boxing Unit« des IOC behielt hier aber die Verantwortung und Aufsicht.
248 Teilnehmende in 7 Gewichtsklassen der Männer und 6 Gewichtsklassen der Frauen
In fünf kontinentalen Turnieren und zwei nachfolgenden Weltturnieren qualifizierten sich insgesamt 248 Boxerinnen und Boxer aus 69 Nationen für Paris. Aus den oben bereits genannten Gründen waren russische und belarussische Athlet*innen jedoch nicht dabei.
Ein Dopingverstoß beim europäischen Qualifikationsturnier führte zu der nachträglichen Disqualifikation eines türkischen Boxers. Seinen Platz nahm als kurzfristig berufener Nachrücker der deutsche Boxer Magomed Schachidov ein.
Nachdem Frauen überhaupt erst 2012 in London bei den Olympischen Spielen boxen durften, waren die Startplätze nunmehr zwischen Männern und Frauen gleich verteilt: 124 Frauen und 124 Männer traten in der französischen Hauptstadt im Boxturnier an.
Allerdings boxten die Männer in sieben Gewichtsklassen, die Frauen hingegen nur in sechs Kategorien. Dadurch fielen bei den Frauen einige Turniergruppen größer aus als bei den Männern – mit der Folge, dass dort die Wege zu Medaillenplätzen je nach Losglück einen Kampf länger sein konnten.
Die größten Teams konnten Australien (12 TN: 6 Männer, 6 Frauen), Usbekistan (11 TN: 7 Männer, 4 Frauen), Brasilien (10 TN: 5 Männer, 5 Frauen), Irland (10 TN: 6 Frauen, 4 Männer) und Kasachstan (10 TN: 7 Männer, 3 Frauen) nach Paris schicken.
Mit jeweils nur einer Person nahmen Armenien, Kroatien, Dänemark, Finnland, Haiti, Kirgistan, Kosovo, Mali, Montenegro, die Niederlande, Panama, Palästina, Papa Neuguinea, Rumänien, Samoa, die Slowakei, Tonga und Tunesien teil.
Besondere Vorkommnisse im Turnier
Drei besondere Vorkommnisse machten kurzfristige Änderungen im Ablauf des olympischen Boxturniers erforderlich:
- Das äthiopische Team konnte für seinen Boxer Fikremariam Yadesa Leta bei der Akkreditierung nicht alle erforderlichen Dokumente vorlegen. Der Athlet wurde daher nicht zum Turnier zugelassen. In der Gewichtsklasse bis 57 kg verringerte sich die Zahl der Teilnehmer dadurch von 18 auf 17 Boxer.
- Die nigerianische Boxerin Cynthia Temitayo Ogunsemilore (–60 kg) wurde (noch bevor sie ihren ersten Kampf bestreiten konnte) positiv auf eine verbotene Substanz getestet und disqualifiziert. Hierdurch konnte die Taiwanesin Shih Yi Wu kampflos ins Viertelfinale vorrücken und benötigte bis zum späteren Gewinn der Bronzemedaille nur einen statt zwei Siege.
- Die ägyptische Boxerin Yomna Ayyad überschritt in der Gewichtsklasse bis 54 kg vor ihrem Turniereinstieg das Gewichtslimit um 700 g und verlor daher ihren Auftaktkampf ohne einen Einsatz im Ring durch WO (Walk Over – Nicht Antreten).
Fast ausschließlich Punktentscheidungen
Bis in allen Gewichtsklassen alle Medaillen vergeben waren, mussten in Paris an 14 Wettkampftagen und in 28 Veranstaltungen 235 Wettkampfentscheidungen gefällt werden. Dabei kamen 40 Kampfrichter*innen aus 31 Nationen zum Einsatz, darunter die beiden Deutschen Holger Kußmaul und Susan Köpke.
Bei der Ermittlung der Wettkampfentscheidungen waren in Paris vor allem die Punktrichter*innen gefragt: Bei den Männern fiel in 98,29 % der Fälle eine Punktentscheidung, bei den Frauen waren es 97,46 %.
Bei den Männern kam es jeweils in einem Fall zu einem RSC und KO. Bei den Frauen sind neben den ganz überwiegenden Punkturteilen jeweils noch ein WO (Walk Over, also Nichtantreten), eine Disqualifikation (DSQ) und eine Aufgabe (ABD) zu verzeichnen. (Zu den Hintergründen des Walk Over und der Disqualifikation siehe oben.)
Die Medaillengewinner und ‑gewinnerinnen
Männer | |||
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-51 kg | Gold | Hasanboy Dusmatov | Usbekistan |
Silber | Billal Bennama | Frankreich | |
Bronze | David de Pina | Kap Verde | |
Bronze | Yunior Alcantara Reyes | Dominik. Republik | |
- 57 kg | Gold | Abdumalik Khalokov | Usbekistan |
Silber | Munarbek Seiitbek Uulu | Kirgistan | |
Bronze | Charlie Senior | Australien | |
Bronze | Javier Ibanes Diaz | Bulgarien | |
-63,5 kg | Gold | Erislandy Alvarez Borges | Kuba |
Silber | Sofiane Oumiha | Frankreich | |
Bronze | Lasha Guruli | Georgien | |
Bronze | Wyatt Sanford | Kanada | |
-71 kg | Gold | Asadkhuja Muydinkhujaev | Usbekistan |
Silber | Marco Alonso Verde Alvarez | Mexiko | |
Bronze | Omari Jones | USA | |
Bronze | Lewis Richardson | Großbritannien | |
-80 kg | Gold | Oleksandr Khyzhniak | Ukraine |
Silber | Nurbek Oralbay | Kasachstan | |
Bronze | Arlen Lopez Cardona | Kuba | |
Bronze | Javier Christian Pinales | Dominik. Republik | |
-92 kg | Gold | Lazizbek Mullojonov | Usbekistan |
Silber | Loren Berto Alfonso Dominguez | Aserbaidschan | |
Bronze | Davlat Boltaev | Tadschikistan | |
Bronze | Enmanuel Reyes Pla | Spanien | |
+92 kg | Gold | Bakhodir Jalolov | Usbekistan |
Silber | Ayoub Ghadfa Drissi El Aissaoui | Spanien | |
Bronze | Nelvie Raman Tiafack | Deutschland | |
Bronze | Djamili-Dini Aboudou Moindze | Frankreich | |
Frauen | |||
-50 kg | Gold | Yu Wu | China |
Silber | Buse Naz Cakiroglu | Türkei | |
Bronze | Nazym Kyzaibay | Kasachstan | |
Bronze | Aira Villegas | Philippinen | |
-54 kg | Gold | Yuan Chang | China |
Silber | Hatice Akbas | Türkei | |
Bronze | Cholmi Pang | Nordkorea | |
Bronze | Aeji Im | Südkorea | |
-57 kg | Gold | Yu Ting Lin | Taiwan |
Silber | Julia Szeremeta | Polen | |
Bronze | Esra Yildiz Kahraman | Türkei | |
Bronze | Nesthy Petecio | Philippinen | |
-60 kg | Gold | Kellie Harrington | Irland |
Silber | Wenlu Yang | China | |
Bronze | Beatriz Iasmin Soares Ferreira | Brasilien | |
Bronze | Shih Yi Wu | Taiwan | |
-66 kg | Gold | Imane Khelif | Algerien |
Silber | Liu Yang | China | |
Bronze | Janjaem Suwannapheng | Thailand | |
Bronze | Nien Chin Chen | Taiwan | |
-75 kg | Gold | Qian Li | China |
Silber | Atheyna Bibeichi Bylon | Panama | |
Bronze | Caitlin Parker | Australien | |
Bronze | Cindy Winner Djankeu Ngamba | IOC Ref. Team |
Medaillenspiegel
Die Medaillenspiegel sind bei sportlichen Wettbewerben in der Regel das Maß aller Dinge. Das in ihnen erzielte Ranking gilt weithin als der ausschlaggebende Erfolgsnachweis. Vielerorts hängen staatliche Unterstützungen von den Platzierungen im Medaillenspiegel ab.
Dazu muss man jedoch wissen: Medaillenspiegel gewichten Goldmedaillen unverhältnismäßig stark. Silber- und Bronzemedaillen fließen überhaupt nur dann ein, wenn Nationen bei Goldmedaillen einen Gleichstand haben oder gar keine Goldmedaillen gewinnen konnten.
Gesamt | Männer | Frauen | |||||||||||
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Platz | Land | G | S | B | T | G | S | B | T | G | S | B | T |
1 | Usbekistan | 5 | 5 | 5 | 5 | ||||||||
2 | China | 3 | 2 | 5 | 3 | 2 | 5 | ||||||
3 | Taiwan | 1 | 2 | 3 | 1 | 2 | 3 | ||||||
4 | Kuba | 1 | 1 | 2 | 1 | 1 | 2 | ||||||
5 | Algerien | 1 | 1 | 1 | |||||||||
5 | Irland | 1 | 1 | 1 | |||||||||
5 | Ukraine | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
8 | Frankreich | 2 | 1 | 3 | 2 | 1 | 3 | ||||||
8 | Türkei | 2 | 1 | 3 | 0 | 2 | 1 | 3 | |||||
10 | Spanien | 1 | 1 | 2 | 1 | 1 | 2 | ||||||
Gesamt | Männer | Frauen | |||||||||||
Platz | Land | G | S | B | T | G | S | B | T | G | S | B | T |
10 | Kasachstan | 1 | 1 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | |||||
12 | Aserbaidschan | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
12 | Kirgistan | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
12 | Mexiko | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
12 | Panama | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
12 | Polen | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
17 | Australien | 2 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||
17 | Dominik. Rep. | 2 | 2 | 2 | 2 | ||||||||
17 | Philippinen | 2 | 2 | 2 | 2 | ||||||||
20 | Brasilien | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
Gesamt | Männer | Frauen | |||||||||||
Platz | Land | G | S | B | T | G | S | B | T | G | S | B | T |
20 | Bulgarien | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Kanada | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Kap Verde | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | IOC Ref. Team | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Großbritannien | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Georgien | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Deutschland | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Südkorea | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Nordkorea | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Thailand | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | Tadshikistan | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
20 | USA | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||
Summen: | 13 | 13 | 26 | 52 | 7 | 7 | 14 | 28 | 6 | 6 | 12 | 24 |
Nationenwertung
Einen detaillierteren Blick auf die sportliche Qualität der Teams bietet die Nationenwertung. In ihr werden für jeden Sieg eines Teams Punkte vergeben:
- Sieg in einem Vorrundenkampf = 1 Punkt
- Sieg in einem Halbfinalkampf = 2 Punkte
- Sieg in einem Finalkampf = 3 Punkte
(Als Vorrundenkämpfe zählen in dieser Wertung die Kämpfe aller Turnierrunden bis einschließlich des Viertelfinales.)
Der Vorteil dieser Wertung: Erfolge in den Vorrunden fließen in das Ranking ein. Ebenso die längeren Wege im Turnier bei größeren Turniergruppen. Ein Team, das eine ganze Reihe von Boxer*innen mit Viertelfinalerfolgen aufzuweisen hat, würde im Medaillenspiegel leer ausgehen, hätte in der Nationenwertung immerhin jedoch so einige Punkte sammeln können.
Zwei weitere Auswertungskategorien der Nationenwertung sind die Berechnung von »Punkten je Boxer*in« und »Kämpfen je Boxer*in«. In ihnen drückt sich gewissermaßen die Effizienz bzw. die durchschnittliche individuelle Qualität der Boxer*innen aus. Teams, deren Teilnehmer*innen im Turnier weit kommen, werden hier hohe Werte erreichen und gute Plätze belegen.
Allerdings bevorteilen diese beiden Auswertungen kleine, aber erfolgreiche Teams sehr stark. Ein einziges Ausnahmetalent in einem kleinen Team kann hier bereits für einen Spitzenplatz sorgen.
Siege verteilt auf | ||||||||||
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Platz | Land | Boxer | Vorrd. | H‑Fin | Fin | N | K | K/Boxer | Pkt | Pkt/Boxer |
1 | Usbekistan | 11 | 15 | 5 | 5 | 6 | 31 | 2,8 | 40 | 3,6 |
2 | China | 8 | 12 | 5 | 3 | 5 | 25 | 3,1 | 31 | 3,9 |
3 | Taiwan | 6 | 9 | 1 | 1 | 5 | 16 | 2,7 | 14 | 2,3 |
4 | Türkei | 7 | 10 | 2 | 7 | 19 | 2,7 | 14 | 2,0 | |
5 | Frankreich | 8 | 9 | 2 | 8 | 19 | 2,4 | 13 | 1,6 | |
6 | Kuba | 5 | 6 | 1 | 1 | 4 | 12 | 2,4 | 11 | 2,2 |
7 | Kasachstan | 10 | 9 | 1 | 10 | 20 | 2,0 | 11 | 1,1 | |
8 | Irland | 10 | 3 | 1 | 1 | 9 | 14 | 1,4 | 8 | 0,8 |
9 | Spanien | 6 | 6 | 1 | 6 | 13 | 2,2 | 8 | 1,3 | |
10 | Algerien | 5 | 2 | 1 | 1 | 4 | 8 | 1,6 | 7 | 1,4 |
Siege verteilt auf | ||||||||||
Platz | Land | Boxer | Vorrd. | H‑Fin | Fin | N | K | K/Boxer | Pkt | Pkt/Boxer |
10 | Ukraine | 3 | 2 | 1 | 1 | 2 | 6 | 2,0 | 7 | 2,3 |
12 | Polen | 5 | 5 | 1 | 5 | 11 | 2,2 | 7 | 1,4 | |
13 | Philippinen | 5 | 7 | 5 | 12 | 2,4 | 7 | 1,4 | ||
14 | Bulgarien | 5 | 7 | 5 | 12 | 2,4 | 7 | 1,4 | ||
15 | USA | 8 | 6 | 8 | 14 | 1,8 | 6 | 0,8 | ||
16 | Aserbaidschan | 5 | 3 | 1 | 5 | 9 | 1,8 | 5 | 1,0 | |
16 | Mexiko | 4 | 3 | 1 | 4 | 8 | 2,0 | 5 | 1,3 | |
18 | Australien | 12 | 5 | 12 | 17 | 1,4 | 5 | 1,4 | ||
18 | Dominik. Rep. | 3 | 5 | 3 | 8 | 2,7 | 5 | 1,7 | ||
20 | Brasilien | 10 | 5 | 10 | 15 | 1,5 | 5 | 0,5 | ||
Siege verteilt auf | ||||||||||
Platz | Land | Boxer | Vorrd. | H‑Fin | Fin | N | K | K/Boxer | Pkt | Pkt/Boxer |
20 | Thailand | 8 | 5 | 8 | 13 | 1,6 | 5 | 0,6 | ||
22 | Kirgistan | 1 | 2 | 1 | 1 | 4 | 4,0 | 4 | 4,0 | |
22 | Panama | 1 | 2 | 1 | 1 | 4 | 4,0 | 4 | 4,0 | |
24 | Kolumbien | 5 | 4 | 5 | 9 | 1,8 | 4 | 0,8 | ||
24 | Indien | 6 | 4 | 6 | 10 | 1,7 | 4 | 0,7 | ||
26 | Ecuador | 3 | 3 | 3 | 6 | 2,0 | 3 | 1,0 | ||
26 | Ungarn | 3 | 3 | 3 | 6 | 2,0 | 3 | 1,0 | ||
26 | Jordanien | 3 | 3 | 3 | 6 | 2,0 | 3 | 1,0 | ||
29 | Kanada | 2 | 2 | 2 | 4 | 2,0 | 2 | 1,0 | ||
Siege verteilt auf | ||||||||||
Platz | Land | Boxer | Vorrd. | H‑Fin | Fin | N | K | K/Boxer | Pkt | Pkt/Boxer |
29 | Kap Verde | 2 | 2 | 2 | 4 | 2,0 | 2 | 1,0 | ||
29 | IOC Ref. Team | 2 | 2 | 2 | 4 | 2,0 | 2 | 1,0 | ||
29 | Großbritannien | 6 | 2 | 6 | 8 | 1,3 | 2 | 0,3 | ||
29 | Georgien | 2 | 2 | 2 | 4 | 2,0 | 2 | 1,0 | ||
29 | Deutschland | 3 | 2 | 3 | 5 | 1,7 | 2 | 0,7 | ||
29 | Südkorea | 2 | 2 | 2 | 4 | 2,0 | 2 | 1,0 | ||
29 | Nordkorea | 2 | 2 | 2 | 4 | 2,0 | 2 | 1,0 | ||
29 | Tadschikistan | 3 | 2 | 3 | 5 | 1,7 | 2 | 0,7 | ||
38 | Belgien | 3 | 2 | 3 | 5 | 1,7 | 2 | 0,7 | ||
38 | Finnland | 1 | 2 | 1 | 3 | 3,0 | 2 | 2,0 | ||
Siege verteilt auf | ||||||||||
Platz | Land | Boxer | Vorrd. | H‑Fin | Fin | N | K | K/Boxer | Pkt | Pkt/Boxer |
38 | Italien | 8 | 2 | 8 | 10 | 1,3 | 2 | 0,3 | ||
38 | Marokko | 3 | 2 | 3 | 5 | 1,7 | 2 | 0,7 | ||
38 | Mongolei | 2 | 2 | 2 | 4 | 2,0 | 2 | 1,0 | ||
38 | Mosambik | 2 | 2 | 2 | 4 | 2,0 | 2 | 1,0 | ||
44 | Armenien | 1 | 1 | 1 | 2 | 2,0 | 1 | 1,0 | ||
44 | Kroatien | 1 | 1 | 1 | 2 | 2,0 | 1 | 1,0 | ||
44 | Dänemark | 1 | 1 | 1 | 2 | 2,0 | 1 | 1,0 | ||
44 | Japan | 2 | 1 | 2 | 3 | 1,5 | 1 | 0,5 | ||
44 | Kosovo | 1 | 1 | 1 | 2 | 2,0 | 1 | 1,0 | ||
44 | Niederlande | 1 | 1 | 1 | 2 | 2,0 | 1 | 1,0 | ||
Siege verteilt auf | ||||||||||
Platz | Land | Boxer | Vorrd. | H‑Fin | Fin | N | K | K/Boxer | Pkt | Pkt/Boxer |
44 | Puerto Rico | 2 | 1 | 2 | 3 | 1,5 | 1 | 0,5 | ||
44 | Serbien | 3 | 1 | 3 | 4 | 1,3 | 1 | 0,3 | ||
44 | Schweden | 2 | 1 | 2 | 3 | 1,5 | 1 | 0,5 | ||
44 | Vietnam | 2 | 1 | 2 | 3 | 1,5 | 1 | 0,5 | ||
44 | Sambia | 2 | 1 | 2 | 3 | 1,5 | 1 | 0,5 | ||
55 | Dem. Rep. Kongo | 2 | 2 | 2 | 1,0 | |||||
55 | Ägypten | 3 | 3 | 3 | 1,0 | |||||
55 | Haiti | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Mali | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Montenegro | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
Siege verteilt auf | ||||||||||
Platz | Land | Boxer | Vorrd. | H‑Fin | Fin | N | K | K/Boxer | Pkt | Pkt/Boxer |
55 | Nigeria | 2 | 2 | 2 | 1,0 | |||||
55 | Norwegen | 2 | 2 | 2 | 1,0 | |||||
55 | Palästina | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Papa Neuguinea | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Rumänien | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Samoa | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Slowakei | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Tonga | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Tunesien | 1 | 1 | 1 | 1,0 | |||||
55 | Venezuela | 2 | 2 | 2 | 1,0 |
- Paris Olympic Games Results Book
(PDF mit allen relevanten Dokumenten aus dem Boxpointer)
Detaillerte Punkturteile mit allen Rundenwertungen aller Kämpfe aller Gewichtsklassen (PDF):
Sportliche Wertung
32 der 69 am Boxturnier teilnehmenden Nationen konnten sich in Paris durch den Gewinn von Edelmetall im Medaillenspiegel platzieren. 2021 in Tokyo schafften dies nur 25 Nationen, 2016 in Rio de Janeiro gar nur 19, 2012 in London waren es 20. Damit scheint eine Tendenz erkennbar zu sein, dass sich die Erfolge im olympischen Boxturnier auf immer mehr Nationen verteilen. Wenn sich diese Tendenz fortsetzt, dürfte es für einzelne Nationen schwerer werden, das Turnier so stark zu dominieren, wie wir es von früheren Spielen kannten.
Umso mehr sticht daher die Leistung Usbekistans heraus. Das zentralasiatische Land hatte 7 Boxer und 4 Boxerinnen nach Paris geschickt. Das Team konnte mit unglaublichen 5 Goldmedaillen in die Heimat zurückkehren. Mit dieser Ausbeute steht Usbekistan mit großem Abstand auf dem ersten Platz des Medaillenspiegels. Weltklasse zeigten dabei vor allem die usbekischen Männer: Sie gewannen in 5 der 7 männlichen Gewichtsklassen Gold. Die usbekischen Frauen schafften es hingegen zu keinen Medaillenerfolgen.
China folgt im Medaillenspiegel mit 3 Goldmedaillen auf dem zweiten Platz. Die Volksrepublik hatte 6 Frauen und 2 Männer nach Paris entsendet. Medaillen holten im chinesischen Team nur die Frauen: Neben den 3 Goldmedaillen mussten noch 2 Silbermedaillen im Reisegepäck verstaut werden.
Jeweils eine Goldmedaille errangen Taiwan (Platz 3 im Medaillenspiegel), Kuba (Platz 4 im Medaillenspiegel), Algerien, Irland, und die Ukraine (alle Platz 5 im Medaillenspiegel).
Einige Nationen werden mit ihrem sportlichen Erfolg wohl nicht zufrieden sein:
- Kuba
Kuba holte insgesamt nur 2 Medaillen (1 x Gold, 1 x Bronze). Für kubanische Ansprüche ist das sicherlich zu wenig. Zum Vergleich: 2021 in Tokyo kehrten die Kubaner mit 4 Goldmedaillen und 1 Bronzemedaille in die Karibik zurück. Kuba trat in Paris ausschließlich mit Männern an. Das Frauenboxen ist in Kuba inzwischen zwar (endlich) erlaubt, aber kubanischen Boxerinnen gelang es nicht, sich für die Spiele qualifizieren. Offenbar fehlt es hier noch an internationalem Spitzenniveau. Zwar war Kuba auch 2021 in Tokyo nur mit Männern vertreten, aber im Gegensatz zu Paris reichte damals die sportliche Qualität des Teams aus, trotz der Abwesenheit von Frauen den ersten Platz im Medaillenspiegel zu erkämpfen. Ein Erfolg, der 2024 den Usbeken gelang. Auch wenn die Kubaner für ihre Verhältnisse wenig Medaillen errangen: Im Turnier errangen sie dennoch einige Siege: Von 12 Kämpfen verloren sie nur 4. Das verschafft ihnen gute Ergebnisse in der Nationenwertung in den Auswertungskategorien »Kämpfe je Boxer« (2,4) und »Punkte je Boxer« (2,2). - Irland
Irland hatte 10 Teilnehmende nach Paris entsenden können (6 Frauen und 4 Männer). Doch die Erfolge in den Qualifikationswettbewerben sollten sich in Paris nicht fortsetzen: Von den 14 Kämpfen des irischen Teams gingen 9 verloren. Die meisten schieden in der ersten Turnierrunde aus. Bei den Männern gelang einzig Jack Marley im Schwergewicht ein Sieg. Die anderen 4 Siege des Teams gingen einzig auf das Konto der Goldmedaillengewinnerin Kellie Harrington. Ohne diese Goldmedaille in der Gewichtsklasse bis 60 kg wäre die Bilanz des irischen Teams auch formal desaströs gewesen. Die schlechte Gesamtleistung spiegelt sich in schlechten Werten der Nationenwertung wider: Die Goldmedaille ist zum großen Teil für die 8 Punkte verantwortlich, die Irland hier immerhin noch einen 8. Platz sichern, aber mit 1,4 Kämpfen je Boxer und 0,8 Punkten je Boxer liegt Irland in diesen Auswertungskategorien weit abgeschlagen. - Brasilien
Auch Brasilien dürfte mit nur 1 Bronzemedaille hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben sein. Die Brasilianer hatten ebenso wie Irland 10 Personen für Paris qualifizieren können (5 Frauen und 5 Männer). Von 15 Kämpfen gingen jedoch 10 verloren. 7 Athlet*innen schieden bereits in ihren Auftaktkämpfen aus dem Turnier aus. Eine Ehrenrettung des Teams gelang Barbara Dos Santos, die in der Gewichtsklasse bis 60 kg im Halbfinale zwar der Irin Kellie Harrington unterlag, aber damit die Bronzemedaille gewann. 5 Punkte in der Nationenwertung (20. Platz) und 0,5 Punkte je Boxer und 1,5 Kämpfe je Boxer unterstreichen das wenig zufriedenstellende Gesamtergebnis der Südamerikaner. - Kasachstan
Bei Kasachstan liegt es ähnlich wie bei Brasilien: 7 Boxer und 3 Boxerinnen aus der zentralasiatischen Republik waren an der Seine in das Rennen um Medaillen eingestiegen, aber am Ende gab es nur einmal Silber und einmal Bronze. Auch das hatte man in Kasachstan wahrscheinlich anders erwartet. Andererseits war man aber vielleicht schon ein wenig vorgewarnt gewesen, dass es 2024 in Paris nicht leicht werden würde, denn beim asiatischen Qualifikationsturnier im Herbst 2023 in Hangzhou (China) gelang nämlich nur einem Boxer und eine Boxerin aus Kasachstan die Qualifikation. Alle anderen 8 Teilnehmenden mussten die zweite, gemeinhin als etwas leichter eingeschätzte Chance der beiden Weltqualifikationsturniere nutzen, um in Paris starten zu können. Im Medaillenspiegel sorgten die zwei Medaillen immerhin noch für einen 10. Platz. In der Nationenwertung landeten die Kasachen sogar auf dem 7. Platz, aber man muss hier den Abstand zu Nationen im Auge behalten, die Kasachstan als Mitbewerber aufgefasst haben wird. Kasachstan erzielte in der Punktwertung 11 Punkte (Usbekistan 40). Bei den Wertung »Kämpfe je Boxer« erzielte Kasachstan 2,0 (Usbekistan 2,8). In der Kategorie »Punkte je Boxer« schlagen die Medaillengewinne Usbekistans merklich durch: Kasachstan erzielt hier 1,1 Punkte (Usbekistan 3,6). - Unzufrieden wird man auch in Großbritannien (6 Teilnehmende, 1 x Bronze) und erst recht in Italien (8 Teilnehmende, keine Medaille) gewesen sein.
Das Abschneiden Deutschlands
Beim kontinentalen Qualifikationsturnier im Sommer 2023 in Polen (der ersten Möglichkeit, sich für Paris zu qualifizieren) verglichen sich die 5 Boxerinnen und 7 Boxer des DBV in insgesamt 20 Kämpfen mit ihren europäischen Konkurrent*innen. Sie errangen 11 Siege und mussten 9 Niederlagen hinnehmen. Trotz zweier dritter Plätze gelang beim östlichen Nachbarn im Wettbewerb der europäischen Nationen keine Qualifikation.
So sollte es für die Boxerinnen und Boxer des DBV ganz auf die beiden Weltqualifikationsturniere 2024 in Italien und Thailand ankommen. Beim ersten der beiden Weltqualifikationsturniere in Italien nahmen 6 Boxer und 5 Boxerinnen des DBV am Wettbewerb teil. Das Team bestritt in Busto Arsizio (Norditalien) insgesamt 22 Kämpfe, von denen 13 gewonnen werden konnten und 9 mit Niederlagen endeten. Mit Viertelfinalsiegen gelang schließlich Nelvie Tiafack (+92 kg) und Maxi Klötzer (-50 kg) der Sprung nach Paris.
In Thailand traten schließlich noch einmal 6 deutsche Boxer und 5 deutsche Boxerinnen um die allerletzten freien Startplätze des olympischen Turniers an. 18 Kämpfe absolvierte die Mannschaft in Bangkok, in denen 8 Siege gelangen, aber auch 10 Niederlagen hingenommen werden mussten. Eine Qualifikation weiterer Athleten oder Athleten gelang in Asien damit nicht mehr.
So hatte es erst einmal ganz danach ausgesehen, dass Deutschland in Paris mit einem nur zweiköpfigen Team starten würde (1 Boxer, 1 Boxerin). Ein Tiefpunkt, wenn es dabei geblieben wäre. Doch unmittelbar vor dem Beginn der Olympischen Spiele fiel den Deutschen durch den eingangs bereits erwähnten Dopingverstoß gänzlich unerwartet in der Gewichtsklasse bis 71 kg noch ein weiter Startplatz zu: Als Nachrücker konnte Magomed Schachidov nach Paris reisen. Völlig legal und legitim, aber es bleibt eben ein nicht ganz gewöhnlicher Weg zu den Olympischen Spielen.
Das solchermaßen auf drei Personen angewachsene deutsche Team bestritt im Rahmen des olympischen Boxturniers insgesamt 5 Kämpfe, von denen 3 verloren gingen und 2 gewonnen wurden. Maxi Klötzer (-50 kg) und Magomed Schachidov (-71 kg) verloren bereits in ihren Auftaktkämpfen, während hingegen Nelvie Tiafack (+92 kg) im Achtel- und Viertelfinale seine Gegner ausschalten konnte und erst im Halbfinale gegen den favorisierten Usbeken und späteren Goldmedaillengewinner Bakhodir Jalolov unterlag. Mit dem Erreichen des Halbfinals hatte er die Bronzemedaille sicher.
Im Medaillenspiegel des olympischen Boxturniers teilt sich Deutschland damit den 20. Platz mit Brasilien, Bulgarien, Kanada, den Kapverden, Großbritannien, Georgien, Südkorea, Nordkorea, Thailand, Tadschikistan und den USA.
Sicherlich: Eine Reihe der oben genannten Nationen haben ihre einzige Bronzemedaille nur mit einem erheblich größeren Personaleinsatz erreicht als Deutschland. So startete Brasilien (wie bereits erwähnt) mit 10 Teilnehmenden in den Wettbewerb. Die USA schickten immerhin acht Boxerinnen und Boxer ins Rennen, die Briten sechs. Man könnte das Abschneiden des deutschen Teams aus dieser Perspektive also vielleicht als effizient bezeichnen.
Diese Lesart erscheint indes gewagt, denn sie blendet aus, dass das Abschneiden bei den vorgeschalteten Qualifikationswettbewerben ebenfalls als Leistungsnachweis interpretiert werden kann. In diesen Turnieren, die für sich genommen die sportliche Bedeutung einer Kontinentalmeisterschaft haben, konnte sich Deutschland auf dem Weg des normalen sportlichen Vergleichs zunächst lediglich 2 Startplätze sichern. Und diese auch nicht im direkten Vergleich mit der kontinentalen Konkurrenz, sondern eben erst auf bei der zweiten Chance des ersten Weltqualifikationsturniers. Darin mag man einen gewissen Hinweis auf den aktuellen Leistungsstand sehen.
Der Gewinn der Bronzemedaille verschafft dem olympischen Boxsport in Deutschland eine kleine Atempause. Der Deutsche Boxsport-Verband hat seinen Beitrag zur Medaillenbilanz des gesamten deutschen Teams geleistet. Das kann nicht jede Sportart von sich behaupten. In den Gesprächen mit den institutionellen Partnern und Geldgebern des Sports ist das ein Argument.
So wichtig die Medaille daher auch ist: Man sollte sich jedoch hüten, sie als Zeichen einer Trendwende zu interpretieren. Das wäre sie vielleicht, wenn der Erfolg aus einer breiteren Basis erwachsen wäre, sich also z.B. mehr Boxerinnen und Boxer überhaupt hätten qualifizieren können.
Ohne Reformen kein Erfolg
Eine ehrliche Suche nach einem Weg aus der Talsohle wird viele Punkte auf den Prüfstand stellen müssen. Einen sicherlich sehr zentralen Punkt scheint der Deutsche Boxsport-Verband allerdings identifiziert zu haben und nun anzugehen:
Auf dem DBV-Kongress im November beschloss er eine weitere Zentralisierung der Trainingsstrukturen für den Leistungssport. In der Tat scheint die Verteilung der Talente auf sechs verschiedene Bundesstützpunkte eher föderalen Strukturen geschuldet, denn aus sportfachlichen Erwägungen heraus erklärbar zu sein.
Schließlich trainiert ein Fußballbundesligist seine Mannschaft auch nicht in Deutschland verteilt in mehreren Trainingszentren. Sicherlich: Der Vergleich hat seine Grenzen bei den Unterschieden zwischen einem Individualsport wie Boxen und einem Mannschaftssport wie Fußball. Gleichwohl erscheint er nicht völlig aus der Luft gegriffen, da es hier wie dort um die Entwicklung, Umsetzung und Einhaltung trainingsmethodischer Grundsätze gehen muss.
Ein weiterer Punkt dürfte die Ausbildung der Trainer*innen sein. Sie ist in der wichtigen Einstiegsstufe (C‑Lizenz) den Landesverbänden übertragen – und kann daher fachlich mitunter sehr unterschiedliche Ausprägungen und Schwerpunkte haben.
Aber auch hier deuten sich Änderungen an. Die Landesverbände dürfen seit einiger Zeit nur noch die »C‑Lizenz (Breitensport)« vergeben (mit der allerdings eine verantwortliche Tätigkeit am Ring schon erlaubt ist). Die Ausbildung zur »C‑Lizenz (Leistungssport)« hat der DBV hingegen an sich gezogen – ähnlich wie schon seit jeher die B- und die A‑Lizenzen im Verantwortungsbereich des DBV liegen.
An der Basis wurde dies oft als »Geldmacherei« kritisiert. Doch das greift zu kurz: Gerade an der sportlichen Basis müssten wohl Hebel angesetzt werden, wenn Erfolge an der Spitze nicht überproportional von individuell starken Leistungen abhängen sollen. Denn schließlich wird der Erfolg auf internationalem Niveau umso wahrscheinlicher, je höher das boxerische Niveau auch in der Breite ist. Um das boxsportliche Niveau aber heben zu können, werden Interventionen unvermeidbar sein.
Natürlich: Vor allem an der Basis geschieht vieles im Ehrenamt. Das wirft die Frage auf, ob man ausgerechnet jene, die überhaupt noch zur Übernahme eines Ehrenamtes bereit sind, auch noch mit steigenden Ansprüchen konfrontieren darf. Riskiert man damit nicht vielmehr, dass sie dem Boxsport den Rücken zukehren? – So käme es vielleicht auch tatsächlich, wenn man nicht zugleich dafür sorgt, dass die höher gesetzten Hürden auch genommen werden können.
Schließlich gilt immer noch: Menschen freuen sich zwar über ein Geschenk, stolz sind sie aber auf das, was sie mit Einsatz geleistet und geschafft haben. Darin steckt ein Potenzial zur Motivation, das zu nutzen lohnenswert sein dürfte. Dazu kommt: Erst der erbrachte Einsatz ist Nachweis und Ausdruck einer intrinsisch motivierten Leistungsbereitschaft, die auf eine systematisch und langfristig verbesserte Qualität in der späteren Arbeit der Trainerinnen und Trainer hoffen lassen darf.